Berühmte Namensträger: Ute

Von Ernö und Renate Zeltner


Der Name erfreute sich offenbar im Frühmittelalter besonderer Beliebtheit, denn viele Ehefrauen oder Mütter von Heldengestalten haben ihn getragen. Die Mutter Kriemhilds und der Burgunderkönige in der Nibelungensage hieß ebenso Uota wie die Gattin des Helden Hildebrand (>Hildebrandslied<) und die Muttergestalt im Epos >Kudrun<.

Dafür, dass nicht nur Aristokratinnen und Klosterfrauen zur Heiligkeit erhoben oder zumindest seliggesprochen wurden – auch wenn sich das Gros der weiblichen Heiligen aus der Oberschicht rekrutierte –, mag die selige Utta als Beweis dienen. Sie hat im 9. Jahrhundert im württembergischen Littenweiler gelebt und war »nur« eine einfache Dienstmagd mit vorbildlichem Lebenswandel. Die Namensschwestern sollten ihrer am 20. Januar gedenken.

Kaum eine andere Frau der Geschichte und Kunstgeschichte hat soviel Bewunderung erfahren, solche Emotionen ausgelöst und ist so sehr ins Bewusstsein eines ganzen Volkes gedrungen wie Uta von Ballenstedt. Sie steht – vom Naumburger Meister um die Mitte des 13. Jahrhunderts in Stein gehauen – im Dom zu Naumburg und ist eine der zwölf Stifterfiguren des großen Meisters der europäischen Bildplastik.

Doch hat sie auch als Reproduktion in voller Größe wie im Detail an unzähligen deutschen Wohnzimmerwänden einen Platz gefunden. Uta, um die Jahrtausendwende geboren, wurde nach 1017 mit Markgraf Ekkehard von Meißen vermählt. Sie ist möglicherweise eine Verwandte, sicher aber eine Hofdame der Kaiserin Gisela gewesen. Auf sie geht die Förderung des Dombaus in Naumburg zurück; ihrem Gemahl stand eher der Sinn nach anderen Werten und wohl auch nach anderen Frauen – so jedenfalls wollen es die historischen Klatschspalten wissen. Er soll selbstgefällig und selbstherrlich gewesen sein und es mit der ehelichen Treue nicht genaugenommen haben. Im Jahr 1046 ist er übrigens erstickt. Uta dürfte kurz vor ihm gestorben sein. Bei der Darstellung des Paares – zweihundert Jahre nach ihrem Ableben – muss der Meister gründliches Quellenstudium betrieben haben. Die Uta vom Naumburger Dom schirmt sich vom neben ihr stehenden Ekkehard mit Hilfe des hochgestellten Kragens und der darunter versteckten Hand deutlich ab. »Rühr mich nicht an!« scheint sie mit dieser Abwehrhaltung zu signalisieren. Ihr Gesicht ist ernst, fast schwermütig, der Blick geht ins Leere. Nichts spricht da von Zuneigung oder zumindest Respekt für den Mann an ihrer Seite. Nur in der von ihrem ruppigen Gefährten abgewandten Seite der Uta sind Leben und Bewegung.

»Da bauschen sich die Falten, da blüht die junge Brust, da lockt die edle Hand, dass man die Stirn darüber neigen möchte.« So schwärmt der Biograph Rudolf Stöwesand. Utas Linke gilt als die »schönste Hand der deutschen Plastik«. Für die Kunsthistoriker sind die Stifterfiguren von Naumburg frühe Beispiele einer individuell gestaltenden Bildniskunst; vielleicht aber hat Uta von Ballenstedt in Gestalt der schönen Stifterfigur im Naumburger Dom so viele Menschen fasziniert, weil sich aus ihrer Haltung, Mimik und Gestik so viel Menschliches herauslesen lässt.