Von Ernö und Renate Zeltner
Sie ist nicht nur die Schutzpatronin der Glockengießer, Bergleute und Hüttenarbeiter, ihr gelten auch seit alter Zeit die Fürbitten der Sizilianer bei Erdbeben, Vulkanausbrüchen, Feuersbrunst und Krankheiten der weiblichen Brust. Die heilige Agatha von Catania soll im 3. Jahrhundert gelebt und allen Versuchungen zum Laster wie zum Götzendienst widerstanden haben. Zu ihrem grausamen Martyrium gehörte, dass ihr die jungfräulichen Brüste abgeschnitten wurden, die aber durch ein Wunder wieder heilten. Ihre rührende Geschichte ist in der >Legenda Aurea< erzählt. Die Gläubigen feiern ihr Fest am 5. Februar.
Der Name Agathe war im 19. Jahrhundert in bürgerlichen Kreisen recht beliebt. Carl Maria von Weber brachte im >Freischütz< mit Agathe, der holden Tochter des Erbförsters, Tugend, Schönheit, Romantik und Stimmgewalt auf die Opernbühne.
Durch eine berühmte englische Trägerin unseres Jahrhunderts ist der schöne Name dann gleichsam zum Synonym für ausgeklügelte, vielfach psychologisch unterfütterte Detektivgeschichten, -filme und -theaterstücke geworden. Die »Mausefalle« ist ein englischer Landsitz, deren Besitzer mitsamt ihrer recht gemischten Gästeschar tief eingeschneit sind. In ihrem Kreis aber muss der Mörder von Mrs. Maureen Lyon sein, und er hat sich hier eingefunden, um einen weiteren Mord zu begehen. Ungezählten Zuschauern hat Clarisse Miller, die Autorin der >Mausefalle<, besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Agatha Christie, kriminalistischen Spürsinn abverlangt und sie in ihren Bann geschlagen. Mehr als drei Jahrzehnte lang schnappte allabendlich die >Mausefalle< im Ambassador’s Theatre und später im St. Martin’s Theatre in London zu. Angefangen hatte die Geschichte des Erfolgsstücks mit dem Hörspiel >Three Blind Mice<. Damit hatte die Christie der alten Königinmutter Queen Mary im Jahr 1947 einen Geburtstagswunsch erfüllt. Sie arbeitete diese Rundfunkfassung 1952 zum Theaterstück >Die Mausefalle< um. Dass dabei offenbar kein bisschen Spannung verlorengegangen ist, bewies das allabendlich ausverkaufte Haus, wo der schon bald zum Klassiker avancierte Krimi en suite 415mal pro Jahr gespielt wurde.
Agatha Christie, deren Leidenschaft nicht nur dem Kriminal-Genre galt, sondern auch der Archäologie (sie war an Ausgrabungen in Ninive und Nimrud beteiligt), starb 1976 im Alter von 85 Jahren; den Sarg der phantasievollen alten Dame zierte das Kommandeurskreuz des Ordens für Verdienste um das British Empire.