Von Ernö und Renate Zeltner
Namenspatronin ist eine vor dreihundert Jahren heiliggesprochene Zita. Sie wurde um 1219 als Kind einer bettelarmen Familie in Monsagrati (heute Pescaglia-Monsagrati bei Lucca) geboren, musste sich schon mit zwölf Jahren bei der reichen Luccheser Familie Fatinelli als Magd verdingen und diente dort 48 Jahre lang bis zu ihrem seligen Ende. Sie war wohltätig und führte ein äußerst enthaltsames Leben. Ihre fromme Bescheidenheit, ihre selbstlose Dienstfertigkeit wurden erst als Beschränktheit und Ehrgeiz verhöhnt, doch im Laufe der Jahre schlug die Meinung ihrer Umgebung in allgemeine Achtung um. Als sie mit sechzig starb, soll am helllichten Tag ein Stern über Lucca aufgegangen sein, und seither wird sie wie eine Heilige verehrt. In der Kapelle, die man aus den Steinen ihres Geburtshauses am Monte Sagrati gebaut hat, ereigneten sich durch ihre Anrufung zahlreiche »gerichtlich bestätigte« Wunder.
Schon zu Lebzeiten machten Zita auch ihre köstlichen Koch- und Backrezepte berühmt. Nachdem man sie in der Küche im Gespräch mit einer vornehmen Dame belauscht haben wollte, um deren Haupt ein Strahlenkranz glänzte, glaubte man an den himmlischen Ursprung ihrer Kochkünste. Zita ist die Schutzheilige von Lucca und Patronin der Dienstmägde, ihr Fest ist am 27. April.
Ein »Kontrastprogramm« zu diesem Dasein in frommer, dienstbarer Bescheidenheit bilden Leben und Charakter einer anderen berühmten Zita, der standesbewussten Bourbon-Parma-Prinzessin und Gemahlin des letzten Kaisers Karl I. von Österreich und Königs von Ungarn. Zita wurde dem jungen Karl von Großmutter und Tante ausgewählt, nachdem der alte Kaiser Franz Joseph bei einem harmlosen Flirt des Großneffen mit einer Hohenlohe-Prinzessin den Hinweis gab, dass für ihn nur eine Partnerin aus einem regierenden oder ehemals regierenden Haus in Frage käme. Zitas Familie genoss im kaiserlichen Österreich ein komfortables Exil ohne materielle Sorgen aber auch ohne die Hoffnung, jemals wieder zu einem Thron zu gelangen. In seinem Buch >Untergang der Donaumonarchie< schrieb Hellmut Andics über sie:
Wenn der Herzog von Parma mit seinen 18 Kindern aus zwei Ehen ins Sommerquartier fuhr, waren 16 Eisenbahnwaggons für das Reisegepäck, einschließlich der Reitpferde, nötig.
In Sorge um den Fortbestand der Monarchie übte Zita samt ihrer Familie, vor allem der Brüder, die sich in belgischer Uniform gefielen, schon 1916 starken Druck auf den Kaiser aus, die Waffenbrüderschaft mit Deutschland aufzukündigen. Und als 1918, nach vier Jahren mörderischen Krieges, in den Straßen von Wien nach der Republik gerufen wurde, war es wieder Zita, die sich mit Zähnen und Klauen gegen jede Änderung wehrte. Sie intervenierte laut, als Karl das von Mitgliedern der letzten kaiserlichen Regierung und dem Staatsrat verfasste Manifest vorgelegt wurde, durch das die Monarchie des Hauses Österreich nach 650 Jahren beendet werden sollte:
Zita: >Niemals! – Du kannst nicht abdanken.< Karl: >Das ist keine Abdankung !< Zita: >Niemals kann ein Herrscher abdanken. Er kann abgesetzt, kann seiner Herrscherrechte verlustig erklärt werden. Gut. Das ist Gewalt. Sie verpflichten ihn nicht zur Anerkennung, dass er seine Rechte verloren habe. Er kann sie verfolgen, je nach Zeit und Umständen – aber abdanken – nie, nie, nie! Lieber falle ich mit Dir hier, dann wird Otto kommen. Und wenn wir alle fallen sollten – noch gibt es andere Habsburger!<
Worauf der kaiserliche Sekretär, Baron Werkmann, erwiderte:
Eure Majestät wollen eines nicht übersehen: In dieser Stunde existiert keine Monarchie mehr. Ungarn ist abgefallen. Die Tschechoslowakei ist abgefallen. Österreich ist eigentlich auch schon abgefallen.