Von Ernö und Renate Zeltner
Kaiserinnen und Königinnen trugen den klangvollen Namen selten oder nie, dafür aber die Muse so manches Dichters, unter ihnen Goethe und Hölderlin. Gottfried August Bürger verniedlichte Susanne zum »Schön Suschen«. Neben der berühmten jüdischen, aus Babylon stammenden Susanna gab es auch eine christliche Trägerin dieses Namens. Sie fand zusammen mit Tiburtius als Märtyrerin in Rom den Tod. Namenstage dieser und anderer Susannen werden am 18. Januar, 19. Februar und 11. August gefeiert.
Die bekannteste Susanna des Altertums wie der Weltgeschichte war die Gemahlin des Jojakim aus Babylon. Ihre sagenhafte Schönheit hat zahllose Künstler angeregt; dank ihrer Keuschheit galt sie jüdischen wie christlichen Ehefrauen über Jahrtausende als Vorbild. Von ihrer Tugend berichtet eindrucksvoll das Alte Testament im >Buch Daniel<, Kapitel 13: Einmal, als Susanna allein in ihrem Garten ein Bad nahm, bedrängten sie zwei lüsterne, alte Richter, die im Gebüsch auf den Anblick ihrer Nacktheit gelauert hatten. Sie verlangten von Susanna, dass sie ihnen zu Willen sei, andernfalls wollten sie ihrem Ehemann berichten, sie hätten sie mit einem Liebhaber bei sündhaftem Treiben ertappt. Doch Susanna weigerte sich standhaft und rief ihre Mägde zu Hilfe. Aus Rache klagten die Alten sie an; sie sollte sich in ihrem Garten mit einem Jüngling des Ehebruchs schuldig gemacht haben. Sie, die Richter, hätten dies als unfreiwillige Zeugen mit angesehen. Susanna drohte die Todesstrafe, aber Daniel – der aus der Löwengrube – erscheint, ihm war von Gott der wahre Hergang offenbart worden. Er verwickelte die Lustgreise in Widersprüche, als er sie fragte, unter welchem Baum der Ehebruch stattgefunden habe. Der eine wollte ihn unter einer Eiche, der andere im Schatten einer Linde gesehen haben. So wurden die wollüstigen Richter Lügen gestraft und ihrer gerechten Strafe zugeführt, Susanna aber war gerettet.
Susanna lieferte nicht nur ein Beispiel standhafter Ehrsamkeit, sondern auch ein äußerst beliebtes Kunstmotiv. Maler wie Rembrandt, Rubens und Böcklin hat die Gegenüberstellung von Susannas Jugend und Reinheit – aber auch ihrer weiblichen Nacktheit – mit der lüsternen Bosheit des Alters gereizt. Ihre Geschichte inspirierte im 16. Jahrhundert unter anderem den Autor Paul Rebhun (1535) zum Magdeburger >Schönen Spiel von der Susanna<, aber auch Hans Sachs (1557) und Nikolaus Frischlin (1578).