Berühmte Namensträger: Ernst

Von Ernö und Renate Zeltner


Markgrafen, Herzöge, Kurfürsten haben den Namen würdevoll getragen, seine weibliche Form wurde allerdings mit »Klein-Erna« ohne den gebotenen Ernst so veralbert, dass es kaum ratsam ist, eine Tochter heutzutage mit dem schönen Namen zu benennen.

Ein Heiliger namens Ernestus soll in Rom den Märtyrertod gestorben sein. Sein Fest wird am 12. Januar gefeiert. Doch auch ein Benediktinermönch gleichen Namens aus dem Kloster Zwiefalten ist zu Heiligenehren gekommen. Er hat nämlich 1147 an einem Kreuzzug teilgenommen und dieses fromme Abenteuer mit dem Tod bezahlt. Sein Feiertag ist der 13. Juli.

Zum Heiligen einer Revolution und von mehr als einer Generation politischer Kämpfer und sozialistischer Idealisten ist Ernesto »Che« Guevara geworden. Der junge argentinische Arzt aus gutem Hause stieß 1954 in Mexiko auf den cubanischen Rebellen Fidel Castro. Gemeinsam entwickelten sie den Plan für die Entmachtung des korrupten Battista-Regimes auf der Zuckerinsel Cuba. Die abenteuerliche Machtübernahme gelang nach vielen Rückschlägen und hohen Verlusten im Dezember 1958. Viele von Battistas Soldaten waren zu den Rebellen übergelaufen, das cubanische Volk jubelte den Befreiern zu. An der Seite Castros zog auch Guevara in die Hauptstadt ein. Castro übernahm das Kommando im Land, sein wichtigster Mitarbeiter und Berater aber war »Che«. Vier Jahre lang gab er als Industrieminister wichtige Impulse für die Entwicklung des zunehmend isolierten Landes. 1965 legte er alle Ämter nieder, um erneut eine revolutionäre Mission zu erfüllen. In Bolivien kämpfte er als Guerillero für die unterdrückte indianische Bevölkerung. Doch seine Einheit wurde von der Armee aufgespürt, er selbst gefangen genommen und ohne Gerichtsverfahren erschossen. »Che« Guevara ist in den späten sechziger und siebziger Jahren zum Märtyrer und Helden der aufbegehrenden Jugend in aller Welt geworden. In einem Selbstportrait hat er über sich geschrieben:

Ich bin ein Mensch, der imstande ist, andere umsonst zu pflegen, und das habe ich meistens getan – aber für alles Gold in der Welt könnte ich nicht einem Menschen nach dem Leben trachten … Es ist ja im Grunde nicht so sehr die Sache der Revolution, worum es mir eigentlich geht. Gewiss, ich werde niemals eine sehr persönliche Vision von der Zukunft haben, denn ich bin auf meine Weise alles zugleich: Christ, Marxist, Trotzkist, Maoist, aber ich kämpfe darum, daß der Mensch eines Tages im Vergleich mit seinen Mitmenschen Gerechtigkeit und Gleichheit findet.

Che Guevara
Che Guevara (1960)

Eine fortschrittliche Frau, die wohl zu ihrem Schutz das Pseudonym Ernestine wählte, hat bereits um 1840 das Recht der Frau auf Selbstverwirklichung gefordert, und das mit Worten, die auch im 21. Jahrhundert kaum etwas von ihrer Aktualität eingebüßt haben:

Halten wir die Idee fest, dass Gott Mann und Weib mit gleichen Gaben und Anlagen ausgestattet hat: so müssen wir auch annehmen, dass den Frauen ein größerer Spielraum zur Anwendung ihrer Gaben angewiesen worden ist als Küche und Kinderstube, in welche man von neuem bemüht ist, das weibliche Geschlecht, wie im Mittelalter, ohne Unterschied des Standes, der Fähigkeiten, Neigungen und Kräfte zu verweisen.

Wer mit Büchern zu tun hat, kommt natürlich kaum umhin, hier auch den großen Verleger Ernst Rowohlt (1887-1960) zu erwähnen. Nicht nur, weil er so vielen jungen Talenten den Weg in die Literatur eröffnet hat, sondern auch wegen seiner Verdienste um die Demokratisierung der Literatur: Er war es nämlich, der unter Ausnutzung moderner technischer Möglichkeiten nach dem Krieg die äußerst preiswerte rororo-Taschenbuchreihe (rowohlts rotations romane) kreierte, das heißt, er setzte den viel billigeren, in der Zeitungsherstellung verwendeten Rotationsdruck für die Buchproduktion ein. Rowohlts ganzes Leben war eng mit dem Buch verbunden; er wurde nach einer Banklehre Schriftsetzer, Buchdrucker, Buchbinder und schließlich Buchhändler, danach Verlagsgehilfe, Geschäftsführer der >Zeitschrift für Bücherfreunde<, schließlich Verleger.

