Von Ernö und Renate Zeltner
Die katholische Kirche verehrt eine heilige Elfriede (Namenstag 20. Mai), die sich nach der Ermordung ihres Gatten Edelbert, König der Ostangeln, bis zu ihrem Tod betend in eine Einsiedelei zurückgezogen hat. Eine andere Elfriede wurde weniger wegen eines vorbildlichen Lebenswandels als wegen ihrer gottgegebenen Reize bewundert. Die anrührende angelsächsische Sage, die auch mehreren Poeten (unter anderem Lope de Vega) als Vorlage zu eigenen Dichtungen gedient hat, berichtet von Elfriede von Devonshire, deren legendäre Schönheit König Edgar veranlasste, sie als Ehefrau zu erwählen. Der königliche Gesandte Athelwold sollte im Namen seines Herrn um die Hand der Auserwählten anhalten. Doch der Königsbote, von den Reizen Elfriedes überwältigt, täuschte den König und nahm die Schöne selbst zur Frau. Seinem Herrn schilderte er die Komtesse als abscheulich hässlich und unwürdig, Königin zu werden. Später bei einer Jagd begegnete König Edgar der Elfriede und erkannte, dass Athelwold ihn schändlich hintergangen hatte; er erstach den Entlarvten und vermählte sich mit ihr.
Eine Elfriede unserer Tage ist nicht durch ihren Liebreiz aufgefallen, sie macht vielmehr durch ihr provozierendes literarisches Werk von sich reden: Elfriede Jelinek. Derzeit gilt sie als die international bekannteste Gegenwartsautorin Österreichs. Die 1946 in der Steiermark geborene kritische Feministin dient den österreichischen Boulevardblättern und rechten Kreisen in Kultur und Politik immer wieder als willkommenes, aber doch auch irritierendes Feindbild; in Deutschland, Frankreich und der Schweiz genießt sie aufgrund ihrer Romane und Theaterstücke hohes Ansehen. 1998 hat man ihr die bedeutendste deutsche Literaturauszeichnung, den Georg-Büchner-Preis der Akademie für Sprache und Dichtung, verliehen. Zentrales Thema ihrer Werke ist die Rolle der Frau in der Gesellschaft. Verbreitete Klischees und Missverständnisse, zu denen die oft schrille Jelinek gern selbst beiträgt, macht den Zugang zu ihrer Literatur schwierig. Ihr Stück >Raststätte oder sie machen’s alle<, das 1994 im Wiener Burgtheater Premiere hatte und an zahlreichen deutschen Theatern gespielt wurde, löste aufgrund des ungewöhnlichen Schauplatzes – ein Damenklo – und wegen seiner Sprache eine wahre mediale Hysterie aus. Wirbel im Zuschauerraum und extrem gegensätzliches Echo bei den Kritikern provozierte die Autorin auch mit ihrem >Sportstück< 1998 – ein zorniges Monstrum von Schauspiel, das bei seiner Uraufführung, ebenfalls im Burgtheater, sechs Stunden dauerte. In Jelinekscher Manier war das Stück wieder ein Rundumschlag gegen diverse Auswüchse unserer Gesellschaft – vorgeführt am Massenphänomen Sport. Aufgespießt werden hier die mediale Vergötterung der Spitzensportler, der Fitnesswahn, die Dopingverbrechen, der sprachtötende Medien- und Werbeslang, die Reduktion der Frau auf ihren Körper.
Überraschung in der literarischen Welt, vor allem in ihrer Heimat Österreich, hat im Jahr 2004 die Verleihung des Nobelpreises für Literatur an Elfriede Jelinek ausgelöst.
Berühmte Namensträger von A bis Z
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