Berühmte Namensträger: Rosa

Von Ernö und Renate Zeltner


Sie wird als »die erste Blume der Heiligkeit Südamerikas« verehrt – die heilige Rosa von Lima (1586-1617) ist zur Schutzpatronin eines ganzen Kontinents geworden. Man ruft sie um Hilfe an, wenn eine schwere Entbindung bevorsteht, aber auch bei Wunden und Grind; außerdem ist sie die Lieblingsheilige der Gärtner und Floristen. Ihre ekstatische Frömmigkeit zeigte sich schon im zarten Kindesalter und äußerte sich in außergewöhnlichen Gelübden. Mit fünf Jahren gelobte sie ewige Keuschheit, mit sechs verzichtete sie für immer auf den Genuss von Früchten. Sie nährte sich seither nur noch von Wasser und Brot, um Gott zu gefallen. Dabei arbeitete sie schwer, züchtete prächtige Blumen zum Verkauf und nahm Näharbeiten an. In einer Hütte am Ende des Gartens fristete sie ihr Leben als Büßerin, trug einen Dornenkranz um den Kopf und geißelte sich – für welche Sünden auch immer. 15 Jahre lang schlief sie auf Glasscherben. Rosas kurzes, gequältes Leben hat nicht nur die staunenden Gläubigen vieler Jahrhunderte fasziniert, sondern auch Maler und Bildhauer in aller Welt, unter ihnen Murillo, Rubens und Tiepolo. Sie war die erste Amerikanerin, die heiliggesprochen wurde. Ihr Fest wird am 23. August gefeiert.

Rosa Luxemburg
Rosa Luxemburg

Eine moderne Rosa brauchte sich nicht selbst zu peinigen, das besorgten andere, Schergen und Verfolger, die sie einkerkerten, schlugen und schließlich umbrachten. Rosa Luxemburg floh mit 19 Jahren aus dem russischen Teil Polens, studierte Sozialwissenschaften, Geschichte und Nationalökonomie in Zürich und promovierte 26jährig mit Auszeichnung. Eine Scheinehe ermöglichte ihr 1898 die Übersiedlung nach Berlin. Als gewiss kein bequemes Mitglied der SPD wurde sie eine beliebte und angesehene Mitarbeiterin der Parteipresse und der Parteischule. Die eigenwillige Theoretikerin war aber auch eine Autorität und faszinierende Rednerin bei nationalen und internationalen Kongressen. Wegen ihrer Teilnahme an der russischen Revolution von 1905 hat sie in der Warschauer Zitadelle eingesessen; Antikriegspropaganda brachte sie 1915 für ein Jahr ins Gefängnis und von 1916 bis zum Kriegsende in Schutzhaft. Im Oktober 1918 kam Rosa Luxemburg frei und hat nach Enttäuschungen mit den Soldaten- und Arbeiterräten die KPD mitbegründet. Nach der Niederschlagung des von ihr missbilligten Spartakusaufstandes wurde sie im Januar
1919 von Freikorpsoffizieren beim Verhör zusammengeschlagen und im Berliner Landwehrkanal ertränkt.

Von Rosa Luxemburg stammt der oft zitierte Ausspruch »Freiheit nur für die Anhänger der Regierung, nur für Mitglieder einer Partei ist keine Freiheit. Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden.« Weil Rosa Luxemburg, die »Rote Rosa«, aus Nachschlagewerken und Schulbüchern nur als radikale Kämpferin der internationalen Arbeiterbewegung, als engagierte Kriegsgegnerin bekannt ist, soll hier einmal eine ganz andere Seite dieser warmherzigen Frau, die der Natur, Musik, Malerei und Literatur so zugetan war, gezeigt werden. Aus dem damals preußischen, heute polnischen Wronke, wo sie als aktive Kriegsgegnerin auf der Festung in Schutzhaft saß, schrieb sie an den Freund Hans Diefenbach, der als Arzt im Feld noch im selben Jahr gefallen ist, einen Stimmungsbericht:

Mitten in meinem mühsam aufgebauten schönen Gleichgewicht packte mich gestern vor dem Einschlafen wieder eine Verzweiflung, die viel schwärzer war als die Nacht. Und heute ist auch noch ein grauer Tag, statt Sonne – kalter Ostwind – Ich fühle mich wie eine erfrorene Hummel; haben Sie schon mal im Garten, in den ersten frostigen Herbstmorgen, eine solche Hummel gefunden, wie sie ganz klamm, wie tot, auf dem Rücken liegt im Gras, die Beinchen eingezogen und das Pelzlein mit Reif bedeckt? Erst wenn die Sonne sie ordentlich durchwärmt, fangen die Beinchen sich langsam zu regen und zu strecken an, dann wälzt sich das Körperchen um und erhebt sich endlich mit Gebrumm schwerfällig in die Luft. Es war immer mein Geschäft, an solchen erfrorenen Hummeln niederzuknien und sie mit dem warmen Atem meines Mundes zum Leben zu wecken. Wenn mich Arme doch die Sonne auch schon aus meiner Todeskälte erwecken wollte! Einstweilen fechte ich wider die Teufel in meinem Innern wie Luther – mit dem Tintenfass. Und deshalb müssen Sie als Opfer einem Sperrfeuer von Briefen standhalten. Bis Sie Ihr großes Geschütz geladen haben, überschütte ich Sie mit meinem kleinkalibrigen, dass Ihnen angst und bange wird. Übrigens, wenn Sie an der Front auch mit dieser Rapidität Ihre Kanonen luden, dann wundert mich unser jetziger Rückzug an der Somme und Ancre wahrhaftig nicht und Sie werden es sicher auf dem Gewissen haben, wenn wir den Frieden schließen müssen, ohne das schöne Rändern zu annektieren.