Von Ernö und Renate Zeltner
Praktische Nächstenliebe und nicht Andacht hinter Klostermauern ist das Gebot der Vinzentinerinnen, die sich auch »Töchter der christlichen Liebe« nennen.
Luise von Marillac
Ihre Gründerin war die heilige Luise von Marillac, die 1591 als Tochter einer angesehenen Adelsfamilie das Licht der Welt erblickte. Sie wurde fromm und klösterlich erzogen und heiratete einen gleichgesinnten Mann, den Sekretär der Königin. Zum Entsetzen der Höflinge engagierte sich Luise in der Armenpflege, verteilte eigenhändig Almosen an Bedürftige und verstieß damit immer wieder gegen die Etikette der höfischen Gesellschaft.
Nach dem frühen Tod ihres Mannes wandte sie sich ausschließlich der Armen- und Krankenpflege zu. Im Auftrag des heiligen Vinzenz von Paul fasste sie die von ihm begründeten Krankenstationen organisatorisch zusammen und rief auch zahllose neue Einrichtungen ins Leben, die schließlich vom Papst den Status einer Kongregation erhielten. Die wohltätigen Schwestern mit den Flügelhauben wurden bald zu guten Geistern vieler Krankenhäuser und anderer karitativer Einrichtungen in aller Welt. Erst 1934 hat man Luise von Marillac heiliggesprochen. Ihr Namenstag ist der 15. März.
Luise von Sachsen-Weimar
Der Name Luise hat aber auch in Deutschland einen guten Klang. Die Herzogin Luise von Sachsen-Weimar (1757-1830) hatte einst sogar Napoleon die Stirn geboten. »Das ist die Frau«, soll er bewundernd gesagt haben, »die sich auch durch unsere zweihundert Kanonen nicht in die Schranken weisen lässt.«
Doch den Platz im Herzen ihres Ehemanns Karl August hatte sie verloren, den nahm Karoline Jagemann, eine frühere Schauspielerin, Gattin zur Linken, ein. Goethe hat der Herzogin Luise besondere Wertschätzung entgegengebracht, und die Unglückliche war ihm für sein Verständnis dankbar: »Goethe und ich verstehen uns vollkommen, nur dass er noch den Mut hat zu leben – und ich nicht.«
Luise Henriette
Das Haus Brandenburg-Preußen hat gleich zweimal profitiert von der Ehe seiner Herrscher mit einer Prinzessin Luise. Der Hohenzoller Friedrich Wilhelm führte aus Staatsraison 1647 die Oranierin Luise Henriette in sein armes Brandenburg heim und gewann in ihr eine tatkräftige Partnerin, die sich um den Fortbestand der Dynastie ebenso verdient machte wie um wirtschaftliche und kulturelle Belange des Landes nach den Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges. Friedrich Wilhelm hat seine Aufbauleistung den ehrenvollen Beinamen »Großer Kurfürst« eingetragen, Luise Henriette aber ist leer ausgegangen und fast vergessen.
Luise von Mecklenburg
Erwähnung verdient aber auch Luise von Mecklenburg (1776 bis 1810), die ihren Hohenzollern-Vetter Friedrich Wilhelm heiratete und mit ihm 1797 den preußischen Thron bestieg. Als Königin Luise ist sie wegen ihres mutigen Eintretens für Preußens Freiheit, aber auch wegen ihres sozialen Engagements in die Geschichte eingegangen. Sie wurde von den Intellektuellen und Künstlern des Landes hoch geschätzt, verkehrte in literarischen Salons und besuchte regelmäßig Theater-, Opern- und Ballettaufführungen.
Zu ihren Freundinnen, von denen die meisten wie sie selbst literarische Ambitionen hatten, gehörte auch die Herzogin von Kurland, die ihre aristokratischen Gäste gern damit schockierte, dass sie sie bei Tisch mit bürgerlichen und sogar mit jüdischen Intellektuellen konfrontierte. Von Königin Luise stammt auch das selbstkritische Wort über die Ursachen des preußischen Zusammenbruchs unter dem Ansturm der napoleonischen Heere: »Wir waren eingeschlafen auf den Lorbeeren Friedrichs des Großen.«
Luise von Albany
Ein etwas unordentliches, aber doch höchst interessantes Leben hat die Tochter eines Fürsten Stollberg-Geldern (1752-1824) hinter sich gebracht, die als Luise von Albany alias Königin Ludowika mit einem ältlichen britischen Stuart-Spross, der sich König Karl III. von England nannte, in Italien residierte.
Doch bald wurde die hübsche Prinzessin des »Königinnen«-Daseins an der Seite eines alten Mannes, über den sämtliche Fürstenhöfe Europas schmunzelten, überdrüssig und wandte sich dem jungen Dramatiker Vittorio Graf Alfieri zu, den sie später gegen den Maler François Xavier Fabre austauschte. Das hinderte sie aber nicht, dem einstigen Liebhaber Alfieri ein würdiges Grabmal zu setzen, das sie bei dem berühmten Bildhauer Antonio Canova in Auftrag gab.
Luise Millerin
Doch genug des monarchischen Überschwangs und der Würdigung aristokratischer Frauen, die allesamt ihren Ehegatten leicht das Wasser reichen konnten beziehungsweise ihnen geistig, menschlich und auch an Zivilcourage oft überlegen waren! Überall meldete im Gefolge der revolutionären Bewegungen in Europa das Bürgertum seine Ansprüche an. Friedrich Schiller hat in seinem Trauerspiel >Kabale und Liebe< die Luise Millerin als Heldin auf die Bühne gestellt, die es als »Bürgerliche« gewagt hat, einen Mann zu lieben, dem sie gesellschaftlich nicht ebenbürtig war. Sie musste solchen Übermut bei Schiller noch mit dem Tode büßen.