Berühmte Namensträger: Simone

Von Ernö und Renate Zeltner


Zur Heiligkeit hat es offenbar bisher bei keiner Simone gereicht; deshalb wählen sich Trägerinnen dieses bei uns in den letzten Jahrzehnten immer beliebter gewordenen Namens tunlichst den heiligen Simon als Schutzpatron; er wird auch »der Eiferer« genannt.

Simon war Gerber von Beruf, doch außer den Berufskollegen wenden sich auch Weber, Färber, Sägearbeiter und Maurer um Fürbitte an ihn und außerdem Männer, die von ihrer Frau kujoniert werden. Simon, einer der Apostel Jesu, machte Missionsreisen und soll schließlich Bischof von Jerusalem gewesen sein. Er erreichte – so wird berichtet – das gesegnete Alter von 120 Jahren und starb als Märtyrer. Die Experten sind sich allerdings nicht einig, ob er gekreuzigt oder mit einer Säge in zwei Teile geschnitten worden ist.

Im Florenz des Jahres 1475 veranstaltete Giuliano de Medici ein Turnier zu Ehren Simonetta Vespuccis (1454-1477), der jungen Frau eines reichen Kaufmanns. Mit der Ausstattung des Festes waren Botticelli und Verocchio beauftragt. Held des Turniers war natürlich der Herzog von Medici, und er ließ sich zusammen mit Simonetta von Botticelli auf einem berühmt gewordenen Gemälde verewigen. Simonetta, die schon mit 23 Jahren an Lungenschwindsucht starb, hat dem großen Meister der Renaissancemalerei später noch oft ihr ebenmäßiges Gesicht geliehen; ihre Schönheit ist damit unsterblich geworden.

Sandro Boticelli: Venus und Mars
Sandro Boticelli: Venus und Mars. Dargestellt sind Simonetta Vespucci und Giuliano de Medici

Berühmteste Namensträgerin unseres Jahrhunderts aber ist eine Französin. Simone de Beauvoir (1908-1986), Autorin zahlreicher Romane, philosophischer Essays und vielgelesener Memoiren, war Schülerin und Lebensgefährtin des Philosophen Jean Paul Sartre. Beide gehörten zu den Begründern des Existentialismus. Sie sind aus dem aufregenden Paris der Nachkriegsjahrzehnte nicht wegzudenken, waren zur Frühstückszeit im Café Flore in St.-Germain anzutreffen, am Abend in einem der Kellerlokale, in denen die »existentialistisch« genannte Intellektuellenszene politisierte und die Nächte durchdiskutierte.

Simone de Beauvoir
Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir

Das große Anliegen der Simone de Beauvoir war die Emanzipation der Frau von der Beherrschung durch den Mann und von der ihr durch Tradition und Gewohnheit zugewiesenen Rolle. »Die Ehe ermuntert den Mann zu einer launenhaften Herrschsucht. Der Versuch zu beherrschen ist ganz allgemein, geradezu unwiderstehlich. Wenn man das Kind der Mutter, die Frau dem Mann ausliefert, pflegt man die Tyrannei auf Erden.«

Simone de Beauvoir ist immer wieder eigene Wege gegangen, hat Reisen nach China, Mexiko und Nordamerika unternommen und ihre Erfahrungen in bedeutenden Büchern verarbeitet.

Über die Vereinbarungen, die sie und Sartre für ihr Zusammenleben trafen, hat Simone in ihrer Autobiographie berichtet. Sartre lehnte bürgerliche Vorstellungen von Ehe und Familie, Häuslichkeit und Kindern ab (»niemals würde er ein Familienvater, ja auch nur ein Ehemann werden«). Vielmehr schlug er ihr einen befristeten Vertrag vor, nach dessen Ablauf beide Partner einige Zeit frei sein sollten, nach eigenen Vorstellungen zu leben. Dieser Phase könnte ein neues Arrangement folgen. »Wir würden einander nie fremd werden, keiner würde je vergebens an den anderen appellieren, und nichts würde dieser Allianz den Rang ablaufen; aber sie dürfte weder in Zwang noch in Gewohnheit ausarten … Weder würden wir einander je belügen noch etwas voreinander verbergen.« Die Partnerschaft und Lebensgemeinschaft der beiden mit den vereinbarten Intervallen hat jedenfalls ein Leben lang gedauert und endete erst mit Sartres Tod im Jahr 1980. Simone de Beauvoir starb sechs Jahre später.