Berühmte Namensträger: Veronika

Von Ernö und Renate Zeltner


Zwei Namenstage (4. Februar und 9. Juli) stehen zur Wahl, und zu diesen gehören die guten Taten und Seelen zweier heiliggesprochener Frauen namens Veronika. Die eine hat Jesus auf seinem letzten Weg ihr Tuch gereicht, damit er sich Schweiß und Blut vom Gesicht wischen konnte. Auf dem Tuch fand sich nach der Legende später der Abdruck vom leidenden Antlitz des Herrn. Auf einem berühmten, um 1400 entstandenen Gemälde hat der »Meister der heiligen Veronika« das Geschehen eindrucksvoll dargestellt. Wäscherinnen und Leinenhändler haben sich die heilige Veronika sinnigerweise zur Schutzpatronin erwählt.

Die heilige Veronika Giuliani (166-1727) lebte in äußerster Askese, trat in ein Kapuzinerinnenkloster ein, dessen Oberin sie wurde. Sie hatte immer wieder Erscheinungen und musste große Leiden erdulden. Am Karfreitag des Jahres 1697 bildeten sich unter peinigenden Schmerzen die Wundmale Jesu an ihrem Körper. Das machte sie der Inquisition verdächtig, die sie als Hexe zu entlarven suchte. Doch die Ärzte konnten ihre Wundmale nicht heilen. Nach ihrem Tod hat man – so berichtet die Legende – auf ihrem Herzen Einprägungen der Marterwerkzeuge des Herrn gefunden.

Veronika Giuliani
Veronika Giuliani

Heiligmäßig hat Vera Brühne sicher nicht gelebt, aber ob sie eine Mörderin oder Anstifterin zum Mord war, das kann man glauben oder bezweifeln. Jedenfalls ist sie 1962 zu lebenslänglicher Haft verurteilt und nach Verbüßung von 17 Jahren begnadigt worden. Im Prozess um die Ermordung eines Arztes und seiner Haushälterin hat es kein Geständnis gegeben, die Richter urteilten aufgrund von Indizien und umstrittenen Zeugenaussagen. Bei der Spurensicherung waren sträfliche Fehler passiert. Doch das Gericht entsprach mit seinem Schuldspruch voll den Erwartungen einer Öffentlichkeit, die ihr Urteil längst gefällt hatte; genauso wie der Großteil der Medien, die alles taten, die Angeklagte als attraktives, aber geldgieriges, elegantes, aber lasterhaftes Monster vorzuführen. Die prüde Verlogenheit bundesdeutscher Sexualmoral verlangte Genugtuung um jeden Preis, auch wenn zwei möglicherweise doch Unschuldige ihn bezahlen mussten. Ob Vera Brühne den reichen Arzt und alternden Frauenheld tatsächlich in Erwartung einer Erbschaft umgebracht hat oder ihn ermorden ließ, konnte in den seither verflossenen Jahrzehnten nicht aufgedeckt werden. Ein von ihrem Verteidiger verlangtes Wiederaufnahmeverfahren wurde nicht zugelassen. Ihr Anwalt Wilhelm Haddenhorst hat dazu festgestellt:

Für die Darstellung des Schwurgerichts in bezug auf den Doppelmord gibt es keinen Beweis. Die Tatrekonstruktion des Gerichts ist eine reine Erfindung. Gegen eine Erfindung gibt es kein Beweismittel. Juristisch kann ich dagegen nichts unternehmen. Ich möchte betonen, daß es jedem Bürger dieses Staates widerfahren kann, in dieselbe Situation zu geraten wie Frau Brühne oder Johann Ferbach.

Der unbefriedigende Prozessablauf wie auch das leichtfertige Urteil haben immer wieder Spekulationen über den Tathergang und das wahre Motiv des Täters ausgelöst. Man hat vermutet, dass es um Waffengeschäfte gegangen ist, durch die das enorme Vermögen des ermordeten Arztes zu erklären wäre. Aber für keine These gibt es schlüssige Beweise. Als Hauptfigur eines mysteriösen Prozesses wird die schöne Vera Brühne in die deutsche Justizgeschichte eingehen, die ganze Wahrheit wird aber wohl nie ans Licht kommen.