Analyse der Geschlechterrollen in „Viktor und Viktoria“

Von Caroline Braun

Auszug aus der Bachelorarbeit „Fräulein Susanne, seien Sie ein Mann!“ – Filmische Darstellung deutscher Geschlechterrollen am Beispiel von „Viktor und Viktoria“ 1933 und 1957 (verfasst im Sommersemester 2011 an der Universität Bayreuth).

Die Arbeit analysiert die zwei deutschen Verfilmungen von „Viktor und Viktoria“ auf die Darstellung von Genderidentitäten in den Jahren 1933 und 1954. Obwohl das Remake (auch bekannt unter dem Namen „Verliebt, verlobt, verheiratet“) von Karl Anton auf dem Original von Reinhard Schünzel beruht, wurden zahlreiche Änderungen vorgenommen. Die Änderungen – insbesondere Unterschiede zwischen den zwei weiblichen Hauptfiguren – spielen bei der Analyse eine bedeutende Rolle, da sie unmittelbar Aufschluss über den geänderten zeitlichen Kontext und die damit verknüpften Geschlechteridentitäten geben können. Ein besonders auffälliger Unterschied bei den weiblichen Hauptfiguren ist der geänderte Nachname. Die übrigen Namensänderungen sind auf regionale Unterschiede zurückzuführen. Die Version von 1933 spielt in London und die Version von 1957 in Paris. Deshalb heißt zum Beispiel eine männliche Figur im Original Robert und im Remake Jean. Die weibliche Hauptfigur stammt jedoch in beiden Filmen aus Deutschland. Deshalb ist der geänderte Vorname ebenfalls als Teil der Analyse in die Arbeit eingeflossen.

Bei den beiden weiblichen Hauptcharakteren fällt zuerst der geänderte Vorname auf. Der Name einer Figur dient oft zur Charakterisierung oder zur ersten Identifikation mit dem Zuschauer beziehungsweise der Zielgruppe. Deshalb stellt sich die Frage, warum die weibliche Hauptperson in der Version von 1957 umgetauft wurde. Bei der Betrachtung von Häufigkeitsstatistiken fällt zunächst auf, dass sich der Name Erika zwischen 1913 und 1951 in Deutschland sehr großer Beliebtheit erfreute und durchgängig unter den 30 beliebtesten Namen zu finden war. Besonders in den 1930ern wurde der Name häufig vergeben. 1939 war Erika sogar der siebthäufigste Mädchenname.

Susanne wurde bis in die 1950ern relativ selten vergeben. Während sich der Name 1951 noch auf dem 31. Platz befindet, wurde er 1957 zum sechsthäufigsten Mädchennamen in der Bundesrepublik. Diese Ergebnisse legen die Vermutung nahe, dass der Name Erika gewählt wurde, um den Zeitgeist besser zu treffen. Im Jahr 1957 war Erika ein Name, den der Großteil der Bevölkerung mit jungen Frauen und Mädchen in Verbindung gebracht haben muss. Susanne war zu dieser Zeit ein noch seltener Name, der vor allem von Kleinkindern getragen wurde. Die Statistiken legen nahe, dass der Name aus pragmatischen Gründen in Erika umgeändert wurde.

Allerdings stellt sich die Frage, warum der Name Susanne gewählt wurde, obwohl er erst in den 1950ern an Beliebtheit gewonnen hat. 1933 war der Name eher selten. Die Tatsache, dass er für die Hauptfigur gewählt wurde, könnte bedeuten, dass Susanne als etwas „Besonderes“ dargestellt wird, während Erika mit ihrem häufigen und allseits beliebten Vornamen eher „das nette Mädchen von nebenan“ verkörpert. Die Analyse wird sich noch damit beschäftigen.

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