Berühmte Namensträger: Herbert

Von Ernö und Renate Zeltner


Sankt Heribert (um 970-1021), Erzbischof von Köln und Kanzler des Deutschen Reiches, genoss vor allem in seiner eigenen Diözese höchste Wertschätzung. Hier wurde und wird er nicht nur wegen seiner Güte, Geduld und tatkräftigen Hilfe für die Armen verehrt, sondern vor allem wegen seiner Wundertätigkeit. An seinem Reliquienschrein in Köln-Deutz sollen sich mehrere unerklärbare Heilungen ereignet haben. Nach der Legende hat er in einer Zeit verheerender Trockenheit mit nachfolgender Hungersnot und Pestgefahr zu einer Bittprozession aufgerufen; und tatsächlich regnete es bald darauf ausgiebig, so dass die Felder und Gärten wieder Früchte trugen. So ist der heilige Heribert zum ersten Ansprechpartner bei Dürrekatastrophen geworden. Das Fest des Heiligen ist am 16. März.

Einer der Großen namens Herbert war im 20. Jahrhundert der österreichische Dirigent Herbert von Karajan (19081989). Stationen seines Erfolgs: die Direktion der Staatsoper in Wien, die Leitung der Wiener und der Berliner Philharmoniker, die Leitung der Salzburger Festspiele, die Begründung und Leitung der Salzburger Osterfestspiele. Wie sein großer Vorgänger in Berlin, Wilhelm Furtwängler, war Karajan politisch umstritten, weil er seine Karriere während der Nazizeit, als viele jüdische Dirigenten ins Exil mussten, zielstrebig weiterverfolgt hat.

Während seiner Zeit als Operndirektor in Wien hat Karajan zahlreiche Inszenierungen auch als Regisseur betreut. Dabei lagen ihm – wie es heißt – die Beleuchtungsproben besonders am Herzen. Während es normalerweise mit vier bis fünf dieser Proben sein Bewenden haben muss, setzte Karajan für seine Inszenierung von Claude Debussys >Peleas et Melisande< immer wieder neue Beleuchtungsproben an. Eines Tages gleißte das Haus am Ring in voller Festbeleuchtung, als der Maestro zur Probe kam. Im selben Augenblick erschien der Chefbeleuchter auf der Szene und verehrte dem Chef einen Ehrenkranz mit seidener Schleife. Karajan schaute verdutzt und las dann belustigt den Widmungstext auf der Schleife: »Unserem verehrten Direktor aus Anlass der 75. Beleuchtungsprobe von >Peleas et Melisande< vom Personal des Hauses gewidmet.«

Welten lagen zwischen dem extravaganten Star der europäischen und internationalen Musikwelt und seinem Namensvetter und Zeitgenossen Herbert Wehner (19061990). Auch letzterer war der klassischen Musik nicht abgeneigt, doch beschränkte sich die aktive Musikausübung des nicht unbegabten Amateurs auf gelegentliches Gitarre- und Mundharmonikaspiel, bei dem er sich vom aufreibenden Alltagsstress erholte. In seinem ureigenen Genre, dem politischen Geschäft, war er jedoch alles andere als ein Amateur. Sein Einstieg in die Politik erfolgte in der Zeit zwischen den Weltkriegen, als er der Kommunistischen Partei beitrat. Er wurde sächsischer Landtagsabgeordneter und arbeitete nach der nationalsozialistischen Machtergreifung im Untergrund für die KPD. Mehrere Exiljahre verbrachte er in Moskau, später lebte er in Schweden, wo er sich vom Kommunismus löste. Im Nachkriegsdeutschland war er auf Betreiben Kurt Schumachers für die Sozialdemokratie politisch aktiv. Er wurde zum Parlamentarier der ersten Stunde, zum engagierten Debattenredner, zum »Zuchtmeister seiner Partei und Fraktion«. Bärbeißig, grimmig und unermüdlich saß er im Bundestag, ließ keinen Redebeitrag aus, nahm, wenn es ihm angebracht schien, selbst das Wort und beeindruckte mit seiner Redegewalt und den gefürchteten Zwischenrufen. Seine Energie und Leidenschaft haben die SPD zur Regierungsfähigkeit geführt, seine Entschlossenheit und Durchsetzungskraft die Partei mehr als ein Jahrzehnt an der Macht gehalten. In der eigenen Partei umstritten, lehrte er so manchen politischen Gegner das Fürchten. Dabei war er selbst verletzlich und hat während seines langen politischen Lebens nicht aufgehört, an seiner Vergangenheit zu leiden, die ihm von Freund und Feind nach Bedarf immer wieder vorgeworfen wurde. In einer Rede vor dem deutschen Bundestag hat er am 13. März 1975 auf solche Anwürfe erwidert:

Ich weiß genau, ich hätte nie … mich in den Bundestag wählen lassen sollen … Wer einmal Kommunist war, den verfolgt Ihre gesittete Gesellschaft bis zum Lebensende, und wenn es geht, lässt sie ihn auch noch durch Terroristen umbringen. Das weiß ich, das ist so, und deswegen habe ich damals Kurt Schumacher gesagt: >Die werden mir doch die Haut vom lebendigen Leib abziehen.> Da hat er mir gesagt: >Und du bist einer, der das aushält, und du musst hier sein.<

Häufigkeitsstatistik und Bedeutung des Namens Herbert

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