Von Ernö und Renate Zeltner
Von Frère Jacques bis Jacques Delors, von Giacomo Puccini bis Jacques Offenbach, von König James bis Jimmy Carter, von Jakob Jordaens bis Jacques Callot, von Jakob Wassermann bis Jacob Burckhardt reicht die endlose Kette berühmter Namensträger – vom >billigen Jakob< soll hier nicht die Rede sein. Doch fangen wir bei den Heiligen an. Da gibt es den Jakobus Major, den Fischer aus Galiläa, der mit seinem Bruder Johannes zu den ersten Jüngern gehörte (Jesus hat die beiden liebevoll >Donnersöhne< genannt). Schon bald nach der Passion seines Herrn soll Jakobus den Märtyrertod erlitten haben. Die Legende berichtet, dass der Apostel auch in Spanien wirkte. Das ist wohl der Grund, warum seine Gebeine im 7. Jahrhundert nach Santiago de Compostela kamen und seither von Pilgern aus aller Welt verehrt werden. Sie ziehen, soweit sie heute noch zu Fuß wallfahrend unterwegs sind, auf dem Jakobsweg, den inzwischen zahllose Herbergen, Kirchen, Kapellen und zunehmend auch Hotels und Gaststätten säumen, nach Santiago. Die große Mehrheit der Wallfahrer aber reist in Bussen an, um Sankt Jakobus dem Größeren ihre Reverenz zu erweisen. Sein Fest ist der 25. Juli. Das Namensfest des später berufenen Apostels Jakobus Minor, der ein Verwandter Jesu gewesen ist und ihm ähnlich gesehen haben soll, wird zusammen mit dem des Jüngers Philippus am 1. Mai gefeiert. Beide werden von Hutmachern, Tuchwalkern und Krämern als Schutzpatrone verehrt.
Die radikalen Republikaner der Französischen Revolution, die Jakobiner, sind nicht wegen ihrer Anhänglichkeit an diesen oder jenen heiligen Jakobus zu ihrem Namen gekommen, sondern weil sie sich erstmals im Pariser Dominikanerkloster Sankt Jakob versammelt haben. Ihr Erkennungszeichen war die rote Jakobinermütze (Bonnetrouge) mit umgeknicktem Zipfel und blauweißer Kokarde.
Den Namen der Apostel trug auch ein Krösus unter den deutschen Handelsherren, der Augsburger Kaufmann Jakob Fugger (1459 bis 1525). In seinem Haus gingen Fürsten, Bischöfe und solche, die es werden wollten, aus und ein. Fugger war nicht nur Besitzer von Webereien, Textilfabriken, Bankhäusern und Bergwerken, er rüstete mit seinem Geld gleich ganze Armeen aus, und natürlich streckte er seinen adeligen Schuldnern auch die Bestechungsgelder vor, mit deren Hilfe sie ihre Wahl zum Kirchenfürsten, König oder Kaiser betrieben. Kaiser Karl V. bekam von Jakob Fugger ein Darlehen von 550 000 Gulden für den Wahlkampf. Parteienfinanzierung nennt man so etwas heute. Da auch die Kirche in das lukrative Geschäft des Ämterkaufs involviert war, hatte sie das Zinsverbot für Christen längst aufgehoben und bescherte damit den jüdischen Bankiers die heftigste Konkurrenz.
Auch der >Ablass< war eine sprudelnde Geldquelle des Hauses Fugger. Ein Hohenzoller, Albrecht von Brandenburg, hatte sich vom Papst gleich drei Bischofsstühle übereignen lassen, die von Magdeburg, Halberstadt und Mainz. Finanziert wurde die Transaktion von Jakob Fugger. Albrecht musste nämlich Papst Leo X. 14 000 Dukaten für seine Ämterfülle zahlen und weitere 10 000, weil der dritte Bischofssitz gegen die Usancen des Kirchenrechts verstieß. Jakob Fugger organisierte zusammen mit Rom ein Ablassgeschäft. Albrecht bekam das Monopol zur Vertreibung des Ablasses in Deutschland; aus einem Teil des Erlöses sollte er seine Schulden an Fugger zurückzahlen – mit Zinsen, versteht sich; ein anderer Teil ging an die Kirche, und den Rest sicherte sich Kaiser Maximilian, der von der Angelegenheit noch rechtzeitig Wind bekommen hatte. Doch genau dieses Geschäft war es, das Luther veranlasst hat, beim Hohenzollern Albrecht höflich anzufragen, was es denn mit dem Soll und Haben dieser Ablassangelegenheit eigentlich auf sich habe. Dem Doktor Martin Luther galt der Schuldner Albrecht nämlich als die >Pest Deutschlands<, >ein deutscher Wal<, der >das Höllenküchlin verdäuet<. Der Ausgang der Geschichte ist bekannt.
