Ein Vorname sagt mehr als 1.000 Worte

Soziale Wahrnehmung von Vornamen

Eine Studie am Institut für Psychologie der TU Chemnitz zeigt, welche Assoziationen Vornamen hervorrufen – Das Alter ist dabei die zentrale Information.

Robert Böhm und Michaela Lummer ordnen Vornamen den Kategorien altmodisch, zeitlos und modern zu. Foto: TU Chemnitz/Uwe MeinholdWas wissen wir über einen Menschen, von dem wir nur den Vornamen kennen? Nichts. Und dennoch ziehen wir unbewusst unsere Schlüsse und ziehen Schlussfolgerungen selbst über Menschen, die wir nicht kennen. Wer zum Beispiel Elfriede oder Werner heißt, wird sicher schon etwas älter sein. Mit Julia und Kevin bringt man sehr wahrscheinlich viel jüngere Menschen in Verbindung. Prof. Dr. Udo Rudolph, Inhaber der Professur Allgemeine und Biologische Psychologie an der TU Chemnitz, sowie seine Diplomanden Robert Böhm und Michaela Lummer belegen: Hören wir einen Vornamen, so schlussfolgern wir daraus das Alter der betreffenden Person und darüber letztlich auch deren Attraktivität und Intelligenz.

In ihrer Diplomarbeit gingen die Chemnitzer Psychologiestudenten diesem Phänomen auf den Grund. Sie untersuchten Merkmale, mit denen die jeweiligen Namensträger assoziiert werden.

Wahrnehmung des Namensträgers

Die Studenten legten 149 Personen einen Fragebogen vor. Anhand von 60 typischen männlichen und weiblichen Vornamen beurteilten die Probanden darin Alter, Attraktivität, Intelligenz und Religiosität der Namensträger. Weiterhin gaben sie Auskunft über ihre Motive bei der Vergabe von Vornamen bei eigenen Kindern. Anhand von Namenshitlisten der Jahre 1965 bis 2004 unterschieden die Psychologen dabei moderne, altmodische und zeitlose Vornamen. Erkenntnis: Die Wahrnehmung des Namensträgers hängt entscheidend von dieser Kategorie ab.

Die Träger moderner Vornamen wurden dabei stets jünger eingeschätzt als solche mit altmodischen“, erklärt Robert Böhm. „Es zeigte sich zudem, dass darüber hinaus anhand des geschätzten Alters Schlussfolgerungen über die Attraktivität und (in geringerem Maße) auch die Intelligenz des Besitzers eines Vornamen getroffen werden“, ergänzt Michaela Lummer. Je jünger, desto attraktiver, und je attraktiver, desto intelligenter – so lautet der vom Hörer eines Vornamens gezogene Schluss. „Das wahrgenommene Alter ist somit die zentrale Information im Vornamen“, erklärt Professor Rudolph.

Weitere Ergebnisse der Studie:

  • Viele Modenamen mit religiösem Ursprung (wie Sarah und David) lassen auch ihren Träger religiöser wirken.
  • Subjektive Merkmale wie Klang und Modernität sind bei der Namensvergabe entscheidender als objektive Kriterien, wie die Benennung nach den Großeltern oder den Eltern des Kindes.

Zweck dieser Studie

Mit der vorliegenden Arbeit konnten erstmals im deutschsprachigen Raum die zugrundeliegenden Prozesse der sozialen Vornamenwahrnehmung genauer beleuchtet werden. „Wir führen diese Untersuchungen durch, weil in vielen psychologischen Studien Vornamen verwendet werden, und anhand der nun vorliegenden Normen können deren Merkmale systematisch variiert werden. Weiterhin sind Anwendungen in der Werbung denkbar“, erklärt Professor Rudolph. „Hier helfen zielgruppenorientierte Vornamen, bestimmte Assoziationen bei den Lesern oder Hörern zu wecken.“ So dürften Vornamen wie Birgit und Torsten, die von den Probanden als besonders altmodisch eingestuft wurden, sich kaum in der Werbung für Jugendliche einsetzen lassen.

Empfehlung für werdende Eltern

Werdenden Eltern empfehlen die Chemnitzer Psychologen solche zeitlosen Vornamen wie Alexander, Michael, Anna oder Claudia. „Unter den Probanden erhielten zwar moderne Vornamen den höchsten Zuspruch, jedoch können Zeitgeistkinder unter der Schnelllebigkeit des Namensgeschmacks leiden“, meint Rudolph. Ganz bestimmte Modenamen hinterlassen ihre Spuren in ganz bestimmten Jahrgängen. „So werden die Kevins, Lauras und Leons von heute vermutlich in 50 Jahren als altmodisch und wenig attraktiv assoziiert“, vermutet der Chemnitzer Psychologieprofessor. „Da jedoch seit einigen Jahrzehnten die Menge der vergebenen Vornamen von Jahr zu Jahr zunimmt, wird sich die jahrgangsbezogene Vornamenshäufung abschwächen.“

Quelle: Einfluss des Skalenformates auf die Alters-, Attraktivitäts- und Intelligenzbewertung von Vornamensträgern – Studie an der Technischen Universität Chemnitz. Foto: TU Chemnitz/Uwe Meinhold.

16 Gedanken zu „Ein Vorname sagt mehr als 1.000 Worte“

  1. Es gibt echt Namen mit gewisser Assoziation:
    – Melanie/Manuela/Michaela: Sind meistens dicke Frauen/Mädchen (hat auch schon Hirschhausen geschrieben)
    – Claudia: Sind meistens egoistische, hässliche Frauen
    – Sandy/Mandy/Cherelle/Corey/Justin/Kevin/Pascal/etc: Harz 4-Empfänger
    – Antje/Ute/Maike: Kurzhaarfrisur
    – Birte: Ganz schwierige Frauen, die hässlich sind und attraktive Frauen mobben;
    Ich weiß, dass das alles nur Vorurteile sind, aber leider bestätigt es sich immer wieder.

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    • Sowas bestätigt sich nur, weil dir diese Stereotypen immer wieder auffallen. Eine dünne Melanie bleibt dir weniger im Gedächtnis, weil sie nicht in dein Bild passt „Melanie = dick“, genauso wie die langhaarige Maike.

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