Von Ernö und Renate Zeltner
Wer auf den Namen Gustav getauft ist, der kann sich getrost an den heiligen Augustinus halten, wenn es um den Namenstag geht.
Auch wenn kein heiliger Gustav aufzutreiben ist, Könige dieses Namens gibt es genug, allerdings nur in Schweden. Und auch sonst herrscht an wirklich großen Namensträgern kein Mangel, man denke nur an den Maler Gustave Courbet, den Grafiker Gustave Dore, die Schriftsteller Gustav Freitag und Gustave Flaubert, den Komponisten Gustav Mahler, an den Politiker Gustav Stresemann, den Schauspieler und Regisseur Gustaf Gründgens.
Und doch soll von einem großen Ingenieur die Rede sein, der mehr als eine berühmte Eisenkonstruktion in Europa geschaffen hat und doch nicht der »Eiserne Gustav« war. Hätten sich die zahlreichen und zum Teil weltbekannten französischen Künstler und Schriftsteller durchgesetzt mit ihrem Protest gegen den geplanten Eiffelturm, diesen modernen Turmbau von Babel, so würde uns der Name Eiffel heute wahrscheinlich nicht mehr viel sagen. Wie ein großer Tintenklecks – so hieß es – wird sich der Schatten dieses barbarischen Ungetüms aus Blech und Eisen über die Stadt breiten und das Bild von Paris mit den Denkmälern vieler Jahrhunderte verderben.
Der Ingenieur Alexandre Gustave Eiffel (1832-1923) konnte bereits europaweit auf eine erfolgreiche Konstrukteurs- und Bautätigkeit zurückblicken, als er 1886, drei Jahre vor der Eröffnung der Pariser Weltausstellung, bei der französischen Regierung seinen Plan für einen dreihundert Meter hohen Eisenturm einreichte, der dann zur Sensation der Weltschau und ganz allmählich zum Wahrzeichen von Paris geworden ist. Mit 33 hatte Eiffel in der Nähe von Paris eine Maschinenfabrik gegründet, doch seine Hauptaktivität galt der Errichtung von Eisenbauten: Eisenbahnbrücken, Brücken, Pavillons etc., für die er oft wegweisende Eisenkonstruktionen entworfen und eingesetzt hat. Die Duoro-Brücke bei Porto, Brücken in Bordeaux und Bayonne, der Pavillon der Stadt Paris für die Weltausstellung 1878 sind hervorragende Beispiele seines Wirkens. Auch die Margaretenbrücke und der Westbahnhof in Budapest – großartige Beispiele früher Industriearchitektur – wurden von der Firma des Gustave Eiffel ausgeführt.
Den Baugrund für den Eiffelturm stellte die Stadtverwaltung von Paris am Marsfeld unentgeltlich zur Verfügung, unter der Bedingung, daß das Bauwerk nach zwanzig Jahren in den Besitz der Stadt übergehen würde. Eiffel mußte sich verpflichten, so zu bauen, daß der Turm gegebenenfalls auch wieder abgetragen und andernorts aufgebaut werden konnte. Der mit Antenne 320,8 Meter hohe Eiffelturm steht auf einem Betonfundament von 676 Quadratmetern und hat ein Gewicht von neun Millionen Kilogramm, für sportliche Turmstürmer waren 1792 Stufen zu bewältigen, es gab allerdings von Anfang an auch Aufzüge, um hinaufzugelangen. Die Gesamtkosten des Turmbaus beliefen sich auf 6 500 000 Franc.
Das als Ausstellungsattraktion errichtete Bauwerk bedeutete für das technische Bauwesen einen kühnen Schritt vorwärts, mit ihm begann die glorreiche Epoche der modernen Eisenkonstruktionen. Daß 1892 beim Skandal um den Panama-Kanal (siehe auch bei Ferdinand) das Schwurgericht auch Eiffel und seinem Unternehmen einen Teil der Schuld am Desaster angelastet hat, konnte den Ruhm des genialen Konstrukteurs kaum schmälern.
