Berühmte Namensträger: Therese

Von Ernö und Renate Zeltner


Viele berühmte Frauen trugen diesen Namen, unter ihnen die spanische Nonne und Mystikerin Theresia von Avila (16. Jahrhundert), deren Namenstag der 15. Oktober ist, und die heilige Therese vom Kinde Jesu (19. Jahrhundert) aus Frankreich, auch sie eine Karmeliterin (Namensfest 1. Oktober). Volkstümlich wurde der Name im deutschen Sprachraum erst durch die legendäre österreichische Kaiserin Maria Theresia, die zugleich Königin von Ungarn und Böhmen sowie Erzherzogin von Österreich war. Mit einer Therese hat auch das berühmte Münchner Oktoberfest auf der Theresienwiese zu tun. Den Anlass für das ausgelassene Volksfest lieferte der Hochzeitstag des bayerischen Königspaars Therese Charlotte Luise und Ludwig I.

Maria Theresia
Kaiserin Maria Theresia

In einem ganz anderen Milieu lebte und wirkte eine Therese unseres Jahrhunderts, auch ihr Ruhm hat ihren Tod überdauert. Die Rede ist von der unverwechselbaren Mimin Therese Giehse. Sie stammte aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie und war schon nach kurzen Bühnenwanderjahren eine vielbeschäftigte Schauspielerin auf verschiedenen Münchner Bühnen. Von 1925 bis 1933 und wieder nach der Zeit der Emigration, also von 1949 bis zu ihrem Tod im Jahr 1975, wirkte sie an den Kammerspielen in München. 1933 ging sie in die Schweiz, wo sie zusammen mit Erika Mann das in München gegründete antifaschistische Kabarett >Pfeffermühle< neu eröffnete und mit dem Programm quer durch Europa reiste. Von 1937 bis 1966 spielte sie auch am Zürcher Schauspielhaus.

Große Erfolge hatte die Giehse in Stücken von Bert Brecht, mit dem sie eine echte Freundschaft verband; sie arbeitete mit ihm beim Berliner Ensemble und in München zusammen. Therese Giehse spielte Furien und glänzte in Mutterrollen, unter anderem als >Mutter Courage< unter Brechts Regie, in der Titelrolle von Brechts >Mutter< nach Maxim Gorkij, als Hebamme Kepes in >Haben< von Julius Häy, als Mutter Wolffen im >Biberpelz< von Gerhart Hauptmann. Man hat sie treffend als intellektuelle Volksschauspielerin charakterisiert.

Therese Giehse erwies sich auch als großartige Interpretin von Brecht-Gedichten. Ihre Lesungen waren Ereignisse in München wie auch in Hamburg und Berlin. Zur Vorbereitung des Brecht-Abends im Berliner Ensemble kam 1973 ein Beauftragter der Künstleragentur der DDR zu ihr, um den Vertrag und andere Modalitäten für das Gastspiel zu besprechen. Das eigentlich belanglose Zwiegespräch zwischen den beiden hat sich wie folgt abgespielt und ist typisch für die uneitle, direkte Art dieser großen Schauspielerin, aber auch für die Giehse als Mensch:

»Wie soll die Bühne sein? Welche Wünsche haben Sie?«
»Daß man die Füß‘ nicht sieht, denn das ist eine komische Sache, wenn einer liest, was er dann mit den Füßen treibt. Das mit den Füß‘ ist mir sehr wichtig.«
»Das Tuch auf dem Tisch muß also bis zum Boden reichen. Wo soll der Tisch denn stehen?«
»Na, in der Mitte, aber eigentlich ist’s gleich.«
»Vielleicht sollten wir ihn etwas schräg auf die Seite stellen, rechts oder links?«
»Na, na – in die Mitte, einfach in die Mitte und gerade.«
»Und was brauchen Sie für einen Stuhl?«
»Halt einen Stuhl.«
»Einen Stuhl oder einen Sessel?«
»Na, kein Sessel, einen Stuhl.«
»Und wie soll der Stuhl sein?«
»Halt Stuhl, Stuhl, auf dem man sitzen kann.«
»Und wie ist das mit dem Licht? Wie soll die Bühne ausgeleuchtet sein? Wollen Sie einen Lichtkegel haben?«
»Na, das Arbeitslicht, kein Kegel. Der Beleuchtungsmeister ist ja sehr gut – das kalte Brecht-Licht macht ihm keiner nach.«
»Sollen wir Ihnen eine Karaffe mit Wasser auf den Tisch stellen und ein Glas?«
»Stellen Sie’s halt hin.«
»Ja, welchen Titel hat der Abend denn? Wie sollen wir ihn ankündigen?«
»Was meinen Sie mit Titel? Brecht halt, einfach Brecht-Abend.«