In Familienstammbäumen tritt manchmal das Phänomen auf, dass Geschwister den gleichen Vornamen hatten. Das beruht meistens darauf, dass der Name erneut vergeben wurde, nachdem der erste Namensträger verstorben war – eine früher in vielen Regionen übliche Praxis.
In der Publikation „Blätter des Bayerischen Landesvereins zur Familienkunde“ berichtet Georg Paulus von gleichzeitig lebenden Geschwistern mit identischen Vornamen. Demnach gibt es einen Beleg aus dem Jahr 1720 für eine Familie mit „3 Söhnlein namens Johannes“. Ein Protokoll aus dem Jahr 1769 erwähnt einen Vater mit „3 Töchtern namens Margarete“. Aus den zahlreichen Beispielen fällt besonders eine Familie auf, in der zweimal Georg und viermal Leonhard vorkommen.
Räumliche und zeitliche Verbreitung
Fast alle der in der Studie dokumentierten Fälle stammen aus der Oberpfalz (Region Regensburg, Bayern) und wurden im 17. und 18. Jahrhundert belegt. Im 20. Jahrhundert wurde das Phänomen bisher nicht beobachtet.
Aber auch für andere Regionen sind solche Fälle belegt, wie beispielsweise der Historiker Dr. Kai Lehmann im Kirchenbuch der Gemeinde Fambach (Thüringen) herausgefunden hat:
So zum Beispiel hatte Paul Zeis drei Töchter mit Namen Anna. Die erste Anna Zeis wurde 1601 getauft, überlebte den Dreißigjährigen Krieg, stürzte aber als 50jährige von einer Leiter in der Scheune und brach sich das Genick. Die zweite Anna Zeis wurde zwei Jahre später, 1603 geboren und starb unverheiratet als 34jährige im Dreißigjährigen Krieg. Und die dritte Anna Zeis wurde sechs Jahre nach der ersten Anna getauft; sie starb allerdings als Achtjährige 1615. Wer jetzt vielleicht meint, dass alle drei Annas dieselbe Taufpatin hatten und es daher rührte, der fehlt gewaltig. Alle Drei hatten unterschiedliche Gevatterinnen. Nehmen wir zur Verdeutlichung einfach einmal einen Stichtag: Mitte des Jahres 1610 hatte Paul Zeis also eine neunjährige Tochter mit Namen Anna, eine siebenjährige Tochter mit Namen Anna und eine dreijährige Tochter mit Namen Anna; da musste die Mutter also nicht allzu viele Namen nennen, wenn sie zum Abendessen rief.
Wie wurden die Geschwister unterschieden?
Die wesentliche Aufgabe eines Namens ist es, die Person zu identifizieren. Wenn aber Vor- und Nachname übereinstimmen, ist die Eindeutigkeit nicht gegeben.
In amtlichen Dokumenten wurden daher Namenszusätze geführt. So wurden Brüder beispielsweise durch die Zusätze „Der Ältere“, „Der Jüngere“ oder auch „Der Kleine“ unterschieden. In einem Dokument werden drei Schwestern „Elisabeth die Ältere“, „Elisabeth die Mittlere“ und „Elisabeth die Jüngste“ genannt.
Aber auch innerhalb der Familie bestand das Problem, die gleichnamigen Geschwister eindeutig anzusprechen. Hier behalf man sich mit Kose- oder Spitznamen und Kurzformen. Von zwei Schwestern Margarete wurde so eine Margaret und die andere Gretl gerufen.
Warum haben die Eltern das gemacht?
Es handelt sich wahrscheinlich um eine sogenannte gebundene Namenswahl: Die Kinder bekamen den Vornamen ihres Taufpaten, ungeachtet der Tatsache, dass dieser Name in der Familie schon einmal vergeben worden war.
Referenzen
- Blätter des Bayerischen Landesvereins für Familienkunde, 68. Jahrgang 2005: Georg Paulus, 3 Söhnlein namens Johannes – Zum Phänomen der Namensgleichheit von Geschwistern
- Leben und Sterben vor, während und nach dem Dreißigjährigen Krieg in der Gemeinde Fambach (1559-1703). Eine Kulturgeschichte anhand des ältesten Kirchenbuches von Kurhessen-Waldeck von Dr. Kai Lehmann
Aktuelles Beispiel
Eine Leserin von beliebte-Vornamen.de berichtet aus ihrer Familie:
“Mein Vater und sein Halb-Bruder tragen jeweils den Namen Johannes, nach ihren Vätern. Unterschieden werden die zwei durch Hans und Hansi”
Bei meiner Schwester und mir ist es so: Meine Eltern konnten sich nicht entscheiden, ob sie meine Schwester Sara oder Daniela nennen. Also nannten sie sie Sara Daniela. Dann aber kam unerwartet noch ich – und bekam kurzum den Namen Daniela Sophie! Gab damit nie Probleme!
Meine anderen älteren Geschwister heißen übrigens Luisa, Fabian und Felix.
LG,
Felix, Luisa, Fabian, Sara und Daniela
Also den gleichen Namen finde ich doof, aber einen ähnlichen Namen, zum Verbinden finde ich echt süß. Meine Kinder heißen:
Edda-Emila
Orelia-Emily
Aurora-Emilia
Paul-Emil
Ludwig-Emilio
Alle hinten was mit ‚Emi‘ und alle sind stolz drauf, wurde auch oft angesprochen, das es eine sehr schöne Idee ist, Finde ich auch 0:-)
Das Phänomen konnte m. E. auch dann auftreten, wenn Eltern in Zeiten hoher Kindersterblichkeit sichergehen wollten, dass eine bestimmte Namenstradition fortgesetzt wurde. Indem man zwei Kindern denselben Namen gab, konnte man mit einiger Wahrscheinlichkeit erwarten, dass zumindest eines davon das Erwachsenenalter erreichen und selbst die Familie fortsetzen würde. Blieben beide Kinder am Leben, war die Namensgleichheit eben von Dauer. Auf die Spitze trieb diese Sitte übrigens die Familie der Fürsten Reuß: jedes männliche Mitglied des Hauses hieß Heinrich
Ich erforsche die Familie Heineken. Die (Bremer) buergermeister, aber auch die Brauer (in den Niederlanden), deren Vorfahren aus Bremen ausgewandert sind. In allen Familienlinien kommen in der kinder-linie bestimmte Vornamen bis zu drei mal vor.
