Berühmte Namensträger: Agnes

Von Ernö und Renate Zeltner

Sie ist zur Schutzpatronin der jungen Mädchen und ihrer Unschuld geworden. Agnes, die 13jährige Römerin und Christin, setzte sich – so erzählt die Legende – gegen die lüsternen Absichten eines heidnischen Mannes von hohem Stande zur Wehr, wurde als Christin angeklagt und vom Richter zur Strafe in ein Bordell verbannt. Doch ehe sie an ihrer Jungfräulichkeit Schaden nehmen konnte, wuchsen ihr so lange Haare, dass sie ganz von ihnen bedeckt war. Auf dem Scheiterhaufen konnte ihr das Feuer nichts anhaben, erst das Schwert des Henkers brachte ihr den Tod. Über ihrer Hinrichtungsstätte auf der Piazza Navona in Rom steht die eindrucksvolle Kirche Sant‘ Agnese in Agoni, ein Gemeinschaftswerk der großen Barockarchitekten Borromini, Bernini und Rainaldi. Das Namensfest der standhaften Jungfrau wird am 21. Januar gefeiert.

Auch anderen Frauengestalten namens Agnes scheint das Glück nicht recht hold gewesen zu sein: früh verwitwet die beiden Königinnen Agnes von Poitou und Agnes von Österreich; zweifelhafter Glanz einer »Maitresse en titre« für Agnes Sorel, die den schwachen König Karl VII. eine Menge Geld kostete, nicht zuletzt, weil sie ihm vier Töchter gebar. Und dann war da die tragische Figur der Bernauerin:

Agnes Bernauer
Agnes Bernauer

Die traurige Liebesgeschichte der schönen Tochter eines Augsburger Barbiers und Chirurgs mit Herzog Albrecht III. von Bayern spielte sich im 15. Jahrhundert ab und hat seither Gemüter und Phantasie der Dichter bewegt. Herzog Ernst, der Vater des leidenschaftlich entbrannten Albrechts, musste die Mésalliance des fürstlichen Sohnes mit einer Bürgerlichen grausam beenden, weil dieser mit der Heirat der Agnes Bernauer nach dem Rechtsempfinden seiner Zeit gegen alle gottgewollte Ordnung und die Staatsräson verstoßen hatte. Friedrich Hebbel nahm sich des dramatischen Stoffes und »bürgerlichen Trauerspiels« an und stellte dem Recht des einzelnen auf persönliches Glück das der Gemeinschaft auf unumstößliche gesellschaftliche Maxime entgegen; letzteres aber musste, auch nach des Dichters Verständnis, endlich siegen.

Hebbel bekennt:

»Ich habe eine einfach rührende, menschlich schöne Handlung, treu und schlicht, wie der Chronist sie überliefert, in die Mitte gestellt und das Reich mit allen seinen Elementen steht dahinter, wie ein ungeheurer Berg mit Donner und Blitz … Es ist darin ganz einfach das Verhältnis des Individuums zur Gesellschaft dargestellt und demgemäß an zwei Charakteren, von denen der eine aus der höchsten Region hervorging, der andere aus der niedrigsten, anschaulich gemacht, dass das Individuum, wie herrlich und groß, wie edel und schön es immer sei, sich der Gesellschaft unter allen Umständen beugen muss, weil in dieser und ihrem notwendigen formalen Ausdruck, dem Staat, die ganze Menschheit lebt, in jenem aber nur eine einzelne Seite derselben zur Entfaltung kommt. Das ist eine ernste, bittere Lehre, für die ich von dem hohlen Demokratismus unserer Zeit keinen Dank erwarte; sie geht aber durch die ganze Geschichte hindurch.«


Damit nicht 5 angelaufen kommen, wenn ich mein Kind rufe.