Berühmte Namensträger: Robert

Von Ernö und Renate Zeltner


Häufigkeitsstatistik und Bedeutung des Namens Robert

Die Tatsache, dass der heilige Rupert (auch Robert oder Ruprecht) das Patronat über die Bergleute innehat und Schutzheiliger von Salzburg ist, weist auf seine wichtigste Wirkungsstätte hin. Der aus dem merowingischen Geschlecht stammende Bischof von Worms kam auf seinen Missionsreisen gen Osten auch ins Salzburgische und ließ sich dort den Landstrich um die zerstörte Römerstadt Juvavia, aber auch die Salzquellen von Reichenhall übertragen. Eifrig betrieb er die Mission, gründete Klöster, ließ Kirchen und Schulen bauen und hatte bei all dem auch die wirtschaftliche Prosperität seiner Ländereien im Auge. So kam unter seinem Wirken der Salzbergbau zu großer Blüte. Warum der heilige Rupert oder Robert auch zum Schutzpatron gegen Rotlauf und tollwütige Hunde geworden ist, lässt sich nur schwer nach vollziehen; immerhin war er als Missionar viel unterwegs, wanderte ausgiebig im Hochgebirge, hat Mensch und Tier auf einsamen Gehöften und abgeschiedenen Almen besucht und viele zum Glauben bekehrt. Möglicherweise sind unter seiner Hand auch wilde Hunde zahm und an Rotlauf erkrankte Schweine gesund geworden. Am 27. März 718 soll sein Todestag gewesen sein.

Rupert und seinem Nachfolger Virgilius hat die Kirche zu danken, dass sie ihren Einfluss im Osten bis nach Ungarn, im Süden bis an die Drau ausdehnen konnte und dass sie im Bistum Salzburg zu reichen Besitztümern gekommen ist.

Ein anderer Ruprecht ist in der Legende zum Kinderschreck geworden. Als Begleiter und Sackträger des heiligen Nikolaus verbreitet er in Kinderseelen alljährlich am Nikolausabend ein erwartungsvolles Gruseln. Man nennt ihn wegen seiner Knechtsnatur, die vor allem zum Strafen bestellt ist, auch Ruppknecht, in Österreich Krampus. Während seines Auftritts in furchteinflößender Verkleidung trägt er ein Pelzgewand, schwingt die Rute, rasselt mit Ketten, doch er verwaltet auch den Sack mit Geschenken. Die von den Kindern in Mitteleuropa mit zwiespältigen Gefühlen erwartete Gestalt ist in Holland zum großmütigen Geschenkebringer (Sinterklaas), in den USA zum abenteuerlich verkitschten Weihnachtsmann geworden.

Außer Heiligen und ihren Begleitern aber gab es eine große Zahl von Personen und Persönlichkeiten, die dem Namen Robert Ehre machten. Abgesehen von Fürsten und Königen, die Beinamen wie »der Schlaukopf«, »der Fromme«, »der Weise« oder »der Teufel« trugen, haben sich der Fliegende Robert, der Räuber und Wohltäter Robin Hood und schließlich die Schauspieler Robert Mitchum und Robert Redford sogar eine internationale Fangemeinde erworben.

Daneben figurieren als Ausnahmeerscheinungen die Großen aus Medizin und Naturwissenschaft (Robert Koch, Robert Bosch), der Begründer der Pfadfinder (Robert Baden-Powell), der Dichter Robert Musil und schließlich der geniale Romantiker unter den Komponisten des 19. Jahrhunderts: Robert Schumann (1810-1856).

Als Sohn eines Buchhändlers und unter dem Einfluss der romantischen Literatur wandte sich der junge Schumann zuerst der Dichtung zu, entdeckte aber bald die Musik als adäquates Ausdrucksmittel für den Rausch seiner Gefühle. Auf Drängen seiner Mutter und des Vormunds musste Robert mit dem Jurastudium beginnen, das ihm keinerlei Befriedigung verschaffte – er fand bald zur Musik zurück und darin seine Erfüllung.

Schumann wurde Schüler des genialen Klavierpädagogen Friedrich Wieck und bezog 1830 im Haus seines Lehrers auch Quartier. Dieser Schritt war sowohl für den künstlerischen Werdegang wie für das ganze Leben des gerade Zwanzigjährigen schicksalhaft. Im Hause Wieck wuchs die damals kaum mehr als halb so alte, außerordentlich begabte Tochter Clara heran, mit deren virtuosem Klavierspiel Robert bald nicht mehr Schritt halten konnte. Seine Pianistenkarriere war zudem durch die Verletzung einer Fingersehne schwer beeinträchtigt. Dass aus der Bewunderung nach und nach gegenseitige Zuneigung, schließlich leidenschaftliche Liebe und mit Hilfe der Gerichte schlussendlich auch eine Ehe wurde, konnte die bis zur Morddrohung getriebene starrsinnige Ablehnung dieser Verbindung durch Claras Vater und die von ihm herbeigeführten monatelangen Zwangstrennungen nicht verhindern.
Schwärmerische Briefe transportieren heimlich ihre leidenschaftlichen Gefühle füreinander:

Dein >guten Abend< gestern, Dein Blick, als wir uns vor der Türe sahen, ich will es nie vergessen. Also diese Clara, dachte ich, dieselbe ist dein – ist dein, und du kannst nicht zu ihr, ihr nicht einmal die Hand drücken. Ob im ganzen Saal jemand war, der sich meinen Seelenzustand nur denken konnte? Kaum Du. Ich war tot und selig zugleich, müde zum Umsinken und fast jeder Tropfen Blutes eine Fieberwelle! …
Was raubt mir auf einmal die Kraft zur Arbeit? Phantasiere ich am Klavier, so werdens Choräle, schreib ich, so geschieht’s ohne Gedanken – nur eines möchte ich überall mit großen Buchstaben und Akkorden hinmalen: CLARA.