Bei meinen Urahnen gibt es viele Johanns: Johann Georg, Johann Friedrich, etc. Auf den ersten Blick hat mich das sehr verwirrt. Dann hab ich allerdings gesehen, dass bei meinem Opa und seinen Nachkommen immer zuerst der Zweitname geschrieben ist. In ner anderen Auflistung ist immer der zweite Namen unterstrichen. Somit heißen die Urahnen nicht alle Johann, sondern Johann ist nur von allen der Zweitnamen.
Die Töchter einer Nachbarin heißen Anne-Marie und Marie-Anne, ist aber irgendwie lieb
In meiner Familie gab es weitschichtige Verwandte (Gott hab sie selig oder auch nicht), die den Namen „Anna“ (Name geändert) oft verwendet haben.
Mutter: Anna
Tochter aus 1. Ehe: Anna
Tochter aus 2. Ehe: Anna
Enkeltochter: Anna
Tochter aus 2. Ehe und Enkeltochter der „alten“ Anna, sind – aufgrund des Altersunterschieds beider Halbschwestern – im gleichen Alter gewesen.
Na verwirrend genug.
Das „warum“ der gleiche Vorname immer wieder vergeben worden ist, wird mir ein Rätsel bleiben.
Weitere Kinder der „alten“ Anna:
Gustav (benannt nach dem Onkel, dem Bruder des Vaters) und Heinrich (benannt nach dem Vater).
P.S. 3x dürft ihr raten, wie die Mutter der „alten“ Anna geheißen hat.
Um die Annas einmal durchzunummerieren:
Anna I.
Anna II. (Tochter)
Anna III. (Tochter aus 1. Ehe von Anna II.)
Anna IV. (Tochter aus 2. Ehe Ehe von Anna II.)
Anna V. (Enkeltochter – Tochter von Anna III.)
–
Anna III. war meine Urgroßmutter, die Mutter meiner Großmutter väterlicherseits, Anna IV war meiner Großtante, die zwar verheiratet, aber kinderlos geblieben ist.
Anna V. hatte eine Tochter und einen Enkelsohn, der früh verstarb.
Somit ist die Anna Linie ausgestorben.
–
Anna IV war die Tante Anna und Anna V die Anna-Tante – von mir so benannt – obwohl beide im gleichen Alter waren.
Eine Freundin hat 3 Töchter, die Älteste heißt mit 2. Namen Riccarda, als Tochter Drei kam hat sie den Namen Riccarda nochmals vergeben, weil sie den so liebt
Ich bin über ein Kinderbuch gestolpert, aus dem Französischen übersetzt, in dem alle Jean heissen: Jean Eins, Jean Zwei usw.
Ich glaube nicht, dass mir sowas als Kind gefallen hätte…
„Fünf Brüder wie wir“ von Jean-Philippe Arrou-Vignod. Und der Folgeband heisst „Sechs Brüder wie wir“ mit -richtig! – Jean Numero Sechs. Aus der Widmung schliesse ich, dass der Autor selbst unter der Häufigkeit seines Namens in seiner Umgebung gelitten hat.
Meine Großmutter hiess Anna Elisabeth, dabei sollte sie eigentlich Annemarie heissen, jedoch hörte ihr Vater seiner Frau wohl nicht so genau zu, und als er dann beim Standesamt war überlegte er eine Weile, und benannte seine Tochter nach seiner Frau.
Meine Uroma soll sehr sauer gewesen sein und die kleine Anna Elisabeth war immer und überall nur als Lilo bekannt und geliebt 😉 So kann es eben auch gehen.
Das macht die Verwirrung perfekt und ich würde NIE zwei gleiche Namen vergeben. Für mich ist der Name identitätsbildend. Wie sollte es gehen bei fünf Hans Maier?!
Gerade der Hans war in der Familie meines Mannes vorherrschend. Eig. waren sie alle Johann getauft, aber Hans gerufen. Irgendwann gingen damals sogar die Unterscheidungsmerkmale aus, so dass aus einem der Männer der „Hans-Hans“ wurde.
In meiner Familie waren es früher die Josefs, Barbaras und Katharinas.
Bsp. Mein Uroma: Katharina.
Die jüngere Tochter: Katharina, genannt Kätherl.
Die Uroma verstarb und der Uropa (Josef!!) nahm sich eine weitere Katharina zur Frau.
Die gemeinsame kleine Tochter: Katharina, genannt Käthi.
Leider verstarb die ältere der Töchter, das Kätherl, mit nur sieben Jahren.
Die Käthi gerufene Tochter hat eine Enkelin, die wiederum Katharina heißt 😀
Mein Urgroßvater hieß Johann, er hatte drei Brüder, die auch alle Johann hießen. Außerdem hatte er drei Schwestern, von denen zwei Anna hießen. Sie waren nach meinen Ururgroßeltern benannt, die Johann und Anna mit Vornamen hießen. Alle Kinder hatten jedoch einen zweiten Namen, der als Rufname verwendet wurde.