Klang und Aussprache als Kriterium bei der Vornamensfindung

Nicht erst heutzutage ist der Klang des Namens ein entscheidendes Kriterium bei der Vornamensfindung. Schon im Jahr 1902 merkte Nathan Pulvermann in seiner Untersuchung „Berliner Vornamen“ an:

Werfen wir noch einen Blick auf die heutige Namenwahl, so wird zugegeben werden müssen, dass dabei, wie schon seit langer Zeit, nicht die Bedeutung der Namen, sondern ihr äußerer Klang, ihre Vornehmheit häufig den Ausschlag gibt.

Die Suche nach einem wohlklingenden Namen sei eine ernste Angelegenheit, meint Wilfried Seibicke:

Liebe und Verantwortungsgefühl offenbaren sich auch darin, und der Name, den man schließlich für den schönsten und passendsten gefunden hat, drückt letztlich auch einen Wunsch aus, den Wunsch nämlich, dass das Wesen und die Zukunft des Kindes der Schönheit des Namens entsprechen möge.
(Vornamen, Verlag für Standesamtswesen, 2002)

Seibicke nennt auch Aspekte, die einen gut klingenden Namen ausmachen:

  • Stabreime, also wenn der erste oder sogar die ersten Buchstaben des Vor- und Nachnamens übereinstimmen, klingen meistens gut (zum Beispiel „Maja Müller“ oder „Felix Fischer“). Das gilt besonders, wenn der Vorname ein Teil des Nachnamens ist, wie bei „Peter Peters“ und „Jens Jensen“.
  • Endreime sind dagegen nicht zu empfehlen: „Charlotte Otte“ oder „Maximilian Lehmann“ klingen nicht so gut. Auch Vor- und Nachnamen mit übereinstimmenden Vokalen liegen oft nicht so angenehm im Ohr, zum Beispiel „Jana Gabler“ oder „Lilli Schmidt“.
  • Neben dem Klang der einzelnen Laute spielt der Rhythmus des Namens eine große Rolle.

Eine praktische Regel bei der Namensfindung besteht darin, darauf zu achten, dass Vor- und Nachname aus unterschiedlich vielen Silben bestehen. Zu einem einsilbigen Nachnamen klingt ein Vorname mit zwei oder mehr Silben am besten. Was Klang und Rhythmus angeht hat der optimale Vorname zu einem zweisilbigen Nachnamen eine oder drei Silben. Diese Regel soll nur als Anhaltspunkt gelten – es gibt bestimmt auch wohlklingende Namen, deren Bestandteile die gleiche Silbenzahl haben.

Auch auf die Aussprache achten

Auch auf die Aussprache der Namen solltet ihr achten. Wohl jeder ärgert sich, wenn der eigene Name falsch ausgesprochen wird. Als Eltern habt ihr es in der Hand, euren Kinder diesen Ärger zu ersparen, indem ihr einen Namen mit unmissverständlicher Aussprache wählen.

Probleme bereiten oft wenig verbreitete Namen aus fremden Sprachen. So mancher Großvater ist schon daran verzweifelt, dass er mangels Sprachkenntnissen den spanischen Vornamen seines Lieblingsenkels nicht korrekt aussprechen konnte. Es reicht eben nicht, wenn die Eltern die Ausspracheregeln der Fremdsprache beherrschen.

Noch schwieriger wird es bei Vornamen, die es in ein und derselben Schreibweise in mehreren Sprachen gibt – welche Aussprache ist die richtige?

Ärger vorprogrammiert ist sogar, wenn Eltern sich dafür entscheiden, dass ein sehr gängiger Vorname mit üblicherweise deutscher Aussprache bei ihrem Kind nach fremdsprachlichen Regeln betont werden soll. In der Regel wird das Kind wider besseren Wissens von neuen Bekanntschaften, die den Namen nur lesen und nicht hören, falsch angesprochen – sein Leben lang!