Berühmte Namensträger: Rudolf

Von Ernö und Renate Zeltner


Der heilige Rudolf, Patron all der hier angeführten Namensträger, war ein besonders frommer italienischer Mönch des 11. Jahrhunderts, der wegen seiner Glaubensstrenge gegen sich selbst und gegen andere schon als junger Mann zum Bischof geweiht wurde. Sein Namenstag ist der 17. Oktober.

Mit einem Rudolf (Rudolf I., dem zum römischen König gekrönten Grafen von der Habichtsburg) hat der Aufstieg des Hauses Habsburg begonnen; mit einem letzten Rudolf Kronprinz von Österreich, war die Herrschaft der Habsburger dann sechs Jahrhunderte später ziemlich am Ende.

Der im Lustschloß der Habsburger in Laxenburg 1858 geborene und 1889 in Mayerling tragisch endende königliche Prinz war der einzige männliche Nachkomme des Kaisers Franz Joseph und der Elisabeth von Bayern (Sisi). Ihr Spross wuchs in Glanz und Gloria des Kaiserhofes auf und erhielt angesichts des konservativ-klerikalen Milieus am Wiener Hof eine erstaunlich freigeistige Erziehung.

Kronprinz Rudolf
Kronprinz Rudolf

Der intellektuell ambitionierte Kronprinz, der schon früh politisches und volkswirtschaftliches Interesse zeigte, wurde aber vom kaiserlichen Vater stets von staatspolitischen Aufgaben ferngehalten und auf rein militärische Pflichten gedrillt.

Rudolf stand über Jahre mit liberalen Kreisen der Presse und des Verwaltungsapparats in Verbindung und schrieb sogar anonym »staatsgefährdende« Aufsätze und Artikel für die Boulevardpresse. Ihm wurde bald klar, dass der alte Kaiser in seinem verknöcherten, frömmlerischen Konservatismus samt seiner Hofkamarilla nicht gewillt und schließlich auch nicht mehr fähig war, mit den Problemen der Gegenwart fertigzuwerden. Der zukünftige Thronerbe, der sich den Völkern, über die er demnächst herrschen sollte, verantwortlich fühlte, sah, dass die Monarchie unaufhaltsam ins Verderben steuerte. Er ließ sich mit Kreisen ein, die den Rücktritt des greisen Franz Joseph betrieben, ihm den Titel Ehrenkaiser zugedacht hatten und Rudolf als Regenten einsetzen wollten. Diese Verwicklungen sind wohl dem eifrig konspirierenden Kaiser-Sohn zum Verhängnis geworden. Dass der dreißigjährige Kronprinz von Österreich aus unglücklicher Liebe die 17 Jahre alte Baronesse Vetsera – mit der er ganze zwei Wochen lang ein Verhältnis hatte – und dann sich selbst erschossen hat, ist sicher ein romantisches Märchen, das die politischen Hintergründe verschleiern sollte.

An dieser Stelle die Mayerling-Tragödie zu erzählen erübrigt sich gewiss. Viel rührender und authentischer erscheint dagegen, was der achtjährige Rudolf über die Krönung von Kaiser-Papa Franz Joseph zum König von Ungarn, an der der Knabe teilnehmen durfte, in sein Schulheft schrieb:

Am 8. Juni gestern morgens frühstückte ich in meinem Zimmer. Um 7 Uhr giengen wir über die Treppe hinab, um in unsere Wägen einzusteigen und in die Pfarrkirche von Ofen zur Krönung meiner Eltern zu fahren. Als wir hinab ins Thor kamen fanden wir schon den Krönungswagen der Königin. Um auf den Platz zu unseren Wagen zu gelangen mußten wir knapp an dem Wagen der Königin vorüber. Wir mußten lange nach unseren Wägen suchen, denn der Platz war voll von den Garden, Erzherzogen und Pferden, darunter war auch der Krönungsschimmel des Königs. Endlich fanden wir die Wägen. Wir setzten uns ein und fuhren in die Kirche, am Wege war viel Spalier von Hussaren und Infanterie. Viele Generäle ritten herum. Hinter dem Spaliere stand sehr viel Volk.
In der Kirche waren viele Magnaten und Ofiziere, dann fing die Musik an und der Primas und viele katholische und griechische Bischöfe und sehr viele andere Priester. Dann kam Papa und Mama. Mama setzte sich auf eine Art von Tron und Papa gieng zum Altar wo viel Lateinisch gelehsen wurde, dann wurde er gesalbt und dann wurde ihm der Mantel umgehengt und der Primas gab ihm das Schwert und machte drei Hiebe. Nachher ertönten die Pauken und Andrassy und der Primas setzten dem Papa die Krone auf. Dann bekam Papa den Reichsapfel und das Szepter in die Hand. Papa und Mama stiegen hier auf den Thron und Andrassy lief in die Mitte der Kirche und rief dreimal: >Eljen a kiräly!<
Dann wurde der Mama die Hauskrone abgenommen und sie gieng zum Altar und dort wurde viel Lateinisch gelehsen nachher wurde die Krone aufgesetzt, nachdem früher die Mama gesalbt wurde. Nachher gieng die Mama auf den Thron und das Hochamt fing an. Dann giengen wir nachhaus frühstücken, dann sahen wir an wie die Mama in einem Glaswagen nachhaus kam. Sodann fuhren wir auf dem Dampfschife zum Loidgebeud und sahen von dort den Zug an. Er gefiel mir sehr, als der Zug zurückkam stellte er sich ringsherum auf und Papa sprengte sehr hübsch in Galopp auf den Krönungshügel machte vier Hiebe und sprengte in Galopp hinap und wir fuhren wieder nachhaus.
Nach einiger Zeit gieng ich zum Papa hinab und von dort giengen wir mit den Onkeln in den großen Saal auf eine Tribüne und sahen das Banket an bei welchem der Papa einen Toast ausbrachte. Nach dem Banket giengen wir nachhaus dann Speisten wir und dann spielten wir den ganzen Abend.