Von Ernö und Renate Zeltner
Sinn und Bedeutung dieses Namens wurden für einen seiner berühmt gewordenen Träger das einzige Lebensziel. Ansgar, in der Picardie geboren (801-865), gilt als einer der großen Kämpfer für das Christentum. In der Abtei zu Corbie in Nordfrankreich wuchs Ansgar mit einer Schar junger Sachsen auf. Er wurde Mönch, Lehrer und empfing auch die Priesterweihe.
Als Lehrer kam er nach »Neucorbie« – Corvey an der Weser. Als König Harald von Dänemark sich 826 mit Frau, Sohn und Gefolge in Mainz feierlich taufen ließ und König Ludwig den Frommen um einen Missionar bat, schlug der Abt von Corvey Ansgar vor.
Der Benediktinermönch kannte sein ganzes Leben lang keinen anderen Beruf mehr, als Glaubensbote unter den heidnischen Völkern des Nordens zu sein. In den folgenden Jahren predigte und missionierte er unter Einsatz seines Lebens in Dänemark und Schweden. 832 empfing er in Rom die Bischofsweihe und wurde päpstlicher Legat für die nordischen Länder. Er war auch Erzbischof von Hamburg, später von Bremen. Als »Apostel des Nordens« wurde er zum Wegbereiter des Christentums in Nordeuropa. Das Fest des heiligen Ansgar wird am 3. Februar gefeiert.
Apostel und sendungsbewusster Missionar auf einem ganz anderen Feld war und blieb der Österreicher Oskar Kokoschka (1886 bis 1980) – ein Leben lang. Als junger Künstler lebte er in Wien, Berlin und Dresden; in den Aufbruchsjahren vor dem großen Krieg war er einer der Feuerköpfe der Protestgeneration: ein begnadeter, rasender Maler, Porträtist, Verfasser expressionistischer Dramen. Bis ins hohe Alter betätigte er sich als Lehrer von Generationen junger Maler. »Unser Gott aber war Oskar Kokoschka«, schrieb Carl Zuckmayer in seinen Lebenserinnerungen über diese gemeinsamen frühen Jahre und fährt fort: »Mir scheint O.K. noch heute, über ein halbes Jahrhundert hinweg, unter vielen großartigen Künstlern dieser Zeit der Großartigste zu sein.« Und für Else Lasker-Schüler, die exzentrische, mitstreitende Lyrikerin im Kreis um die Zeitschrift >Der Sturm<, war er als Maler »ein alter Meister, später geboren, ein furchtbares Wunder«. Heute zählen seine Bilder zu den gehüteten Schätzen von Museen, sind fast unerschwingliche Kostbarkeiten auf Auktionen.
Claire Göll, die Kokoschka 1927 in Paris begegnet war und die der Maler wie so viele andere interessante Persönlichkeiten aufforderte ihm Modell zu sitzen, nennt den Österreicher in ihren Lebenserinnerungen den »größten deutschen Maler unserer Zeit«. Sie schildert auch seine Arbeitsweise auf sehr anschauliche Weise: »Nehmen Sie Ihre Pose ein und rühren Sie sich nicht!« – hieß es stets, was sicherlich nicht leicht war in Gegenwart dieses nervös bebenden, zappelnden, mit dem Stift fuchtelnden Malers: »Ihn ergriff jedesmal eine Art Raserei, die sein hungerbleiches Gesicht entstellte.
Er rieb selbst seine Mondscheinfarben an, schleuderte sie auf die Leinwand und kratzte gereizt Teile davon wieder ab. Oskar Kokoschka, das explosive Genie, arbeitete stoßweise, befreite sich in Ausbrüchen und wütete dann wieder zerstörerisch.« Immer, wenn sie von einer Sitzung bei Kokoschka nach Hause kam, berichtet Claire Göll, umschlich sie ihr Siamkater mit krummem Buckel und entblößten Eckzähnen, um sie zu beschnuppern, weil sie vermutlich nach »Tiger oder Wolf« roch.
Als eine Art Kontrastprogramm lässt sich ein Namensträger des 19. Jahrhunderts, der britisch-irische Dichter Oscar Wilde, heranziehen, der mit dem Roman >Das Bildnis des Dorian Gray< die zum Teil selbstbiographische Darstellung des geistreichen, morbiden Dandys geliefert hat.
Unsere eigene Zeit kann mit zwei spektakulären Figuren namens Oskar aufwarten, die zu literarischem beziehungsweise Medienruhm gelangt sind: Oskar Matzerath, der schrill zerstörerische Blechtrommler in Günter Grass‘ großem Erstlingsroman, und der heißgeliebte Oskar aus der Mülltonne in der Fernsehserie >Die Sesamstraße<.