Berühmte Namensträger: Adolf

Von Ernö und Renate Zeltner

Dafür dass dieser Name Assoziationen an die grausamsten Verbrechen unseres Jahrhunderts, wenn nicht der Neuzeit, weckt, trägt Adolf Hitler die Verantwortung. Doch können andere Namensträger möglicherweise das schreckliche Tabu brechen, das seither auf dem Namen Adolf lastet. Mit sozialem Engagement, Mildtätigkeit und tätiger Hilfe für Arme und Pestkranke hat sich der Bischof Adolph von Osnabrück den Heiligenschein verdient. Der westfälische Aristokrat wirkte und starb im 13. Jahrhundert. Sein Namensfest wird am 11. Februar gefeiert.

Diesem großen Namenspatron hat sich vor allem Adolf Kolping (1813-1865) würdig gezeigt. Dem gelernten Schuster und spätberufenen Priester verdankten die vielfach geschundenen Handwerksgesellen die Gründung von Vereinen, in denen sie unter dem Dach der katholischen Kirche sozial und beruflich unterstützt und gefördert wurden. Das Kolping-Werk entwickelte sich zu einer weltumspannenden Wohlfahrtsorganisation.

Doch nicht nur Heilige und Helden, nicht nur Fürsten, wie König Gustav Adolf, sondern auch Maler, Schriftsteller und zahllose Knaben jeglichen Standes haben im Laufe der Jahrhunderte den Namen Adolf mehr oder weniger würdevoll getragen.

Adolph Freiherr Knigge
Adolph Freiherr Knigge

Ein Adolf aber war Generationen von Leuten, die sich gern in guter oder gar besserer Gesellschaft bewegen, seit der ersten Tanzstunde ein Begriff, denn Adolf von Knigge hat ein Buch verfasst, das ihn – ganz zu Unrecht – zu einer Art Zuchtmeister der »besseren Kreise« werden ließ. Der Freiherr schrieb vor allem satirische und selbstironische Romane, Traktate und Theaterstücke. Dass er ein Anhänger der Französischen Revolution war und sich ganz dem Geist der Aufklärung verschrieben hat, steht nur scheinbar im Widerspruch zu dem Werk, das ihn vor allem berühmt gemacht hat: >Über den Umgang mit Menschen<.

Der 1752 geborene Aristokrat und Kammerherr verfolgte damit keineswegs die Absicht, höheren Töchtern und Söhnen Manieren beizubringen; mit diesem menschenfreundlichen Buch wollte er zwar auch raten und belehren, doch stand es vor allem in der Tradition der Aufklärung. Psychologisch einfühlsam hat der Autor darin seine Gedanken über den vernünftigen und rücksichtsvollen Umgang der Menschen untereinander dargelegt. Er vermittelte sowohl aristokratischen Kreisen wie dem aufstrebenden Bürgertum seine Vorstellung von gewandter Lebensart. An keiner Stelle seines Traktats erweist sich Knigge aber als Einpeitscher leerer Formen und Floskeln.

Doch was hat man seit seinem Tod im Jahr 1796 nicht alles mit diesem Buch angestellt? Die beflissenen Vermittler feiner Umgangsformen kolportierten seine von großer Menschenkenntnis zeugenden Vorschläge für eine wahrhaft feine Lebensart wie eherne Verhaltensregeln in hässlicher Befehlsform, sein gesamtes schriftstellerisches Werk wurde plump und verständnislos auf den »Knigge« reduziert. Egon Friedell hat Buch und Autor aber längst Gerechtigkeit widerfahren lassen:

»In der Tat ist das Werk nicht das, wofür es allgemein gilt: ein Kodex des guten Tons, sondern ein Beitrag zur praktischen Lebensphilosophie. Es handelt, hausbacken und doch nicht ohne ein gewisses Raffinement, schlechterdings über den Umgang mit allem und allen: mit den verschiedenen Temperamenten und Altersklassen, Ständen und Berufen, mit Eltern und Kindern, Verliebten und Verheirateten, Freunden und Frauenzimmern, Gläubigern und Schuldnern, Lehrern und Schülern, Fürsten und Hofleuten, Gelehrten und Künstlern, Gästen und Gastgebern, Feinden und Geschäftsleuten, Dienerschaft und Nachbarschaft, ja sogar vom Umgang mit sich selbst und mit Tieren … Und so wird man wohl sagen dürfen, dass dieses berühmteste Buch der deutschen Aufklärung vollauf verdient, noch heute von jedermann zitiert zu werden, und durchaus nicht verdient, von nahezu niemandem mehr gelesen zu werden.«

Ganz frei von Vorurteilen gegenüber manchen Berufsständen aber ist Adolf von Knigge nicht gewesen; so hegte er Misstrauen gegenüber Hauslehrern und Musikern. Er schreibt:

»Ich kann jeden gewissenhaften Vater … nicht genug von dieser bösen Gattung von Unterweisern warnen und rate, soviel als möglich bei den Lehrstunden … gegenwärtig zu sein. Diese Vorsicht ist besonders gegen Musiklehrer zu empfehlen. Leider sind nur zu viel Tonkünstler leichtsinnige, sinnliche Naturen. Die Musik erregt Gefühle, die die Sinnlichkeit aufregen, mehr die Phantasie als die Vernunft beschäftigen. Deswegen gibt es unter den Musikern so viel verderbte Menschen.«


Damit nicht 5 angelaufen kommen, wenn ich mein Kind rufe.