Rowohlt hatte einen untrüglichen Sinn für das Künstlerische in der Literatur, zumal für neue Töne. Dies war seine große, ja genialische Begabung; aber ich weiß nicht, ob seine andere Begabung nicht vielleicht noch größer war, seltener jedenfalls: das Talent zur Freundschaft. Wer diese Freundschaft genoß, hat ein großes Glück in seinem Leben erfahren.

So schrieb Josef Müller-Marein 1960 in der >ZEIT< in seinem Nachruf auf Ernst Rowohlt.

Einer, den mit dem Verleger eine lebenslange Freundschaft verbunden hat, war Willy Haas, der ehemalige Herausgeber der >literarischen Welt<, er berichtet in seinen Erinnerungen darüber, wie diese Freundschaft 1914, am Vorabend des Ersten Weltkriegs, in Leipzig begonnen hat. Die überbordende Vaterlandsbegeisterung verschonte auch das Stammlokal nicht, in dem die drei Freunde Franz Werfel, Walter Hasenclever und Willy Haas verkehrten. Und so verlangten ein paar betrunkene »Patrioten« vom Oberkellner, das Trio hinauszubefördern – sie sahen mit ihren jüdischen Physiognomien ja in der Tat wie Ausländer aus. Der Kellner protestierte und erklärte, sie seien wichtige Stammgäste. Da brüllte einer zur Kapelle: »Das Deutschlandlied!« und befahl den dreien: »Aufstehen!«; die ignorierten aber das Kommando. Haas schildert den Fortgang der Begebenheit so:

Die Sache wurde sehr brenzlig. Innerhalb der nächsten fünf Minuten wären wir zweifellos von den empörten Patrioten an die Luft gesetzt worden. Da erhob sich an einem Nebentisch ein hünenhafter blonder Mann, leicht schwankend, eine Sektflasche drohend in der Rechten schwingend, und fragte die wilden Männer, die uns umringten: >Was wünschen die Herren hier? Warum stehen die Herren hier herum? Warum lassen Sie die Herren am Tisch nicht in Ruhe?< Mit hocherhobener Sektflasche blickte der Hüne herausfordernd von einem zum andern. Das genügte. Plötzlich schwand die Gefahr wie ein Windhauch dahin, unsere Widersacher verdrückten sich. Der hünenhafte Retter setzte sich an unseren Tisch, begrüßte Hasenclever und Werfel und sagte zu mir: >Erlauben Sie, daß ich mich vorstelle. Mein Name ist Ernst Rowohlt.< Es wurde sehr bald wieder gemütlich. Er fragte mich: >Wissen Sie, wie man ein Sektglas zerkaut und schluckt?< Ich wußte es nicht, und so mußte es alsbald von ihm gezeigt werden. Er zermalmte wirklich in seinem Mund das Sektglas zu Pulver und schluckte es dann hinunter. >Es ist nicht schwer<, sagte er >man muß nur sofort couragiert zubeißen. Versuchen Sie’s nur.< Er reichte mir ein frisches Sektglas. Aber ich lehnte ab.
So lernte ich Ernst Rowohlt kennen, den Mann, der mir elf Jahre später die beste Chance meines Lebens geben sollte und der heute mein ältester noch überlebender Freund aus meiner Jugend ist.

Berühmte Namensträger von A bis Z

Adam * Adelheid * Adolf * Agathe * Agnes * Albert * Alexander * Alfred * Andreas * Angelika * Anna * Anton * Armin * Arnold * Artur * Attila * August * Barbara * Benedikt * Benjamin * Bernhard * Bertha * Bettina * Boris * Brigitte * Bruno * Caecilia * Carmen * Christian * Christoph * Clara * Claudia * Cornelia * Daniel * David * Diana * Dietrich * Dorothea * Eberhard * Edith * Egon * Eleonora * Elfriede * Elisabeth * Elmar * Emma * Erik * Erwin * Eugen * Eva * Felix * Ferdinand * Flora * Florian * Frank * Franz * Friedrich * Gabriel * Georg * Gerhard * Gertrud * Gottfried * Gudrun * Günter * Gustav * Hannes * Hedwig * Heinrich * Helena * Helmut * Henriette * Herbert * Hildegard * Hubert * Hugo * Ignaz * Irene * Isabel * Jakob * Joachim * Johannes * Josef * Judith * Julia * Karl * Kaspar * Katharina * Klemens * Konrad * Konstanze * Kurt * Laura * Leonhard * Lieselotte * Lina * Lola * Ludwig * Luise * Lukas * Manfred * Manuel * Margarete * Maria * Marianne * Markus * Marlene * Martin * Matthias * Maximilian * Melanie * Michael * Moritz * Natalie * Nikolaus * Olaf * Oliver * Oskar * Otto * Paul * Peter * Rahel * Rainer * Rebekka * Regina * Reinhold * Renate * Richard * Robert * Roland * Rosa * Rudolf * Ruth * Sabine * Sarah * Sebastian * Siegfried * Siegmund * Sigrid * Simone * Sophie * Stefan * Susanna * Theodor * Therese * Thomas * Tobias * Ulrich * Ursula * Ute * Veronika * Victoria * Volker * Walter * Werner * Wilhelm * Wolfgang * Yvonne * Zita

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