Berühmte Namensträger: Sarah

Von Ernö und Renate Zeltner


Die heilige Sara war eine Fürstin, die wohl im 4. Jahrhundert als Eremitin in der ägyptischen Wüste lebte. Ihr Namenstag ist der 13. Juli.

Der Name ist gleichsam zum Synonym und Inbegriff für das Jüdische geworden, als unter der Naziherrschaft in Europa alle jüdischen Frauen zusätzlich zu ihrem eigentlichen Vornamen Sarah heißen mussten. Ein Name, der – wie auch der gelbe Stern – nach dem Willen der Initiatoren dieser ungeheuerlichen Aktion alle Welt auf einen »Makel der Geburt« aufmerksam machen sollte, ist damit zum Ehrentitel von Millionen jüdischer Märtyrerinnen geworden.

Die erste Trägerin dieses Namens ist aus dem Alten Testament bekannt: Sarah, die Frau und Halbschwester Abrahams. Sie wanderte mit ihrem Mann nach Kanaan und war wegen ihrer großen Schönheit in ihrer ehelichen Treue stets gefährdet, weil auch die Könige von Gerar und Ägypten sie begehrt haben sollen. Da Sarah unfruchtbar war, führte sie ihrem Gemahl großzügig Hagar, eine schöne ägyptische Magd, als Konkubine und Mutter seiner Kinder zu. Hagar empfing von Abraham und nahm sich bald allerlei Unbotmäßigkeiten gegen die Herrin heraus. Das erregte bei Sarah Zorn und Eifersucht. Doch im wahrhaft biblischen Alter von neunzig Jahren sollte auch Sarah noch einen Sohn gebären, der Isaak hieß und für eine große Nachkommenschaft sorgte. Abraham, der Vater Isaaks, hatte bei der Geburt seines Sohnes bereits das erstaunliche Alter von hundert Jahren erreicht. Sarah aber war nachtragend und ruhte nicht, bis die Magd Hagar von Haus und Hof vertrieben wurde. Zum Glück aber hat sich der Herr auch der Magd angenommen und aus ihrem Sohn Ismail einen erfolgreichen Wüstenbewohner, Bogenschützen und Stammvater eines großen Geschlechts werden lassen.

An Schönheit konnte es die berühmteste Sarah der neueren Zeit mit der biblischen Stammutter gewiss aufnehmen. Doch das faszinierendste an der großen Sarah Bernhardt (1844-1923) muß ihre Stimme gewesen sein, von der Zeitgenossen sagten, sie sei aus purem Gold (voix d’or). Doch die Schauspielerin französisch-holländisch-jüdischer Abstammung, die eigentlich Rosine Bernhardt hieß, hatte auch noch andere Qualitäten. Sie stand auf den großen Bühnen der Welt und feierte Triumphe in zahllosen Rollen, darunter in der des Hamlet. Als Tragödin war sie gleichermaßen mitreißend wie als Komödiantin. Beifallsstürme begleiteten ihre Aufführungen, Fürsten und Prinzen machten nach den spektakulären Auftritten der »Göttlichen« ihre Aufwartung. Sechzig Jahre, von 1862 bis 1922, dauerte ihre beispiellose Karriere. Bei einer Tournee, die sie um die ganze Welt führte, verdiente sie 1891 sagenhafte 3,5 Millionen Francs. Sie eröffnete in Paris ihr eigenes Theater (Théâtre Sarah-Bernhardt) und kümmerte sich selbst um Kostüme, Kulissen, Beleuchtung sowie die gesamte Organisation. 1905 erlitt sie während eines Auftritts in Rio eine schwere Beinverletzung. Das Bein musste später amputiert werden. Doch Sarahs beispiellose Karriere dauerte an. Als erste große Schauspielerin nahm die Bernhardt eine Filmrolle an. An ihren Werbekampagnen könnten sich PR- Strategen von heute noch ein Beispiel nehmen.

Sarah Bernhardt
Sarah Bernhardt

Warum es für sie so wichtig war, daß auch die Kasse ihrer Unternehmungen stimmte? Die ungeheuren Gagen, die sie aushandelte, gab ihr Sohn Maurice im Spielkasino wieder aus. Die Greisin Sarah Bernhardt, die noch als ältere Matrone zarte Mädchen- und Knabenrollen glaubhaft verkörpert hatte, brach als fast Achtzigjährige eines Tages im Licht der Scheinwerfer auf der Bühne zusammen und starb einige Tage später.

Es grenzt an Blasphemie, nach der singulären Erscheinung und Stimme der Sarah Bernhardt einen Showstar zu erwähnen, der in unserem Jahrhundert ebenfalls Begeisterungsstürme ausgelöst hat. Mit ihrer rauchigen Stimme konnte auch die schwedische Sängerin und Schauspielerin Zarah Leander (1907-1981) als Musik- und Kinostar reüssieren; allerdings hat sie viel von ihrer Reputation eingebüßt, weil sie in den Vorkriegs- und Kriegsjahren allzu bereitwillig ihre Stimme den Propagandisten der Nazi- Kultur- und Unterhaltungspolitik geliehen hatte.