Doch diese Transaktion war nur ein Mosaikstein in den weltumspannenden Geschäften des Hauses Fugger. Immerhin hat Jakob auch eine frühe Form des sozialen Wohnungsbaus ins Werk gesetzt. Auf seine Initiative ging die >Fuggerei< zurück, eine Anlage von 53 Arbeiterhäusern in Augsburg, aus der schließlich eine ganze Siedlung mit Schule, Krankenhaus und Kirche geworden ist und die bis heute noch besteht. Im Jahre 1516 wurde mit dem Bau dieser >ältesten Sozialsiedlung der Welt< begonnen. Es handelte sich um >Wohnstätten für unschuldig in Not geratene Mitbürgen. Jede der 106 Drei-Zimmer-Wohnungen kostete damals einen rheinischen Gulden Jahresmiete. Der heutige Mietpreis beträgt 0,88 Euro pro Jahr. Die ganze Aktion kostete Fugger seinerzeit runde 25 000 Gulden, also genau so viel wie der Stirndiamant des Königs von Kairo, den er für seine Pretiosensammlung kaufte. Doch die Siedlung war eine lohnende PR-Aktion für das Haus Fugger; sie ist im Bewusstsein von Generationen und in den Schulbüchern von Jahrhunderten fester verankert als die abenteuerlichen Geschäfte der gar nicht so ehrbaren Kaufmannsfamilie.
Berühmte Namensträger von A bis Z
Adam * Adelheid * Adolf * Agathe * Agnes * Albert * Alexander * Alfred * Andreas * Angelika * Anna * Anton * Armin * Arnold * Artur * Attila * August * Barbara * Benedikt * Benjamin * Bernhard * Bertha * Bettina * Boris * Brigitte * Bruno * Caecilia * Carmen * Christian * Christoph * Clara * Claudia * Cornelia * Daniel * David * Diana * Dietrich * Dorothea * Eberhard * Edith * Egon * Eleonora * Elfriede * Elisabeth * Elmar * Emma * Erik * Ernst * Erwin * Eugen * Eva * Felix * Ferdinand * Flora * Florian * Frank * Franz * Friedrich * Gabriel * Georg * Gerhard * Gertrud * Gottfried * Gudrun * Günter * Gustav * Hannes * Hedwig * Heinrich * Helena * Helmut * Henriette * Herbert * Hildegard * Hubert * Hugo * Ignaz * Irene * Isabel * Joachim * Johannes * Josef * Judith * Julia * Karl * Kaspar * Katharina * Klemens * Konrad * Konstanze * Kurt * Laura * Leonhard * Lieselotte * Lina * Lola * Ludwig * Luise * Lukas * Manfred * Manuel * Margarete * Maria * Marianne * Markus * Marlene * Martin * Matthias * Maximilian * Melanie * Michael * Moritz * Natalie * Nikolaus * Olaf * Oliver * Oskar * Otto * Paul * Peter * Rahel * Rainer * Rebekka * Regina * Reinhold * Renate * Richard * Robert * Roland * Rosa * Rudolf * Ruth * Sabine * Sarah * Sebastian * Siegfried * Siegmund * Sigrid * Simone * Sophie * Stefan * Susanna * Theodor * Therese * Thomas * Tobias * Ulrich * Ursula * Ute * Veronika * Victoria * Volker * Walter * Werner * Wilhelm * Wolfgang * Yvonne * Zita