Von Ernö und Renate Zeltner
Matthias war, wie die Bibel berichtet, einer der siebzig Jünger Jesu, er wurde durch Los anstelle des Verräters Judas Ischariot zum zwölften Apostel bestimmt. Historisch ist nichts über Matthias bezeugt, doch soll er sein Leben lang bestrebt gewesen sein, Sühne zu leisten für die Schuld seines Vorgängers. Der Legende nach ist er in Ausübung seines Missionsauftrags gewaltsam (um das Jahr 63?) zu Tode gekommen. Man feiert den heiligen Matthias am 24. Februar.
Während der Name Matthias im Spätmittelalter häufig war – neben dem berühmten Chronisten Matthias von Neuenburg (14. Jahrhundert) und dem begnadeten Maler Matthias Grünewald (15./16. Jahrhundert) sind große Monarchen zu erwähnen –, lassen sich dann bis in unser Jahrhundert nur relativ wenige berühmte Namensträger ausmachen. Es fällt einem gerade noch der Poet Matthias Claudius (18./19. Jahrhundert) ein, dessen Abendlied >Der Mond ist aufgegangen< wohl fast jedem an der Wiege gesungen wurde. Erst in neuerer Zeit gehört Matthias, zusammen mit Andreas und Michael, wieder zu den beliebten Vornamen.
Als mächtigster unter den großen Trägern dieses Namens ragt der legendäre, sehr populäre ungarische König Matthias Corvinus (1443 bis 1490) hervor, dem das Volk gar den Ehrentitel »Matthias der Gerechte« verliehen hat. Sein Vater, János Hunyadi, war der gefeierte Held der Türkenkriege, er selbst wurde kaum 16jährig vom ungarischen Kleinadel, dem damaligen Träger des nationalen Bewusstseins, zum König erhoben. Matthias regierte sein Land 32 Jahre. Obwohl er nicht alle seine ehrgeizigen Pläne verwirklichen konnte – etwa die Erlangung der Kaiserwürde oder die Führung eines gesamteuropäischen Kreuzfahrerheeres gegen die Feinde im Osten, die Türken –, war er der große Herrscher seiner Zeit. Sein Feldherrntalent, seine diplomatische und staatsmännische Begabung sowie seine umfassende humanistische Bildung und Kunstliebe weisen ihn als bedeutenden Renaissancefürsten aus. Die Höfe in Buda und Visegrad waren Zentren von Wissenschaft und Kunst. Die Bibliotheca Corviniana soll nach Aussagen von Zeitgenossen neben der päpstlichen Bibliothek die größte der Welt gewesen sein.
Der nachfolgende Ausschnitt aus einem Brief des Matthias an den römischen Humanisten Julius Pomponius Laetus belegt die außerordentliche Begeisterung des Königs für das zwischen kostbare Buchdeckel gebannte Wissen seiner Zeit:
»Uns sind Eure Briefe durch den Maler Blandius überbracht worden, der in diesen Tagen mit den Büchern aus Rom zu Uns zurückgekehrt ist … Es ist eine durch die Rede vieler schon hinreichend bekannte Tatsache, dass im Kriege die Musen schweigen. Wir jedoch geloben, obwohl Wir in unaufhörliche Kriege verwickelt sind, alles, was Uns an Zeit bleibt, den Wissenschaften zu widmen, die Uns sowohl Vergnügen wie auch Trost verschaffen. Daher kommt es, dass Wir das Uns von Euch angebotene Geschenk nicht nur mit dankbarem und heiterem Anblick entgegengenommen, sondern auch mit dankbarem und heiterem Geist den >Silius Italicus<, der durch Eure Initiative in Rom vor ganz kurzer Zeit in einer Prachtausgabe erschienen ist, in diesen Tagen schon öfter gelesen haben. Denn auch in unserer Jugend hat uns >Silius< gefallen, und jetzt, da auch Wir in Kriege verwickelt sind, gefällt er Uns um so mehr, weil er auch selbst den Krieg besingt, was Uns nicht daran hindern soll zu gestehen, dass das Los der Könige beklagenswert ist, weil sie gezwungen werden, Kriege zu führen, die zwar öfter ihren Triumph im Gefolge haben, jedoch immer vom Blute der Menschen triefen.«
Über Matthias waren zu Lebzeiten wie nach seinem Tod unzählige Anekdoten und Schwänke beim Volk in Umlauf. Sie alle weisen auf seinen Gerechtigkeitssinn und Witz, aber auch auf seine Klugheit hin: König Matthias der Gerechte – so wird berichtet – hat einmal die Gefängnisse im Land besucht. In einem ließ er sich mehrere der Einsitzenden vorführen und befragte sie einzeln nach dem Grund ihrer Haft. Und einer nach dem anderen beteuerte wortreich seine Unschuld, beklagte die große Ungerechtigkeit, die ihm widerfahren sei. Matthias machte ein nachdenkliches Gesicht und befragte schließlich den Letzten der Vorgeführten, einen Zigeuner: »Nun, mein Sohn, und was hast Du angestellt? Warum hat man Dich ins Gefängnis gesteckt?«
»Ein Schaf hab‘ ich gestohlen, Euer Gnaden.«
»So«, sagte der König mit ernster Miene und wandte sich an den Gefängnisaufseher: »Ich befehle, diesen Gauner auf der Stelle vor die Tür zu setzen, damit er uns nicht auch noch all diese ehrlichen Männer zu Dieben macht!«
Berühmte Namensträger von A bis Z
Adam * Adelheid * Adolf * Agathe * Agnes * Albert * Alexander * Alfred * Andreas * Angelika * Anna * Anton * Armin * Arnold * Artur * Attila * August * Barbara * Benedikt * Benjamin * Bernhard * Bertha * Bettina * Boris * Brigitte * Bruno * Caecilia * Carmen * Christian * Christoph * Clara * Claudia * Cornelia * Daniel * David * Diana * Dietrich * Dorothea * Eberhard * Edith * Egon * Eleonora * Elfriede * Elisabeth * Elmar * Emma * Erik * Ernst * Erwin * Eugen * Eva * Felix * Ferdinand * Flora * Florian * Frank * Franz * Friedrich * Gabriel * Georg * Gerhard * Gertrud * Gottfried * Gudrun * Günter * Gustav * Hannes * Hedwig * Heinrich * Helena * Helmut * Henriette * Herbert * Hildegard * Hubert * Hugo * Ignaz * Irene * Isabel * Jakob * Joachim * Johannes * Josef * Judith * Julia * Karl * Kaspar * Katharina * Klemens * Konrad * Konstanze * Kurt * Laura * Leonhard * Lieselotte * Lina * Lola * Ludwig * Luise * Lukas * Manfred * Manuel * Margarete * Maria * Marianne * Markus * Marlene * Martin * Maximilian * Melanie * Michael * Moritz * Natalie * Nikolaus * Olaf * Oliver * Oskar * Otto * Paul * Peter * Rahel * Rainer * Rebekka * Regina * Reinhold * Renate * Richard * Robert * Roland * Rosa * Rudolf * Ruth * Sabine * Sarah * Sebastian * Siegfried * Siegmund * Sigrid * Simone * Sophie * Stefan * Susanna * Theodor * Therese * Thomas * Tobias * Ulrich * Ursula * Ute * Veronika * Victoria * Volker * Walter * Werner * Wilhelm * Wolfgang * Yvonne * Zita