Berühmte Namensträger: Nikolaus

Von Ernö und Renate Zeltner


Bei jedem von uns ruft der Name Nikolaus Kindheitserinnerungen wach. Fieberten wir nicht seinem Tag, dem 6. Dezember, halb freudig, halb angstvoll entgegen? Er brachte und bringt als alter Mann mit weißem Bart und Bischofsmütze Äpfel, Nüsse und anderes für die Braven, hat eine Rute für die Bösen.

Den Nikolaustag feiert man seit der Überführung der sterblichen Reste des verehrten Heiligen nach Bari, wo sie seit 1087 in der Krypta der Basilica San Nicola ruhen. Nicht nur bei uns, sondern auch in der Ostkirche wird der untadelige Gottesmann hoch verehrt – für die russische Kirche ist er einer der Hauptheiligen.

Über sein Leben aber weiß man nur wenig, als gesichert gilt, dass er im 4. Jahrhundert Bischof von Myra in Kleinasien war. Er soll ein Wohltäter der Armen und Kranken gewesen sein und auch mancherlei Wunder vollbracht haben. Die Legende berichtet, dass er einst der Familie eines in bittere Not geratenen Edelmanns geholfen habe, indem er durch heimliche Gaben verhinderte, daß die drei Töchter auf unehrenhafte Weise Geld verdienen mussten. Die Mädchen fanden morgens am Fenster ihrer Schlafkammer mehrmals hintereinander ein Beutelchen mit Goldstücken, wodurch die Sorgen der Familie gebannt wurden, ohne dass sie ihre Unschuld verloren. Auf diese Geschichte dürfte der Brauch zurückgehen, dass Eltern ihre Kinder am 6. Dezember beschenken oder einen Nikolaus kommen lassen. Dem späteren Sankt Nikolaus soll bei den Christenverfolgungen unter Kaiser Diokletian großes Leid widerfahren sein.

Nikolaus hießen in der Nachfolge des Heiligen nicht nur zahlreiche Päpste, sondern auch Fürsten und Zaren. Einer der bedeutendsten unter den Namensträgern aber war sicherlich der Astronom Nikolaus Kopernikus, Begründer des heliozentrischen Weltsystems. Er widerlegte die fast zweitausend Jahre geltende ptolemäische Lehre, nach der sich alle Himmelskörper um die Erde als Mittelpunkt des Kosmos drehen. Einer der Lehrsätze des Kopernikus aber lautete: »Die Erde ist nur einer der um die Sonne kreisenden Planeten.«

Ein Weltveränderer der modernen Zeit war Nikolaus August Otto, Erfinder des 4-Takt-Motors, des nach ihm benannten Ottomotors. Der damit angetriebene Kraftwagen läutete ein neues Zeitalter ein, nämlich das des Automobils.

Niccolo Paganini
Niccolo Paganini (1832)

Musikfreunde assoziieren mit dem Namen Nikolaus vielleicht eher Niccolo Paganini, den legendären Geigenvirtuosen aus Genua. Er wurde von Zeitgenossen nicht nur wegen seines satanischen Aussehens – hohe, hagere Statur, wallendes, schulterlanges Haar und glühende, schwarze Augen –, sondern viel mehr wegen seines unnachahmlichen Spiels der »Teufelsgeiger« genannt. Sein Leben war tatsächlich von allerlei wüsten Ereignissen bestimmt: Mord, Duell, Casanova-Szenen, Gefängnis. Franz Liszt fühlte sich bei einem Konzert von Paganinis Musik hingerissen, ja empört und als Konkurrent zugleich gedemütigt: »Ich werde entweder irrsinnig, oder ich bringe auf dem Klavier dasselbe fertig, wie Paganini auf seiner Geige« – soll er gesagt haben.

Selbst der Zyniker Heinrich Heine war überwältigt vom Auftritt des Magiers mit der Violine:

Jedes Auge war nach der Bühne gerichtet. Jedes Ohr rüstete sich zum Hören. Endlich aber, auf der Bühne kam eine dunkle Gestalt zum Vorschein, die der Unterwelt entstiegen zu sein schien. Das war Paganini in seiner schwarzen Gala: der schwarze Frack und die schwarze Weste von einem entsetzlichen Zuschnitt, die schwarzen Hosen ängstlich schlotternd um die dünnen Beine. In den eckigen Krümmungen seines Leibes lag eine schauerliche Hölzernheit und zugleich etwas närrisch Tierisches … Ist das ein Lebender, der im Verscheiden begriffen ist und der das Publikum in der Kunstarena, wie ein sterbender Fechter, mit seinen Zuckungen ergötzen soll? Oder ist es ein Toter, der aus dem Grabe gestiegen, ein Vampyr mit der Violine, der uns, wo nicht das Blut aus dem Herzen, doch auf jeden Fall das Geld aus den Taschen saugt?
Solche Fragen kreuzten sich in unserem Kopfe, aber alle dergleichen Gedanken mussten stracks verstummen, als der wunderbare Meister seine Violine ans Kinn setzte und zu spielen begann.