Berühmte Namensträger: Marlene

Von Ernö und Renate Zeltner


Seit 1941, also mitten im Zweiten Weltkrieg, erklang der Name Marleen allabendlich um zehn in Kasernen, Schützengräben und Lazaretten aus dem Volksempfänger, wenn Lale Andersen das Lied von der >Lili Marleen< sang. Hans Leip hatte den melancholischen Text während des Ersten Weltkriegs geschrieben, Norbert Schultze die eingängigen Zeilen auf Geheiß eines Rundfunkmoderators 1938 vertont. Lale Andersen, mit deren Stimme der Song auf eine Schellackplatte gepresst wurde, fand keinen rechten Gefallen daran. Auch die Begeisterung des Rundfunkmoderators hielt sich in Grenzen; er legte die Platte beiseite. Erst 1941 fand ein Mitarbeiter des deutschen Soldatensenders Belgrad die Aufnahme in einem verstaubten Plattenstapel. Er legte sie auf, und >Lili Marleen< war im Äther – bei Radio Belgrad abends um zehn. Auch wenn Propagandaminister Goebbels dem elegischen Sound eine schmissige Marschmusik verpassen lassen wollte, >Lili Marleen< blieb, wie sie war, und schon bald ertönte sie auch aus anderen Kehlen, in anderen Sendern und Sprachen. Die Soldaten auf der anderen Seite der Front lauschten bald den Klängen von >My Lili of the lamplight, my own Lili Marlene<. Und sie dachten wie ihre Feinde drüben an Heimkehr, an die Liebste und an den Frieden. Was man sich auf deutscher Seite eigentlich zur Stärkung des Wehr- und Durchhaltewillens gedacht hatte, führte im Fortgang des Krieges in unzähligen Soldatenköpfen und -herzen zu fast defätistischen Träumereien.

Eine andere berufene Interpretin und zugleich Star der alliierten Truppenbetreuung war Marlene Dietrich (1901-1992), die damit zugleich ihre antifaschistische Gesinnung unterstrich. Geboren als Maria Magdalena von Losch, eine Tochter aus gutem Hause, begann sie zunächst ein Musikstudium in Weimar, kam zum Theater und war schließlich sogar bei Max Reinhardt engagiert. Neben kleineren Filmrollen gab es bereits zu Beginn ihrer Laufbahn Auftritte auf Berliner Bühnen, unter anderem bei Revuen von Claire Waldoff. Marlenes große Stunde aber kam mit Josef Sternbergs Film >Der blaue Engel<, einer Verfilmung des Romans >Professor Unrat< von Heinrich Mann. Noch am Premierenabend war die Dietrich auf dem Weg nach Hollywood. Hier erlebte die junge Schauspielerin, die inzwischen verheiratet und Mutter eines Kindes war, die Verwandlung zum Vamp. Nach der Film-Ära mit Sternberg, in der so berühmte Streifen wie >Shanghai-Express< und >Die große Zarin< entstanden, schien sie den Zenit ihrer Filmlaufbahn überschritten zu haben. Doch mit Chansons und Revuen konnte sie weiterhin Erfolge feiern. Ihre wichtigste Rolle in der Nachkriegsära spielte sie in dem Film >Zeugin der Anklage<. Auf Tournee als Chansonette und mit eigener Show erlebte sie auf der ganzen Welt wegen ihrer Schönheit und ihres faszinierend doppeldeutigen Sex-Appeals Triumphe.

Zu den intimen Freundinnen der Dietrich, die es besonders liebte, in Frack und Zylinder aufzutreten, gehörten außer Claire Waldoff auch Greta Garbo und Edith Piaf.


Damit nicht 5 angelaufen kommen, wenn ich mein Kind rufe.