Berühmte Namensträger: Julia

Von Ernö und Renate Zeltner


Auch bei Julia, der Heiligen, die aus einer wohlhabenden Familie in Nordafrika stammte, im 5. Jahrhundert lebte und starb, haben – wie bei so vielen Märtyrerinnen – christliche Standhaftigkeit und aufreizende Schönheit zum tödlichen Verhängnis geführt. Schon als junges Mädchen wurde sie in Kriegswirren als Sklavin an einen gewissen Eusebius verkauft. Ergeben fügte sie sich in ihr Schicksal und wurde ihrem Herrn bald eine unentbehrliche Dienerin. Er nahm sie sogar auf eine Reise nach Korsika mit, wo gerade ein Fest gefeiert und den örtlichen Gottheiten geopfert wurde. Die fromme Julia nahm an den Festlichkeiten, die ihr als Götzendienst erschienen, nicht teil. Als das dem Präfekten der Insel gemeldet wurde, ließ er sie zu sich führen; auf der Stelle entbrannte er in Leidenschaft für die Schöne und wollte sie bei Eusebius gegen vier andere Sklavinnen eintauschen. Der aber lehnte ab, doch der listige Präfekt ließ ihn so üppig bewirten, dass er trunken wurde und nicht mehr wusste, was um ihn geschah. Da Julia nicht bereit war, dem begehrlichen Präfekten seine Wünsche zu erfüllen, folterte und quälte er höchstpersönlich ihren nackten Leib und ließ die Arme schließlich kreuzigen. So ist Julia, die standhafte Jungfrau, zur Nationalheiligen Korsikas geworden; dort und anderswo wird ihr Namenstag am 22. Mai gefeiert.

Schriftstellerin und Salondame war die Französin Julie Récamier (1777-1849), die lange Zeit unter den Augen Napoleons einen literarischen Salon führte, in dem sich die intellektuelle Opposition gegen den selbsternannten Kaiser traf. Einer ihrer bevorzugten Gäste und ein enger Freund war der damals berühmte Schriftsteller François René Vicomte de Chateaubriand. Während außer seinen Werken an ihn nur noch ein allerdings edles Stück gebratenes Fleisch erinnert, hat Madame Recamier einem bequemen und inzwischen wieder in Mode gekommenen Stück Möbel ihren Namen geliehen.

Juliette Récamier
Juliette Récamier, 1800

Nicht gerade auf den Spuren dieser Namensschwester ist in unserem Jahrhundert die französische Chansonniere Juliette Gréco (geboren 1927) gewandelt. Sie wuchs in bürgerlichen Verhältnissen auf und war als Kind so introvertiert, dass ihre Großmutter meinte, sie sei »geistig zurückgeblieben« und leiste »passiven Widerstand«. Zum Widerstand aber kam sie buchstäblich, als sie Mitglied der Jugendorganisation der KP wurde und während des Kriegs vorübergehend in einem Gefängnis der Gestapo landete. Nach dem Krieg wollte sie Schauspielerin werden; in der Intellektuellen- und Künstlerszene lernte sie Albert Camus, Jean Paul Sartre, Truman Capote, Simone de Beauvoir und andere kennen. Bald galt sie in ihrem charakteristischen Aufzug (nackte Füße, eigenwilliges Makeup, schwarze Hose, schwarzer Pulli) als die Muse des Existentialismus. Man traf sich in verräucherten Bars und Kellerlokalen wie dem >Tabou<, von dem Juliette in ihren Erinnerungen schreibt: »Hier sind sie versammelt, die Besten reinsten Geistesadels, Seite an Seite mit den Vertretern des Geldadels, den Neugierigen.« Immer öfter prangt das Foto der langmähnigen Greco auf Zeitschriftencovers und in Magazinen.

Sartre ermuntert sie zum Singen. Lange wehrt sie ab, traut sich aber schließlich doch, interpretiert Texte von Raymond Queneau, von Camus und Sartre, von Jacques Brei und Georges Brassens. Anfangs schämt sie sich für ihre dilettantischen Auftritte, doch dann bekommt sie Sicherheit, findet ihren Stil. Ihre rauchige Stimme, das Bild der schmalen jungen und später der älter werdenden Frau im engen schwarzen Balmain-Kleid geht um die Welt. Als ihr Ziel hat sie einmal formuliert, dass sie die Texte der Intellektuellen aus den Buchdeckeln holen und ans Licht und an das Ohr einer großen Öffentlichkeit bringen wolle – und das hat sie sicherlich erreicht.

Berühmte Namensträger von A bis Z

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