Von Ernö und Renate Zeltner
Der als Heiliger verehrte Leonhard (gestorben 559) stammte aus einem fränkischen Adelsgeschlecht und war für den weltlichen Waffendienst bestimmt. Doch als er mit der christlichen Lehre in Berührung kam, gab er das Ritterdasein auf und verließ den merowingischen Hof; er trat in den geistlichen Stand, begann zu predigen und zu missionieren (sichere Angaben fehlen). Remigius, Erzbischof von Reims, auch »Apostel der Franken« genannt, dessen Schüler Leonhard war, soll ihn zum Bischof geweiht haben. Es folgten Klosterjahre und schließlich Askese und fromme Betrachtungen als Einsiedler in den Wäldern bei Limoges. Die Eremitage und der verehrte Gottesmann mit großer Naturkenntnis zogen viele Leute an. Der barmherzige Leonhard stand den Bauern der Gegend in Not, bei Seuchen und Viehsterben mit Rat und Tat zur Seite. Daher rührt das Patronat für die Bauern. Er nahm sich aber auch der Gefangenen an, betreute sie und beschäftigte Freigekommene bei Rodungen, Saat und Ernte. Aus der Einsiedelei wurde eine Klostergemeinschaft und Leonhard ihr Abt (Kloster Saint-Leonard-de-Noblat). Am 6. November, dem Namensfest dieses hochangesehenen Stallheiligen, finden auch heute in süddeutschen Gegenden (vor allem in Bayern und Tirol) traditionelle Prozessionen, die Leonhardi- (Leonardi-)Ritte und Leonhardi-Fahrten, statt. Dabei werden festlich aufgezäumte Pferde geritten und geschmückte Wagen mitgeführt. Leonhard und Leo sind – selbst wenn wir den größten »Löwen« unter ihnen hier noch ausnehmen – bei Vertretern von bildender Kunst, Literatur und Musik ein besonders häufiger Vorname. Die Schreibenden sind mit Leo Tolstoj, Lion Feuchtwanger und Leonhard Frank vertreten, die bildenden Künstler mit Leo von Klenze und Lyonel Feininger, die Musiker mit Leonard Bernstein, Lionel Hampton, Leo Fall und Leo Slezak.
Gewiss bekannter als ihr großer Urheber ist inzwischen die >Mona Lisa< geworden, die uns von Posters, Postkarten, T-Shirts und allerlei Nippes entgegenlächelt und so den Blick für dieses großartige Kunstwerk allmählich abgestumpft hat. Vielleicht hat dadurch auch das Original-Porträt im Pariser Louvre einen Teil seines geheimnisvollen Zaubers eingebüßt, den Bewunderer vergangener Jahrhunderte bei ihrem Anblick empfanden. Selbst wenn nur das Porträt dieser florentinischen Dame und das Wandgemälde >Abendmahl< erhalten geblieben wären, müssten wir vor Leonardo da Vinci ( 1452-1519) das Knie beugen.
Geboren wurde Leonardo im toskanischen Dorf Vinci bei Empoli; er war Lehrling in der berühmten Werkstatt des Andrea de Verrocchio zu Florenz. Außer Pflanzen, Tieren und menschlichen Körpern lernte er den kunstvollen Faltenwurf zu zeichnen, mit Farben und den Gesetzen der Perspektive umzugehen. Auch konnte er sich die Geheimnisse der Bronzegießerei aneignen – kurzum, er bekam hier seine handwerkliche Grundausbildung, die ihn befähigte, seine künstlerische Begabung voll zu entfalten und zum herausragenden Künstler des an Talenten und Meisterwerken gewiss nicht armen 15. Jahrhunderts zu werden. Davon, dass er über seine malerischen Fähigkeiten hinaus ein Multitalent und universeller Geist war, zeugen seine Merkbücher, in die er Ideen und Einfälle notierte. Rund 6000 eng beschriebene Seiten mit Skizzen und Erläuterungen sind erhalten geblieben, sie geben allerdings den Entzifferern so manches Rätsel auf. Der kapriziöse Linkshänder hat sie in Spiegelschrift von rechts nach links geschrieben und mit unzähligen Kürzeln, Dialektausdrücken und ungewöhnlichen Wortkombinationen gespickt. Als Summe seiner vollendeten und unvollendet gebliebenen Werke, seiner ausgearbeiteten und angedachten Pläne, seiner in die Zukunft weisenden Anregungen auf vielen Gebieten kann man mit Fug und Recht feststellen: Leonardo da Vinci war zugleich Maler und Bildhauer, Architekt, Musiker und Schriftsteller, ebenso Anatom, Mathematiker und Physiker, aber auch Techniker, Ingenieur und ein großer Erfinder.
Auf den meisten Gebieten hat er nicht nur Praktisches vollbracht, sondern auch theoretische Grundlagen erarbeitet. Leonardo wagte sich an die erstaunlichsten Projekte. So unterbreitete er zum Beispiel während der großen Pestepidemie seinem Landesherrn einen Sanierungsplan für Mailand mit gesunden Satellitenstädten, in denen es Wasserleitungen, Kanalisation, Heizung und gute Luft gab. Er schuf Pläne für große Zentralbauten, machte Vorschläge für den Wohnungsbau aus Fertigteilen, ja sogar für mehrgeschossige Straßen. Leonardo erarbeitete auch den Entwurf einer 350 Meter langen Brücke über den Bosporus.
Da seine Auftraggeber vor allem an militärischen Erfindungen interessiert waren, entwickelte er nicht nur »uneinnehmbare« Verteidigungsanlagen, sondern konstruierte auch eine Schnellfeuerkanone, ein Geschoss mit Sprengladung, eine mechanische Riesenarmbrust und einen Panzer mit schrägen Seiten zum Schutz vor Kanonenkugeln. Sein »Luftschiff« hatte vier schlagende Flügel, die der Pilot mit Hilfe eines Stabes auf und ab bewegen musste, und er entwarf sogar einen funktionierenden Fallschirm. Der geniale Erfinder wagte sich, theoretisch, nicht nur in die Lüfte, sondern auch unters Wasser; Pläne für eine Taucherglocke, eine Art Taucheranzug und ein Schnorchel belegen das; sogar die Anleitung zur Herstellung einer Stinkbombe findet sich unter seinen Skizzen. Wen wundert es, dass es von ihm bereits den Plan für ein Fahrzeug gibt, das wie unsere Autos über ein Getriebe vorwärts bewegt werden sollte; auch das Prinzip der heutigen Fahrradkette geht auf Leonardo zurück. Auf dem Gebiet der Optik hat er die Camera Obscura beschrieben. Leonardo fand die richtige Erklärung für die Kräfte auf der schiefen Ebene, entdeckte die Bewegungs- und Hebelgesetze, und er beobachtete die wellenförmige Ausbreitung der Tonschwingungen. Und dann sind da die Leistungen des Naturforschers Leonardo da Vinci. Er wies beispielsweise darauf hin, dass man an den Baumringen trockene und feuchte Jahre ablesen könnte (Baumring-Datierung). Seine anatomischen Studien an Leichen ermöglichten ihm detailgenaue Darstellungen des Herzens, des Verlaufs der Blutadern und auch der Lage des Embryos in der Gebärmutter. Kaum der Rede wert, dass Leonardo auch als Sänger, Lautenspieler und Improvisator gerühmt wurde. Doch sollte uns diese Auswahl der spektakulärsten Ideen und Leistungen des Genies nicht den Blick dafür verstellen, dass Leonardo, dieser phänomenale Tüftler und Erfinder, vor allem Künstler war – einer der größten in der abendländischen Kunst.
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