Berühmte Namensträger: Adelheid

Von Ernö und Renate Zeltner

Freigebigkeit und Nächstenliebe der hochverehrten Kaiserin Adelheid (um 931-999) waren offenbar so groß, dass sie ihrem Biographen (Odilo von Cluny) wie ein Wunder erschienen. Wunder aber müssen sein, wenn die Kirche einer vorbildlichen Persönlichkeit den Heiligenschein zuerkennen soll. Die heilige Adelheid hat sich die Gloriole offenbar verdient. Die Burgunderprinzessin wurde als 16jährige mit Lothar, dem König der Langobarden, vermählt. Nach dessen frühem Tod rief sie den nachmals »großen« Kaiser Otto I. gegen den mutmaßlichen Mörder und Usurpator Ehrengar zu Hilfe. Sie rührte das Herz des Kaisers, und als seine Gemahlin ist die offenbar ebenso kluge wie mildtätige Frau in die Geschichte eingegangen. Zu Ottos Nachruhm und dem Ehrentitel »der Große« hat sie mit Sicherheit ein Gutteil beigetragen. Nach dem Tod ihres Mannes lenkte sie als Regentin für ihren Sohn Otto II. die Geschicke des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation.

Trotz mancher Hofintrigen, vor allem der byzantinischen Prinzessin Theophano, der das sittenstrenge Regiment der kaiserlichen Schwiegermutter nicht passte, nahm sie als Gattin, Mutter und Großmutter Einfluss auf drei Sachsenkaiser (Otto den Großen, Otto II. und Otto III.) Um ihren Tod ranken sich mancherlei Legenden. Gertrud Bäumer hat der »Mutter der Königreiche« mit ihrer Biographie ein hehres Denkmal gesetzt. Das Fest der heiligen Kaiserin wird am 17. Dezember gefeiert.

An eine andere Heilige namens Adelheid, die Äbtissin des Kölner Klosters St. Maria im Kapitol, erinnert bis heute eine Wallfahrt in Adelheidis-Pützchen bei Bonn. Ihr Fest ist am 5. Februar.
Berühmte Trägerinnen dieses Namens waren noch andere mittelalterliche Fürstinnen, aber auch so manche gediegene Bürgersfrau. Im 19. Jahrhundert kam der zwischenzeitlich seltener gewordene Name erneut in Mode.

In der englischen Literatur und in unzähligen Kinderstuben machte Alice, das britische Pendant der Adelheid, mit ihren skurilen »Abenteuern im Wunderland« Furore. Das 20. Jahrhundert erlebte das Fräulein Adelheid als Titelheldin eines schrägen Gassenhauers.

Heidi
Heidi

Viel beliebter als der ehrwürdige alte Name sind in unserer Zeit Koseformen. Heidi ist nicht nur Star eines der erfolgreichsten Jugendbücher der Weltliteratur geworden, sondern durfte als heiß geliebte und umschwärmte Kultfigur gleich in mehreren Kinofilmen brillieren. Heidi – mit ihrer rührenden Geschichte seit 1880 zwischen zwei Buchdeckel gebannt – personifizierte für Jugendliche und Erwachsene die nicht erst in unserer Zeit aufgebrochene Sehnsucht nach dem einfachen Leben, nach Heimat (vorzugsweise Bergheimat) und nach (beinahe) heiler Welt. Dabei war doch der Alm-Öhi, Heidis Großvater, ein ziemlich kaputter Typ und fast ein Menschenfeind. Aber mit reinem Herzen, mit ihrer Liebe zu dem Alten und viel fröhlich sprudelndem Gottvertrauen führte die von Lehr- und Wanderjahren gestählte Heidi ihn schließlich zu Gott und den Menschen zurück. Die liebenswürdige Geschichte, die immer hart am Klischee vorbeisegelt und nicht alle Klippen der Sentimentalität umschifft, ist das Werk der Johanna Spyri aus Hirzel bei Zürich. Sie wurde, wie es im Untertitel zu >Heidis Lehr- und Wanderjahren< heißt, »Kindern und auch solchen zugedacht, welche die Kinder liebhaben«. Dass ihr Buch einst um die Welt gehen und in fast alle Kultursprachen übersetzt würde, hätte sich die Witwe des Züricher Stadtschreibers damals gewiss niemals träumen lassen.


Damit nicht 5 angelaufen kommen, wenn ich mein Kind rufe.