Berühmte Namensträger: Olaf

Von Ernö und Renate Zeltner


Dieser Olaf war alles zugleich: Held und Heiliger, Herrscher und Heerführer, Herold des Glaubens, aber auch ein wütender Warlord, wo es um Herrschaftsanspruch und Kampf gegen das Heidentum ging. Die Heiligenlegende und die Geschichtsschreibung haben Olaf II. von Norwegen (um 995-1030) verherrlicht, weil er mit der Einigung der widerspenstigen Stämme zugleich die Christianisierung seines Landes vorangetrieben hat und weil er das Land vorübergehend von dänischer und schwedischer Herrschaft befreien konnte und den Wikingerraubzügen auf allen Meeren Europas ein Ende setzte. In seinem Heer zogen Bischöfe und Priester mit, die das Eroberungswerk sogleich mit der Bekehrung der Unterworfenen zu vollenden hatten. Die Tatsache, daß dabei nicht nur gebetet und gesungen wurde und oft »Gewaltanwendung« sowie allerlei »unerbittliche Maßnahmen« vonnöten waren, führte jedoch zum Widerstand des »starrköpfigen Bauernvolks«, das sich den Glauben der Väter und die alten Rechte partout nicht austreiben lassen wollte. Die Aufständischen organisierten sich und schreckten nicht einmal vor einem Bündnis mit den Dänen zurück. Sie jagten ihren frommen König davon, und als er sich die Macht zurückerobern wollte, fiel er. An seinem Grab sollen sich, sagt man, zahlreiche Wunder ereignet haben. Der Namenstag des heiligen Olaf ist der 29. Juli.

In unserem Jahrhundert hat ein Landsmann des großen Königs sein Wirkungsfeld in Deutschland gefunden: Olaf Gulbransson (1873 bis 1958), Maler und Zeichner, gehörte zur redaktionellen Riege der berühmten satirischen Zeitschrift >Simplicissimus< und hat durch seinen Illustrationsstil ihr Bild entscheidend mitgeprägt. In der charakteristisch knappen Form seiner Karikaturen geißelte er den militaristisch-chauvinistischen Geist des Wilhelminismus. Während der Nazi-Herrschaft aber hätte sich mancher seiner Freunde und Bewunderer eine eindeutigere politische Stellungnahme von ihm gewünscht. Carl Zuckmayer erzählt in seinen Erinnerungen von einem buchstäblichen Zusammenstoß mit dem Künstler, der ihn einmal in bester Gesellschaft mit der Bemerkung »Du stinkst!« angerempelt hat. Zuckmayer konnte sich nicht gleich erinnern, wer dieser Mann »mit der Figur eines Meßbudenringkämpfers« war, und wunderte sich über den Affront. Als der »Troll« ihn im Laufe des immer feuchter werdenden Abends noch mehrmals auf diese Art provozierte, zog Zuckmayer den Frack aus und wurde handgemein: »Wir packten einander im Genick, die steifen Kragen und Hemdbrüste zerknitterten, wir rissen einander die Oberschenkel hoch, stemmten uns gegenseitig die Knie in den Bauch, schmissen uns durch die ganze Diele hin und her.« Schließlich – der ebenfalls vierschrötige Zuckmayer hatte fast die Oberhand gewonnen – kamen andere Gäste dazu, und einer rief: »Olaf gib auf, die Runde geht an Zuck.« »Da wusste ich plötzlich, woher ich den Trollkopf kannte: von den grandiosen Selbstkarikaturen … von den genialen Strichzeichnungen seiner Ausstellungen. Wir rappelten uns hoch, ich streckte ihm die Hand hin, aber Olaf packte mich an den Ohren und küsste mich auf beide Wangen. >Ich hab‘ dir gesagt, du stinkst<, brüllte er begeistert, >du stinkst nach Talent !<«