Von Ernö und Renate Zeltner
Gottfried Graf von Cappenberg ist der fromme Namenspatron aller, die Gottfried, Fried oder Götz genannt werden. Sie können am 13. Januar Namenstag feiern. Der Kirchen- und Gottesmann hat auf seiner Burg im Jahre 1122 die erste Niederlassung des Prämonstratenserordens in Deutschland gegründet. Der so brav, so fromm und friedlich klingende Name Gottfried selbst ist heute weitgehend aus den Namens-Hitlisten verschwunden, er mutet wohl allzu harmlos an und passt nicht in unsere rauhe, sich ruppig gebärdende Zeit. Gefragter, zeitgemäßer ist Götz, die Kurzform von Gottfried. Denken wir nur an den Schauspieler Götz George alias Schimanski, dessen Hemdsärmeligkeit und buchstäbliche Schlagfertigkeit einem Jüngling von heute offenbar besser anstehen. Doch haben wir einen ähnlich »ganzen Kerl« auch aus grauer Vergangenheit anzubieten.
Der adlige Raufbold Götz von Berlichingen (1480-1562) ist aus Goethes Schauspiel >Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand< weithin bekannt; weniger belesene Zeitgenossen kennen wahrscheinlich nur einen kernigen Ausspruch des rauhbeinigen Ritters, nämlich das Götz-Zitat. In dezent verkürzter Form oder in wortwörtlicher Aufforderung an ein unleidliches Gegenüber ist es zum geflügelten Wort geworden.
Aristokratische Haudegen, die auf ihren Raubritterburgen saßen und, ständig in irgendwelche Fehden verstrickt, auf eigene Faust oder im Fürstensold kämpften, gab es zur Zeit der Bauernkriege zuhauf; Götz von Berlichingen verdankt seine Berühmtheit einerseits Goethe, der ihn zum Helden seines historischen Schauspiels machte, und andererseits seiner buchstäblichen »eisernen Faust«.
Der geschichtliche Götz entstammte einem württembergischen Rittergeschlecht und wurde zu Jagsthausen auf der Stammburg der Familie geboren. Kaum 15 Jahre alt, zog er schon mit seinem Onkel, der ihn auch in ritterlichen Tugenden unterwies, zum Reichstag nach Worms, auf dem Luther den Widerruf verweigert hatte. Zum Kriegsdienst erzogen wurde er am Hof des Markgrafen von Brandenburg-Ansbach. Mit 24 verlor er im Landshutischen Erbfolgekrieg durch den Schuss aus einer Feldschlange die rechte Hand, die er sich später durch eine Spezialkonstruktion nach eigenem Plan ersetzen ließ (ältestes Beispiel eines künstlichen Gliedmaßes!). Seither war die für die damalige Zeit erstaunlich funktionstüchtige mechanische Eisenhand sein Wahrzeichen. Götz blieb weiterhin adliger Landsknecht und Strauchritter dazu, der von der Fehde lebte und auch um Beute und Lösegeld kämpfte. Er überfiel mit selbst angeworbenen Reitern Kaufmannszüge, schlug sich mit den reichen Städten herum und trieb es schließlich so wild, dass er zweimal in Reichsacht getan wurde.
In dem eigenhändig aufgezeichneten Lebenslauf aus seinen letzten Jahren schildert er, wie er mit seinen Widersachern umgegangen ist:
Um mich ein wenig zu rächen, brannte ich in einer Nacht in Begleitung von nicht mehr als nur sieben Reitern drei Orte nieder, das waren Ballenberg und Oberndorf [bei Krautheim im Odenwald] sowie das Schafhaus zu Krautheim unter dem Schloßberg. Gern habe ich gleichwohl nicht gebrannt, aber ich hoffte diesmal, daß der Amtmann herausrücken werde, und hielt deshalb auch eine Stunde oder zwei zwischen Krautheim und Neustadt; denn es war eine schneehelle Nacht und ich hoffte auf ein Treffen mit ihm. Aber während ich unten brannte, rief der Amtmann nur von der Mauer herab, ich aber schrie zu ihm hinauf, er solle mich hinten lecken.
