Von Ernö und Renate Zeltner
Ein wahrhaft orgiastisches Martyrium hatte die heilige Irene zu erdulden, die um das Jahr 300 in Thessaloniki lebte und mit ihren Schwestern Agape und Chionia um ihres Glaubens willen verbrannt wurde. Ein lüsterner Richter hatte vorher versucht, die Schönen für sich einzunehmen und versprach ihnen für diesen Fall das Leben. Doch als er sich ihnen unzüchtig nähern wollte – sagt die Legende –, da hatte er drei Töpfe in den Armen. Die beiden Schwestern mussten zuerst sterben. Irene, die offenbar die Allerschönste war, hatte es dem Bösewicht besonders angetan. Sie wurde splitternackt im Schandhaus zur Schau gestellt, damit sich jedermann »bediene«. Doch niemand rührte die Tugendsame an. Da ließ man ihr die Zunge abschneiden, die Zähne einschlagen, sie mit einem Pfeil durchbohren und schließlich bei lebendigem Leib verbrennen. Die Heilige wird mit Töpfen oder einem Pfeil dargestellt. Ihr Festtag ist der 5. April. Die Gläubigen rufen sie bei Gewitter und Blitz an.
Es ist das Verdienst einer byzantinischen Kaiserin namens Irene, die im 8. Jahrhundert gelebt hat, dass der bereits abgeschaffte Bilderkult in der orthodoxen Kirche beim Konzil von Nicäa (787) wieder eingeführt wurde. Ohne diesen Beschluss hätte es unzählige byzantinische Mosaiken, Ikonen und Ikonostasen nie gegeben.
Der Physikerin Irène Joliot-Curie (1897-1956) ist es zu danken, dass eine zweite Frau (nach ihrer Mutter Marie Curie) mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Auch sonst trat die begabte Naturwissenschaftlerin ganz in die Fußstapfen ihrer Mutter. Zu einer Zeit geboren, da Marie Curie zwischen Forschungsarbeit und Geldverdienen kaum Zeit für ihre Tochter aufbringen konnte, fand Irene in ihrem Großvater Eugène Curie einen verständnisvollen Erzieher und Gefährten. Er weckte das Interesse des Kindes an Natur und Literatur, förderte sie nach Kräften und legte als Teilnehmer an der Revolution von 1848 den Grundstein für ihr politisches Interesse und soziales Engagement.
Im Ersten Weltkrieg waren Irene und ihre Mutter rastlos damit beschäftigt, in den Lazaretten Verwundete zu röntgen und damit die Diagnostik zu verbessern. Schon mit 18 Jahren leitete Irène den Röntgendienst eines Krankenhauses selbständig.
Abgesehen von der menschlichen und wissenschaftlichen Nähe zu ihrer Mutter, mit der sie eng zusammenarbeitete, tat sich Irène Curie schwer im Umgang mit Menschen, mit Kollegen und vor allem mit jungen Männern. Doch dann konnte sie als 29jährige ihrer Mutter eines Tages beim gemeinsamen Frühstück mitteilen, dass sie heiraten würde. 1926 zog der Physiker Pierre Joliot als Ehemann Irènes bei den Curies ein. Die jüngere Schwester Eve hat in einer Biographie über ihre Mutter davon berichtet:
»Das Leben im Haus war auf den Kopf gestellt! Ein junger Mann tauchte in dem Frauenquartier auf, das mit Ausnahme einiger weniger vertrauter Freunde niemals einen Besuch sah.«
Doch Marie Curie konnte sich nach anfänglicher Skepsis bald davon überzeugen, dass die Ehe wie die wissenschaftliche Gemeinschaft ihrer Kinder funktionierte. Joliot nahm sogar den berühmten Namen seiner Frau an, womit er nach Meinung seiner Schwiegermutter allerdings die familiäre Intimität etwas zu weit trieb. Dass Irène und Pierre 1935 gemeinsam den Nobelpreis erhielten, hat Marie Curie nicht mehr erlebt.
Irène fand trotz ihrer umfangreichen Forschungsarbeit viel Zeit für ihre Kinder, die ebenfalls beide Physiker wurden, für die Literatur (sie übersetzte zum Beispiel Gedichte von Kipling ins Französische) und für die Politik. Unter Léon Blum wurde die engagierte Sozialistin sogar Staatssekretärin in der Volksfrontregierung. Im Nachkriegsfrankreich war die politische Richtung Irènes ebensowenig gefragt wie die des Widerstandskämpfers Joliot-Curie, der zunächst die Funktion eines Hohen Kommissars der französischen Atomenergiebehörde inne hatte. Irène war neben ihrer wissenschaftlichen Arbeit als Direktorin des Radium-Instituts auch in den pazifistischen Frauenbewegungen aktiv. Wie ihre Mutter starb Irène Joliot-Curie an Leukämie – mit 58 Jahren; die Schutzmaßnahmen gegen Röntgen- und vor allem radioaktive Strahlung waren in der Pionierzeit einer jungen, gefährlichen Wissenschaft eben noch unvollkommen.
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