Berühmte Namensträger: Philipp

Von Ernö und Renate Zeltner


Heilige respektive Selige namens Philipp oder Philippa gibt es in beträchtlicher Zahl, doch keine und keiner ist so liebenswert wie San Filippo Neri (1515-1595). Der Jüngling aus gutbürgerlichem Haus entschloss sich, auf Gut, Geld und Geschäftskarriere zu verzichten, und zog von Florenz nach Rom. Er schlug sich als Hauslehrer durch, sah aber seine Berufung vor allem darin, Kranke in den Spitälern aufzumuntern, als veritabler »Streetworker« verwahrloste Kinder um sich zu sammeln und mit ihnen zu spielen, Pilger zu betreuen, kurz, seinen Mitmenschen Freude zu bereiten. Erst mit 36 Jahren wurde er zum Priester geweiht. Seine Haupttätigkeit bestand fortan darin, in der Kirche Santa Maria in Vallicella den Gläubigen die Beichte abzunehmen. An manchen Tagen brachte er zwölf Stunden und mehr im Beichtstuhl zu. In langen Reihen standen Klosterschwestern und Tagelöhner, Marktfrauen und Kurienkardinäle bei ihm Schlange, denn es gab keinen in Rom, der die Menschen auf so unkonventionell-liebevolle Weise von ihren Sünden freisprach wie Filippo Neri oder »Il Santo«, wie ihn die Römer nannten. Als er allzu berühmt zu werden drohte und befürchten musste, in Eitelkeit zu verfallen, ließ er sich allerlei Narreteien einfallen, um nur nicht todernst genommen zu werden. Mal trug er zum Priesterkleid ein leuchtend rotes Hemd um seine ehrfürchtigen Anhänger zu schockieren, ein anderes Mal bestäubte er sich penetrant mit Parfüm, damit allzu Ergebene die Nasen rümpfen sollten. Wahrscheinlich hätte der »fröhliche Narr« in unserer Zeit als schriller Punk zu provozieren gewusst.

San Filippo Neri
San Filippo Neri

Davon, wie selbstverständlich den Menschen seiner Umgebung die Heiligkeit des lachenden Paters war, berichtet die Legende: Eines Tages schwebte Filippo, versunken im Gebet, in seiner Kirche ein Stück weit über dem Boden. Ein ortsfremder Besucher staunte nicht schlecht und fragte den Küster, der gerade die Kirche ausfegte, ob sich solch ein Wunder schon öfter ereignet habe. »Was für ein Wunder«, fragte der, »Pater Filippo ist doch nur in Verzückung.« Sprach’s und fegte unbeirrt weiter, auch unter den Füßen des schwebenden Geistlichen. Sein Namensfest wird übrigens am 26. Mai gefeiert.

Unter den Königen und anderen Hochadeligen vieler Zungen, die den Namen Philipp mehr oder weniger respektabel trugen, waren Spanier, Franzosen und Burgunder in der Überzahl. Es gab unter ihnen nicht nur – wie es sich für männliche Herrschernaturen ziemt einen Kühnen, einen Großmütigen, einen Guten, sondern auch zwei Schöne; der eine, französischer König (1285-1314), bewirkte die »babylonische Gefangenschaft« der Päpste in Avignon, der andere – Habsburger und Regent von Kastilien – hat sich vor allem aufs Schönsein, Heiraten und Erben beschränkt.

Philippine Welser
Philippine Welser

Nicht nur Schönheit, sondern auch Selbstbewusstsein und viel Energie gehörten dazu, als Bürgerliche den Sohn eines Kaisers zu ehelichen. Philippine Welser (1527-1580) brachte auch noch ihren Anteil an dem riesigen Vermögen der Augsburger Kaufmannsfamilie mit. Und Geld war bei den Habsburgern immer knapp. Erzherzog Ferdinand gelang es, den kaiserlichen Vater zur Anerkennung der Schwiegertochter zu bewegen, auch wenn die Verbindung nicht publik und die Kinder des Paares nicht erbberechtigt werden durften. Nach dem Tod Kaiser Ferdinands erbte Philippines Gemahl Tirol und Vorarlberg, und das Paar residierte fortan in Innsbruck. Das prachtvolle Schloss Ambras war Philippine als Wohnsitz zugewiesen. Ihr Mann hat sie nachträglich geadelt und ihr damit ebenfalls das Tor zu aristokratischen Gesellschaftskreisen geöffnet. So hielt sie dann nicht nur in Ambras aufs prächtigste hof, sondern bot den weiblichen Landeskindern auch ein Beispiel hausfraulicher Tüchtigkeit. Von gutem Geschmack zeugen zahlreiche auf uns gekommene Kochrezepte der Philippine Welser. Auch schwor sie auf die Heilkraft der Kräuter und hat selbst so manches Tränklein gebraut oder in der hofeigenen Apotheke nach ihren Angaben mischen lassen. Vor allem aber gewann sie als gute Landesmutter die Herzen der Tiroler. Sie kümmerte sich um Kranke und Alte und hatte viel guten Rat für »betrübte Herzen«. So ist es ihr tatsächlich gelungen, aus einer Mesalliance eine glückliche und erfüllte Partnerschaft zu machen. Auch wenn der kaiserliche Schwager Maximilian II. sein Leben lang davon überzeugt war, dass sie eine »Brekin« (Hündin) sei und seinen Bruder verzaubert habe. Immerhin wurde sie standesgemäß in der silbernen Kapelle der Innsbrucker Hofkirche beigesetzt.