Von Ernö und Renate Zeltner
Joachim aus dem Königsgeschlecht des David war nach der Überlieferung der Ehemann Annas. Beide lebten bescheiden und gottgefällig; sie gaben einen Großteil ihres Vermögens den Armen und für den Tempel. Trotz vorbildlichem Lebenswandel blieb ihnen lange ein Kind versagt. Schließlich wurde ihnen verheißen, das Kind, das Anna gebären sollte, sei von Gott auserwählt und werde einst in aller Welt verherrlicht. Maria kam zur Welt und wurde zur Mutter Jesu ausersehen. Einzelheiten aus dem Leben Joachims, der also nach menschlichen Maßstäben der Großvater Jesu war, sind nicht überliefert, doch hat man ihm den 16. August als Namenstag zugewiesen.
Um die Wende des 18. zum 19. Jahrhundert spielte sich das geistige Leben Deutschlands bevorzugt in Salons ab. Die berühmtesten, etwa der von Rahel Varnhagen oder Sara Levy in Berlin, waren Treffpunkte der Intellektuellen. Dort verkehrten nicht nur Wissenschaftler vom Rang eines Wilhelm von Humboldt, sondern auch viele (zum Teil verarmte) Adelige, unter ihnen Achim von Arnim (1781-1831). Der aus Berlin stammende Edelmann war verheiratet mit Bettina, der ambitionierten Schwester seines Dichterfreundes Clemens von Brentano (siehe auch Bettina).
Nach den Napoleonischen Kriegen vollzog sich ein gesellschaftlicher Wandel, der auch als politische Romantik bezeichnet wird. Adelige und Bürgerliche wandten sich von den jüdischen Salons und ihren >Salondamen< ab, da sie sich einem neuen deutschen Nationalismus verschrieben hatten, der weitgehend antisemitisch bestimmt war.
Zu diesen Kreisen gehörte auch Achim von Arnim. Zusammen mit Brentano, Kleist und anderen Intellektuellen war er einer der Gründer der >Christlich Teutschen Tischgesellschaft<. Weder Juden noch Frauen, noch >Philister< (Spießbürger) waren dort erwünscht. Ein gewisses Kontingent der Mitglieder hatte dem Adel (meist Kleinadel) anzugehören, aber auch angesehene Bürgerliche waren mit von der Partie.
Eine Begebenheit verrät die teilweise absurde Züge aufweisende deutschnationale Sturheit des Dichters und Schriftstellers Achim von Arnim: Bettina von Arnim verkehrt nach wie vor im Salon der Sara Levy, in dem jahrelang auch Achim regelmäßiger Gast gewesen ist. Von Arnim holt seine Frau bei den Levys ab und beliebt, den Salon im Straßenanzug zu betreten, was von der Gastgeberin als deutliches Zeichen der Missachtung gedeutet wird. Der anwesende Neffe der beleidigten Hausfrau fordert Arnim zum Duell. Doch der lehnt die Herausforderung mit dem Hinweis ab, dass ein Jude für ihn nicht satisfaktionsfähig sei. Den Neffen packt daraufhin die Wut, und es kommt zu Tätlichkeiten, die in einem berühmt gewordenen Prozess enden. Der Geist Achim von Arnims und der Tischgesellschaft war nicht nur konservativ und national, sondern auch gegen die Errungenschaften der Französischen Revolution gerichtet. Man war kaisertreu und preußisch und huldigte den überlieferten Gesellschaftsstrukturen, die auch nicht durch Reformen von oben sozial verträglicher gestaltet werden sollten. Man wollte die zukunftsbildenden Kräfte allein aus der eigenen Vergangenheit beziehen.
Abgesehen vom gesellschaftlich-politischen Engagement umfasst Achim von Arnims dichterisches und schriftstellerisches Werk immerhin 19 Bände Romane und Erzählungen. Außerdem hat er zusammen mit Clemens von Brentano die deutsche Volksliedsammlung >Des Knaben Wunderhorn< herausgegeben.
Er ist ebenfalls ein Dichter gewesen, der Joachim Ringelnatz (1883 bis 1934), auch wenn man es seiner Lyrik nicht immer anmerkt und viele es gar nicht wahrhaben wollen. Ringelnatz war Bibliothekar und Seemann, Kabarettist und Maler. Er gehörte zur Bohème- und Kabarettszene der Zeit vor und nach dem Ersten Weltkrieg, hielt sich mit Werbetexten und Kinderversen über Wasser, war Hausdichter des Künstlerlokals >Simpl< in München und schrieb Programme für Vortragsveranstaltungen, mit denen er durch Deutschland tingelte. Clownerie, Nonsens, Sprachwitz, schwarzer Humor, Schelmereien, Satire, Leicht- und Tiefsinn – all das enthalten seine Verse und noch mehr. Es gibt den Alltagsdingen Gesichter, lässt sie leben und leiden:
Ein Pflasterstein, der war einmal Und wurde
viel beschritten. Er schrie:
>Ich bin ein Mineral Und muß mir
ein für allemal Dergleichen streng
verbitten !< Jedoch den Menschen
fiel’s nicht ein Mit ihm sich zu
befassen, Denn Pflasterstein bleibt
Pflasterstein Und muß sich treten
lassen.
Natürlich provozierte er die Spießer und die Prüden mit vielen seiner Verse. Vor allem die 1920 erschienenen >Turngedichte< haben einen Sturm der Entrüstung bei achtbaren Turnvätern ausgelöst, die seine boshaft-hintersinnigen Texte buchstäblich nahmen. In einer Rezension der Monatszeitschrift für Turnen, Spiel und Sport< von 1921 hieß es: >Witzig sein sollende Reimereien, die den sittlichen Anstand in schamloser Weise verletzen, gemeine Zoten und Spöttereien. Vor dem Ankauf des anmaßlichen Machwerks sei gewarnt. < Ein Stück dieser anstandsverletzenden Turnerlyrik des Joachim Ringelnatz sei nachfolgend zitiert:
Am Barren
Deutsche Frau, dich ruft der Barrn, Denn dies trauliche
Geländer Fördert nicht nur Hirn und Harn, Sondern auch die
Muskelbänder; Unterleib und Oberlippe. Sollst, das
Hüftgelenk zu stählen, Dich im Knickstütz ihm vermählen.
Deutsches Weib, komm: Kippe, Kippe!Mußt dich keck emanzipieren Und mit kindlichem >Ätsch-Ätsche<
Über Männer triumphieren, Mußt wie Bombe und Kartätsche Deine
Kräfte demonstrieren. Deutsches Mädchen – Grätsche! Grätsche!
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