Von Ernö und Renate Zeltner
Außer dem heiligen Erzmärtyrer Stephanus, der als erster Zeuge für Christus den Märtyrertod auf sich nahm, feiert die Kirche das Gedächtnis mehrerer weiterer Heiliger, die diesen Namen trugen.
Unter ihnen war der heilige Stephan I. von Ungarn der bedeutendste. Dieser Stephan (967 oder 977-1038), erster gekrönter christlicher König von Ungarn, soll sich die Krone von Papst Silvester II. erbeten haben. Seine Herrschaft brachte im Hinblick auf die Zukunft den tiefsten Einschnitt in der Geschichte der Magyaren. Die Annahme des christlichen Glaubens durch seinen Vater, den Landesfürsten Géza aus der Ärpadendynastie, war Voraussetzung für eine bodenständige Kultur des Nomadenvolkes der späten Völkerwanderungszeit. Es war Stephans Werk, dass die Ungarn verhältnismäßig schnell in die Gemeinschaft der europäischen Völker hineinwuchsen und nicht wie vergleichbare Stammesverbände untergingen oder assimiliert wurden.
Fürst Géza ließ seinen Sohn christlich erziehen und verheiratete ihn mit der bayerischen Prinzessin Gisela, Schwester des späteren Kaisers Heinrich II.; damit machte er zugleich den Weg frei für christliche Missionare und löste sich allmählich vom östlichen Einfluss. Stephan erklärte das Christentum zur Staatsreligion und bekämpfte den Partikularismus der noch dem heidnischen Schamanenkult anhängenden Territorialherren; er führte eine strenge Zentralverwaltung ein, organisierte die Rechtspflege und die Kirche nach fränkischem Vorbild. Szent Istvan (Stephan der Heilige) ist der Landespatron Ungarns, man ehrt ihn als Nationalheiligen und feiert seinen Todestag (20. August) als Nationalfeiertag.