Beliebte-Vornamen.de als wissenschaftliche Quelle

Prof. Dr. Damaris Nübling, Inhaberin des Lehrstuhls für Historische Sprachwissenschaft des Deutschen an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, hat die Vornamenstatistiken von beliebte-Vornamen.de als Quelle in einer Forschungsarbeit verwendet. Im folgenden Auszug aus ihrem Aufsatz „Von Monika zu Mia, von Norbert zu Noah: Zur Androgynisierung der Rufnamen seit 1945 aus prosodisch-phonologischer Perspektive.“ begründet sie dieses:

Valide und das gesamte Bundesgebiet abdeckende offizielle Daten gibt es bis heute nicht. Dies gilt auch für die jährlich in der Presse erscheinenden Rufnamenstatistiken, die von der Gesellschaft für deutsche Sprache (GDS) ermittelt werden. Die datenliefernden Standesämter werden zwar von Jahr zu Jahr zahlreicher (2006 waren es 180) – doch erschwert dies umgekehrt die Vergleichbarkeit zwischen den Jahrgängen. Da die GDS immer nur die zehn häufigsten Rufnamen errechnet und dabei – dies betrifft und verzerrt vor allem die Mädchennamenstatistik – die Zweit- und Drittrufnamen mitzählt, das heißt wie Erstrufnamen behandelt statt sie herauszurechnen, verzerren typische, immer wiederkehrende Zweitrufnamen wie Marie, Maria, Sophie schon seit Jahren die Top 10, indem sie dauerhaft die ersten Ränge besetzen beziehungsweise blockieren.

Deshalb beziehe ich mich auf eine andere Quelle, nämlich ‚www.beliebte-vornamen.de’. Diese Statistik zieht ebenfalls Standesämter heran, zusätzlich Geburtskliniken, Geburtshäuser und andere Quellen. Hier werden jeweils die ersten 250 Ränge errechnet. Dies ist – neben der guten Zugänglichkeit im Internet – ein entscheidender Vorteil gegenüber den GDS-Daten: Man kann ermitteln, was sich jenseits der Top 10 beziehungsweise Top 20 abspielt. Im Gegensatz zu den Daten der GDS gehen bei ‚beliebte-vornamen’ die Zweit- und Drittrufnamen nicht in die Häufigkeitsstatistik ein, sie werden herausgenommen und extra gezählt. Des Weiteren gehen die Statistiken historisch viel weiter zurück, genau bis 1890. Dies ist für diachrone Untersuchungen wie diese hier von unschätzbarem Wert. Die Daten der GDS beginnen mit einiger Regelmäßigkeit erst in den 1980er Jahren, Zahlen davor sind nur für wenige Jahrgänge erhältlich. Um sicher zu gehen, habe ich die Top 10 der GDS, soweit für die hier interessierenden Jahre überhaupt vorhanden, mit den Top 20 von ‚beliebte-vornamen’ abgeglichen: Fast ohne Ausnahme sind die Top 10 der GDS in den Top 20 enthalten, das heißt, beide Statistiken konvergieren in höchstem Maß. Eine Ausnahme bildet der typische Zweitrufname Maria, der 1990 – erwartungsgemäß – nur in den Top 10 der GDS enthalten ist. Die andere Ausnahme bilden David (2000 und 2005) sowie Alexander (2005): Auch Alexander ist ein typischer Zweitvorname und belegt denn auch in der Statistik der häufigsten Zweitvornamen im Jahr 2005 Platz 1. Differenzen gibt es nur in den einzelnen Rangabfolgen, doch diese sind für uns ohne Belang: Es geht einzig und allein darum, die häufigsten und damit typischen Rufnamen möglichst vieler Jahrgänge zu ermitteln, gleich ob sie auf Platz 1 oder auf Platz 20 stehen. […]

Wegen der Überzahl an positiven Argumenten liegen den nun folgenden Berechnungen die Top 20 der Internetseite ‚www.beliebte-vornamen.de’ zugrunde.

Quelle: Damaris Nübling; „Von Monika zu Mia, von Norbert zu Noah: Zur Androgynisierung der Rufnamen seit 1945 aus prosodisch-phonologischer Perspektive.“ In: Beiträge zur Namensforschung 44, S. 67 – 110.

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