Berühmte Namensträger: Tobias

Von Ernö und Renate Zeltner


Seit dem Mittelalter und auch in der Reformationszeit war der Name sehr verbreitet, weil die alttestamentarische Tobias-Geschichte beliebt und allgemein geläufig war. In unserer Zeit wird Tobias, vor allem seit den siebziger Jahren, wieder gern verwendet – vermutlich auch wegen des Wohlklangs der farbigen Vokale o-i-a.

Das romantische Familienbild mit der Geschichte des Tobias findet sich in den apokryphischen Schriften des Alten Testaments.

Tobias war der Sohn eines frommen Juden im assyrischen Exil in Ninive, der sich gleichfalls Tobias nannte. Als Vater Tobias das Unglück widerfuhr, dass ihm Vogelkot in die Augen spritzte und er erblindete, geriet seine Familie in große Not; Anna, die Mutter, mühte sich, mit Spinnarbeit die Ihren zu ernähren. In der verzweifelten Lage schickte der Vater den Sohn nach Rages in Medien, wo er einst bei einem Verwandten für einen Schuldschein zehn Talente Silber hinterlegt hatte. Tobias sollte dieses Geld holen.

Tobias suchte und fand sich einen kundigen Begleiter für die Reise. Mit ihm und einem kleinen Hund machte er sich auf den Weg. Am Fluss Tigris fingen sie als Wegzehrung einen großen Fisch, den sie verspeisten. Die Eingeweide sollte Tobias auf Geheiß des Begleiters aber verwahren. Unterwegs nahmen die zwei bei Verwandten in Ekbatana Quartier. Da begegnete Tobias Sarah, der heiratsfähigen Tochter des Hauses, die durch einen bösen Dämon schon siebenmal vor dem Vollzug der Ehe ihre Freier durch plötzlichen Tod verloren hatte. Die Unglückliche wurde von ihrem Vater nun dem Tobias als Ehefrau versprochen. Da riet der Weggefährte dem Bräutigam, im Brautgemach Herz und Leber des Fisches zu verbrennen; Rauch und Gestank haben dort ganz offenbar dann den Dämon vertrieben. Nachdem Tobias‘ Begleiter auch noch den Schuldschein in Rages eingelöst hatte, wurde die Hochzeit ausgiebig gefeiert.

Nach einiger Zeit kehrte Tobias mit Sarah, seiner Frau, dem Vieh, Geld und Gesinde zu den Seinen nach Ninive zurück, wo er mit der Galle des wundersamen Fisches auch noch die Blindheit seines Vaters kurieren konnte. Als er den Reisegefährten entlohnen wollte, gab sich der als Erzengel Raphael zu erkennen und entschwand. Nach dem Tod seiner Eltern verließ Tobias samt Frau und Kindern das dem Untergang geweihte Ninive und ging zurück in Sarahs Heimat nach Ekbatana.

Tobias Knopp
Tobias Knopp (von Wilhelm Busch)

Weit weniger fromm und sittsam vollzog sich das Erdendasein eines weltlichen Namensvetters, von dem uns der zeichnende, reimende Wilhelm Busch berichtet hat – allerdings musste dieser Tobias auch ohne Himmelsboten auskommen, der ihn an die Hand genommen hätte. Er ist so, wie er heißt, dieser Tobias Knopp, behäbig, rundlich, mit manchen Schrullen eines Junggesellen behaftet; und dann entschließt er sich, den Ledigenstand aufzugeben, und macht sich auf zu Adele,

Die er einst mit ganzer Seele
Tiefgeliebt und hochgeehrt,
Die ihn aber nicht erhört,
So daß er, seit dies geschah,
Nur ihr süßes Bildnis sah.

Doch widrige Umstände verwehren ihm das Glück. Und wie manch anderer Versuch, ans Ersehnte zu gelangen, münden auch die nächsten Abenteuer in den Reim:

Schnell verläßt er diesen Ort
und begibt sich weiter fort.

Das Pech klebt dem guten Knopp an den Freiersfüßen, er tappt von einem Missgeschick ins andere, trifft auf Bauern, Damen und geplagte Gatten, die ihm sogar raten:

Werde niemals Ehemann,
Denn als solcher, kann man sagen,
Muß man viel Verdruß ertragen.

Des Suchens müde und reicher an Erfahrung, entschließt sich Knopp zur Umkehr. Er entsinnt sich der treuen Seele, und zwar ganz in seiner Nähe, von der es schon zu Anfang hieß:

Zwar für Stiefel, Bett, Kaffee
Sorgt die gute Dorothee;
Und auch, wenn er dann und wann
Etwas nicht alleine kann.

>Mädchen<, spricht er, >sag mir, ob …<
Und sie lächelt: >Ja, Herr Knopp !<

Darauf folgen im zweiten Teil der köstlich gezeichneten, satirischen Versgeschichte mehr oder weniger idyllische Szenen aus Knopps Eheleben. Und Knopp

Tut im Stillen hocherfreut
Das, was seine Schuldigkeit,
Steht dann eines Morgens da
Als ein Vater und Papa.

Dem dritten Teil ist schließlich der zum geflügelten Wort gewordene Knoppsche Seufzer vorangestellt:

Vater werden ist nicht schwer,
Vater sein dagegen sehr.

Und die Moral von der Geschicht? Der Name Tobias verpflichtet seine Träger zu genau soviel und zu ebenso wenig wie jeder andere auch. Nur klingt er bedeutend besser. Seinen Namenstag feiert Tobias am 13. September.