Die von Götz selbst erwähnte Unflätigkeit gegen den Amtmann hat Goethe vermutlich aufgegriffen und ihn im Ur-Götz noch drastischer als in der gemäßigten Endfassung ausrufen lassen:
Vor Ihro Kaiserlichen Majestät hab‘ ich, wie immer, schuldigen Respekt. Er aber, sag’s ihm, er kann mich im Arsch lecken! (Schmeißt das Fenster zu.)
So in Goethes Urfassung von Götz; im späteren gedruckten Text sind die letzten drei Wörter durch Striche ( ) ersetzt. Auf der Bühne aber kommt das Publikum heutzutage stets in den Genuss des Urtextes.
Im Krieg des Schwäbischen Bundes (1519) hat Gottfried von Berlichingen für Herzog Ulrich von Württemberg gefochten; bei der Verteidigung von Schloss Möckmühl wurde er gefangen und für längere Zeit festgesetzt. Von F. v. Sickingen und G. v. Frunsberg befreit, musste der Haudegen Urfehde leisten, also den Schwur ablegen, Frieden zu halten und auf Rache zu verzichten. Im Bauernkrieg (1525) führte Götz halb unter Druck, halb aus Berechnung den Odenwald-Haufen und wurde – obwohl er sich aufgrund übertriebener Forderungen der Bauern von ihnen ab wandte – wegen Teilnahme am Bauernaufstand vom Schwäbischen Bund in Augsburg von 1528 bis 1530 gefangen gehalten. Danach gab er Ruhe, nahm aber – bereits sechzig Jahre alt – an Karls V. Krieg gegen die Türken und am Feldzug gegen Frankreich teil. Trotz seines abenteuerlichen und gefährlichen Lebens erreichte er ein für seine Zeit geradezu biblisches Alter.
Berühmte Namensträger von A bis Z
Adam * Adelheid * Adolf * Agathe * Agnes * Albert * Alexander * Alfred * Andreas * Angelika * Anna * Anton * Armin * Arnold * Artur * Attila * August * Barbara * Benedikt * Benjamin * Bernhard * Bertha * Bettina * Boris * Brigitte * Bruno * Caecilia * Carmen * Christian * Christoph * Clara * Claudia * Cornelia * Daniel * David * Diana * Dietrich * Dorothea * Eberhard * Edith * Egon * Eleonora * Elfriede * Elisabeth * Elmar * Emma * Erik * Ernst * Erwin * Eugen * Eva * Felix * Ferdinand * Flora * Florian * Frank * Franz * Friedrich * Gabriel * Georg * Gerhard * Gertrud * Gudrun * Günter * Gustav * Hannes * Hedwig * Heinrich * Helena * Helmut * Henriette * Herbert * Hildegard * Hubert * Hugo * Ignaz * Irene * Isabel * Jakob * Joachim * Johannes * Josef * Judith * Julia * Karl * Kaspar * Katharina * Klemens * Konrad * Konstanze * Kurt * Laura * Leonhard * Lieselotte * Lina * Lola * Ludwig * Luise * Lukas * Manfred * Manuel * Margarete * Maria * Marianne * Markus * Marlene * Martin * Matthias * Maximilian * Melanie * Michael * Moritz * Natalie * Nikolaus * Olaf * Oliver * Oskar * Otto * Paul * Peter * Rahel * Rainer * Rebekka * Regina * Reinhold * Renate * Richard * Robert * Roland * Rosa * Rudolf * Ruth * Sabine * Sarah * Sebastian * Siegfried * Siegmund * Sigrid * Simone * Sophie * Stefan * Susanna * Theodor * Therese * Thomas * Tobias * Ulrich * Ursula * Ute * Veronika * Victoria * Volker * Walter * Werner * Wilhelm * Wolfgang * Yvonne * Zita