Berühmte Namensträger: Wolfgang

Von Ernö und Renate Zeltner


Wolfgang, Bischof von Regensburg, starb am 31. Oktober (Namenstag) 994. Er soll mehrere hundert Wunder bewirkt haben und wird vor allem in St. Emmeram in Regensburg, aber auch im österreichischen Pupping, wo ihn der Tod ereilte, und in St. Wolfgang am Abersee verehrt. Der Benediktinermönch, der Würden und Ämter immer wieder ausschlug, hat sich zwar vergeblich bemüht, dem »durch Raub und Kriegszüge verwilderten Ungarn« die christliche Botschaft nahezubringen, war aber als Erzieher und Mann der Wissenschaft erfolgreich. Er gilt als Schutzheiliger der Zimmerleute und der Schnitzer, der Köhler und der Schäfer.

Ein ganz anderer Wolfgang war zwar dem Weltlichen herzlich zugetan, wird aber von seinen »Fans« wie ein Heiliger verehrt:

Ein Salzburger Kapellmeister namens Mozart ist gestern in Paris angekommen – mit zwei Kindern von der hübschesten Erscheinung der Welt. Seine elfjährige Tochter spielt in der glänzendsten Weise Klavier, und ihr Bruder, der nächsten Februar sieben Jahre alt wird, ist eine so außerordentliche Erscheinung, dass man das, was man mit eigenen Augen und Ohren erlebt, kaum glauben kann. Die Kinder haben die Bewunderung aller derer erregt, die sie gesehen haben.

So begeistert berichtet der diplomatische Agent und Literat Baron Melchior Grimm am 1. Dezember 1763 vom ersten Auftreten des Geschwisterpaars in Paris – und natürlich ohne auch nur zu ahnen, welche Fülle von genialen Werken im Herzen dieses Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791 ) noch herankeimt, mit denen er einst die Musikliebhaber der ganzen Welt beglücken wird. Und das in »glänzendster Weise Klavier spielende« andere Wunderkind, die elfjährige Marie Anna Mozart, die man einfach das »Nannerl« nannte? Sie ist auf den ersten Auslandstourneen, die Vater Leopold Mozart mit seinen zwei Wunderkindern unternommen hat, Partnerin des kleinen »Wolferl« gewesen und blieb die uneigennützige Begleiterin des künstlerischen Aufstiegs ihres begnadeten Bruders. Ihrem Vater war sie bis zu ihrer Verheiratung eine treue und verlässliche Stütze und für Wolfgang nicht nur die liebende und geliebte Schwester (»carissima sorella«) – das geht aus unzähligen Briefen hervor – sondern eine Vertraute, mit der er sich auch in musikalischen Fragen beriet. »Meine Frau und ich wünschen Dir alles Glück zu Deiner Standesveränderung, und dass Ihr beide so gut zusammenleben möchtet – wie wir zwei!« schreibt Wolfgang Amadeus seiner Schwester, die mit 33 Jahren den Freiherrn von Berthold zu Sonnenberg heiratet. Mit bereits zwei Jahren eigener Erfahrung gibt er Nannerl noch folgenden kleinen Rat:

»Du wirst im Eh’stand viel erfahren,
was dir ein halbes Rätsel war;
bald wirst du aus Erfahrung wissen,
wie Eva einst hat handeln müssen,
daß sie hernach den Kain gebar.
Doch, Schwester, diese Eh’standpflichten
wirst du von Herzen gern verrichten,
denn glaube mir, sie sind nicht schwer
Doch jede Sache hat zwo Seiten:
Der Eh’stand bringt zwar viele Freuden,
allein auch Kummer bringet er.
Drum, wenn dein Mann dir finstre Mienen
die du nicht glaubest zu verdienen,
in seiner Übeln Laune macht,
so denke, das ist Männergrille,
und sag: Herr, es gescheh‘ dein Wille
bei Tag, und meiner in der Nacht.«

Wolfgang Amadeus Mozart
Wolfgang Amadeus Mozart

Es wäre müßig, sich im Rahmen dieses Beitrags auf die Aufzählung des monumentalen Mozartschen Werks einzulassen, der Genius hat in kaum dreißig Schaffensjahren nicht weniger als 626 Werke, darunter zwanzig Messen, 23 Opern, 49 Symphonien und 55 Konzerte, komponiert sowie unzählige Fragmente hinterlassen. Und als geradezu unstatthaft müsste es erscheinen, an dieser Stelle seine Musik zu erläutern. Mozarts Leben ist längst von Biographen bis in den kleinsten Winkel aufgehellt, sein musikalisches Schaffen von Berufenen bis ins letzte analysiert und ausgelotet. Hier sollte die wortwitzelnde Schelmenhaftigkeit, die heitere Seite seines Wesens angedeutet sein.