Als das himmelhoch strebende Bauwerk wegen anderer technischer Großtaten längst nicht mehr als Sensation galt, stand der Eiffelturm noch einmal im Blickpunkt des allgemeinen Interesses. Und das kam so:
Graf Victor Lustig, ein hoher Beamter des Ministeriums für öffentliche Bauten, lud fünf erfolgreiche Pariser Unternehmer der Eisenbranche in sein Büro ein und eröffnete ihnen den Plan der Regierung, den Eiffelturm zu verschrotten. Die Kosten, die durch die Erhaltung des Pariser Bauwerks laufend anfielen, könnten der Allgemeinheit nämlich nicht mehr zugemutet werden. Der gigantische Turm würde mindestens 7000 Tonnen Eisen bester Qualität ergeben. Die fünf Schrotthändler wurden gebeten, in versiegelten Umschlägen Angebote einzureichen.
Nach verhältnismäßig kurzer Zeit lagen die Gebote auf dem Schreibtisch des Beamten; das höchste machte André Poisson, ein Selfmademan mit Riesenvermögen. Lustig teilte ihm mit, dass sein Angebot akzeptiert sei. Es folgten Gespräche über das Procedere, und nach acht Tagen hatte Monsieur Poisson bereits die Kaufsumme zusammen. Als sich die Verhandlungspartner zum entscheidenden Geschäftsgespräch trafen, wollte Poisson, inzwischen etwas verunsichert, von Graf Lustig wissen, warum man ein Geschäft dieser Dimension denn nicht im Ministerium, sondern in einem Hotel abwickle. Da gab der Graf seinem »Sekretär« ein diskretes Zeichen, dass er sie allein lassen möge, und begann, seinem Gegenüber mit gedämpfter Stimme folgendes klarzumachen: Ein Regierungsbeamter, selbst in so hoher Position, hat es nicht leicht. Man erwartet von ihm, dass er repräsentiert, dass er Einladungen gibt, dass er angemessen wohnt und mit gepflegtem Äußeren auftritt – all das bei einem so lächerlich geringen Gehalt. So habe es sich also eingebürgert, dass beim Abschluss eines größeren Regierungsauftrags auch der mit dem Geschäft befasste Beamte … der versierte Geschäftsmann Poisson hatte den Wink sofort verstanden und auch, dass ein solches Arrangement unmöglich im Ministerium besiegelt werden konnte. Er legte den Scheck mit der Kaufsumme samt der Bestätigung der Bank auf den Tisch, holte dann einen schon bereitgehaltenen Umschlag aus der Tasche und überreichte ihn mit verständnisvollem Lächeln seinem Verhandlungspartner. Den ministeriellen Verkaufsvertrag in der Tasche – die Bedingungen waren in akzeptabler Weise formuliert –, verließ Poisson, selbstzufrieden das Hotel.
Nach weniger als einer Stunde war der Scheck eingelöst und Graf Lustig, Sohn einer hochangesehenen Familie aus Böhmen, saß samt seinem Sekretär Collins, einem amerikanischen Gelegenheitsbetrüger, im Schnellzug nach Wien. Dort nahmen sie in einem der besten Hotels der Stadt Quartier und warteten ab. Sie studierten täglich alle französischen Zeitungen, deren sie habhaft werden konnten. Doch sie fahndeten vergeblich nach einem Bericht über ihr Gaunerstück, es erschien keine Zeile darüber. Der betrogene Käufer des Eiffelturms genierte sich offensichtlich, den Schwindel öffentlich zu machen.
Lustig und Collins versuchten es nach einiger Zeit noch ein zweites Mal auf ähnliche Weise mit dem Eiffelturm. Doch das neue Opfer war gewitzter und wandte sich an die Polizei. Die Geschichte löste diesmal einen heftigen Pressewirbel aus, doch das Betrügerduo wurde nicht erwischt. So stehen heute 7000 Tonnen Eisen bester Qualität immer noch mitten in Paris.
Berühmte Namensträger von A bis Z
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