Mit der 1840 vollzogenen Eheschließung folgte für das Paar ein Jahrzehnt, in dem Clara in den Kreis der ersten Pianisten ihrer Zeit aufrückte und Robert seine großartige Begabung als Komponist unter Beweis stellen konnte. In einen wahren Schaffensrausch verfiel Schumann jetzt; allein in diesem Jahr schuf er 138 Lieder. Das Kunstlied und die lyrischen Klavierstücke sind es, die bei all seinen großartigen Orchester- und kammermusikalischen Werken die ureigenste Handschrift ihres Schöpfers trugen und ihn zum größten Lyriker der musikalischen Romantik werden ließen.

Robert und Clara Schumann
Robert und Clara Schumann

Auf das familiäre Glück des Paares und auf Schumanns Schaffenskraft fielen immer häufiger die Schatten eines chronischen Leidens, das sich in quälender Schlaflosigkeit, in Halluzinationen und in Nervenzusammenbrüchen manifestierte und ihm mit nur 46 Jahren den Tod brachte. Seine geliebte Clara verfolgte mit besorgter Aufmerksamkeit und Trauer die Veränderungen an Robert und hielt sie in ihrem Tagebuch fest:

Freitag, den 10. (Februar 1854), in der Nacht auf Sonnabend, bekam Robert eine so heftige Gehörsaffektion die ganze Nacht hindurch … Er hörte immer ein und denselben Ton und dazu zuweilen noch ein anderes Intervall … Er sagt, es sei Musik so herrlich mit so wundervoll klingenden Instrumenten, wie man auf der Erde nie hörte … Als wir nicht lange zu Bett waren, stand Robert wieder auf und schrieb ein Thema auf, welches, wie er sagte, ihm die Engel vorsangen. Er war des festen Glaubens, Engel umschweben ihn und machen ihm die herrlichsten Offenbarungen, alles das in wundervoller Musik …

Montag, den 20., verbrachte Robert den ganzen Tag an seinem Schreibpult und horchte auf die Engelstimmen. Er hatte dabei einen Blick voll Seligkeit, den ich nie vergessen kann, und doch zerschnitt mir diese unnatürliche Seligkeit das Herz ebenso, als wenn er unter bösen Geistern litt.

Beim Namen Robert fällt jedem, der in seiner Jugend Entdeckungs- und Abenteuergeschichten gelesen hat, unweigerlich auch der ehrgeizige Polarforscher und edle Kamerad Captain Scott ein. Robert F. Scott (1868-1912) war britischer Marineoffizier. Er kehrte von seiner ersten Südpolexpedition mit sensationellen Entdeckungen und Forschungsergebnissen heim und stieß beim darauffolgenden Versuch (1902) schon sehr nah bis an den Südpol vor. 1910 war er erneut mit einer verschworenen Mannschaft auf der »Terra Nova« aufgebrochen, um als erster am Pol zu sein. Das Unternehmen stand aber unter keinem glücklichen Stern.

Der Track, der mit Motorschlitten von der Ostküste des Süd-Viktoria-Landes aufbrach, kam nicht weit, die Schlitten fielen aus, man musste auf Ponys und Hunde umrüsten; doch die Tiere gingen eins nach dem anderen ein. Als die Männer nach einem fast unmenschlichen Marsch von 69 Tagen am 18. Januar 1912 dann doch noch am Traumziel ankamen, war ihre Enttäuschung grenzenlos. Der Norweger Roald Amundsen hatte vier Wochen vor ihnen den Südpol erreicht.

Deprimiert und stark geschwächt traten sie den Rückmarsch an. Unterwegs erkrankte der Unteroffizier Evans und wurde zu einer gefährlichen Last für die Mannschaft. Scott hatte zu entscheiden: Entweder er ließ Evans allein zurück und in der Eiswüste sterben oder sie nähmen den Kranken mit, das heißt, sie verlangsamten den Marsch und setzten ihr Leben aufs Spiel. Scott entschied sich für die zweite Variante, die Truppe schleppte Evans mit, bis er starb. Die Zeitverzögerung sollte für die Resttruppe verhängnisvoll werden. Schneestürme überraschten sie, und noch ein weiteres Mitglied der Expedition erkrankte, doch der Betroffene opferte sich selbst. Inzwischen waren auch die Vorräte aufgebraucht, und die Mannschaft erreichte das nächste Depot nicht mehr.

Im November desselben Jahres, kaum einen Tagesmarsch von der rettenden Station entfernt, fand eine Entsatzexpedition die Leichen der tapferen Männer – zusammen mit den Tagebüchern der Expedition, die Scott bis zur letzten Stunde geführt hatte.

Häufigkeitsstatistik und Bedeutung des Namens Robert