Berühmte Namensträger: Heinrich

Von Ernö und Renate Zeltner


Obwohl er der Sohn des Bayernherzogs Heinrich der Zänker war, ist aus Kaiser Heinrich II. ein Heiliger geworden. Wie realpolitisch die Kirche oftmals bei der Zuerkennung eines Heiligenscheins agierte, lässt sich an der Lebensgeschichte dieses Kaisers ablesen. Vermutlich haben sich auch Kirchenhistoriker gelegentlich gefragt, warum ein solcher Macht- und Realpolitiker in den Kreis der Heiligen aufgenommen wurde.

Heinrich (973-1024), der letzte Sachsenkaiser, war mit Kunigunde verheiratet, die kinderlos blieb und ebenfalls heiliggesprochen wurde. Glaube und Gottesfurcht hinderten ihn im Kampf mit dem Polenherzog Boleslaw nicht daran, sich mit den heidnischen Lutizen zu verbünden. Auch andere Länder fielen ihm nicht im Gebet, sondern in harten Kriegshändeln zu. Heinrich hat das Reichskirchensystem ausgebaut, doch geschah dies nicht uneigennützig, denn die Kirchenfürsten, die er einsetzte, waren seine Neuesten Vasallen. Er unterstützte vor allem den Reformflügel der Geistlichkeit, pflegte enge Freundschaft mit dem Heiligen Odilo von Cluny und entzog ganz im Sinne der cluniazensischen Reform vielen Klöstern ihre reichen Besitztümer. Ein Heiliger auf dem Kaiserthron? Die Legende hat seiner Heiligkeit ein wenig nachgeholfen; sie berichtet, dass Heinrich und Kunigunde fromm waren, in steter Keuschheit lebten und beide jungfräulich gestorben sind.

Heinrich IV.

Ein anderer Kaiser namens Heinrich ist trotz der Erziehung durch zwei bedeutende Bischöfe (Anno von Köln und Adalbert von Bremen) nicht in die Gemeinschaft der Heiligen eingegangen, denn Heinrich IV. (1050-1106) hat sich mit dem Papst angelegt. Weil er auf die Einsetzung der Bischöfe in seinem Reich nicht verzichten wollte, kam es zum sogenannten Investiturstreit mit Papst Gregor VII. Der schleuderte während dieses Machtkampfs den Bannstrahl gegen den unbotmäßigen deutschen König, was für diesen die Notwendigkeit des buchstäblichen Ganges nach Canossa nach sich zog.

Heinrich Heine

Heinrich Heine
Heinrich Heine, 1831

Ein Heinrich der Neuzeit namens Heine hat diese weltpolitisch ernste Begebenheit in eher unernste Strophen gebracht:

Auf dem Schloßhof zu Canossa
Steht der deutsche Kaiser Heinrich,
Barfuß und im Büßerhemde, Und
die Nacht ist kalt und regnicht.

Droben aus dem Fenster lugen Zwo
Gestalten, und der Mondschein
Überflimmert Gregors Kahlkopf
Und die Brüste der Mathildis.

Heinrich mit den blassen Lippen
Murmelt fromme Paternoster; Doch im
tiefen Kaiserherzen Heimlich knirscht er,
heimlich spricht er:

»Fern in meinen deutschen Landen
Heben sich die starken Berge, Und
im stillen Bergesschachte Wächst
das Eisen für die Streitaxt.

Fern in meinen deutschen Landen
Heben sich die Eichenwälder, Und im
Stamm der höchsten Eiche Wächst der
Holzstiel für die Streitaxt.

Du mein liebes, treues
Deutschland, Du wirst auch den
Mann gebären, Der die Schlange
meiner Qualen Niederschmettert
mit der Streitaxt.

Heinrich Heine (1797-1856) wurde als Sohn eines Kaufmanns geboren, den aber allerlei Missgeschicke um sein Geld brachten. Seine Mutter hatte zwar Ambitionen mit ihm, wollte aber durchaus nicht dulden, dass er Dichter wurde. Heine selbst schrieb dazu:

Die Begriffe, die man damals mit dem Namen Dichter verknüpfte, waren nämlich nicht sehr ehrenhaft, und ein Poet war ein zerlumpter, armer Teufel, der für ein paar Taler ein Gelegenheitsgedicht verfertigt und am Ende im Hospital stirbt.

Von seinem Vater hat der Dichter berichtet, dass er »weniger mit dem Kopf als mit dem Herzen« dachte. »Er war von allen Menschen derjenige, den ich am meisten auf dieser Erde geliebt.«

Keinen Spaß verstand Vater Heine allerdings, wenn es um die Religion ging. Nach ein paar spöttischen Bemerkungen des Sohnes über Glaubensfragen, die dem frommen Mann missfielen, erntete Heinrich die längste und eindringlichste väterliche Standpauke seines Lebens:

Lieber Sohn! Deine Mutter läßt dich beim Rektor Schallmeyer Philosophie studieren. Das ist ihre Sache. Ich, meinertheils, liebe nicht die Philosophie, denn sie ist lauter Aberglauben, und ich bin Kaufmann und habe meinen Kopf nötig für mein Geschäft. Du kannst Philosoph sein, soviel du willst, aber ich bitte dich, sage nicht öffentlich, was du denkst, denn du würdest mir im Geschäft schaden wenn meine Kunden erführen, daß ich einen Sohn habe, der nicht an Gott glaubt; besonders die Juden würden keine Velveteens bei mir mehr kaufen, und sind ehrliche Leute, zahlen prompt und haben auch recht, an der Religion zu halten. Ich bin dein Vater und also älter als du und dadurch auch erfahrener; du darfst mir also aufs Wort glauben, wenn ich mir erlaube, dir zu sagen, daß der Atheismus eine große Sünde ist.

Mancher weiterer Heinrich

Viel wäre noch zu berichten über so manchen Heinrich. Es gab noch andere große Dichter und Schriftsteller dieses Namens wie Heinrich von Kleist und Heinrich Mann, literarische Gestalten wie den »Armen Heinrich«, Könige vom Format eines Heinrich VIII. von England, Unternehmer wie Henry Ford, Hobby-Archäologen wie Heinrich Schliemann und Startenöre wie Enrico Caruso. Und fast alle taugen sie zum Vorbild und Namensvetter für einen kleinen Heinrich.