Namenssuche: Reden Sie darüber – aber nicht mit jedem

von Annemarie Lüning

„Habt Ihr schon einen Namen?“ Hier geben sich werdende Eltern gern geheimnisvoll. Manche kontern mit „Projektnamen“, Klaus-Bärbel oder Schakkeline. Dabei sprechen gute Gründe dafür, die Auswahl des richtigen Namens nicht komplett mit sich selbst und dem Partner auszumachen.

Zwei Vorteile hat die „Heimlichtuerei“ in puncto Namen tatsächlich: Der Überraschungseffekt bleibt erhalten, und Sie vermeiden unverblümte Kritik. In der Regel ein für alle Mal: Nur wenige mokieren sich nach der Geburt noch offen über den gewählten Namen. Und auch die kritischsten Schwiegereltern („Anouk – hab ich ja noch nie gehört!“) sind bald versöhnt, wenn sie das Enkelchen in den Armen wiegen.

Plädoyer für Mitwisser

Oma, Opa, Nachbarin, beste Freundin, die lieben Kollegen: Es bei der Namenswahl allen Recht zu machen, dürfte ein Ding der Unmöglichkeit sein. Vermutlich wollen Sie das auch gar nicht. Trotzdem: Wenn Sie sich nicht gerade zu hundertzehn Prozent sicher sind, etwa weil der Erstgeborene in Ihrer Familie schon seit Generationen Karl heißt – loten Sie ruhig einmal aus, wie andere Ihre Namensideen sehen. Das kann ganz beiläufig geschehen. Denn:

1. Mehr Augen sehen auch mehr

Über Namenslisten brütende Paare werden leicht betriebsblind. Ich weiß von einem Jungen mit Zweitnamen aus „Herr der Ringe“; hätten die Eltern rechtzeitig jemanden gefragt, der sich auskennt, hätten sie ihn nicht als „Aragon“ (statt Aragorn) beim Standesamt angemeldet. Oder mal angenommen, Ihr Favorit für ein Mädchen wäre Phyllis: Wäre es Ihnen da nicht auch lieber, Sie hätten, Mitdenkern sei Dank, vorab die mögliche klangliche Assoziation (Syphilis) erwogen, statt erst nachträglich darauf zu stoßen? Gerade (aber nicht nur!) wenn Sie mit ausgefallenen Namen liebäugeln, lohnt es sich, Dritte ins Boot zu holen.

2. Für Frauen: Sie können früher loslegen

Vielleicht kennen Sie das: Die Mama in spe wäre in der Namensfrage nur zu gern schon weiter, doch der Vater legt immer nur sein Veto ein und schlägt keine ernst zu nehmenden Alternativen vor. Überhaupt liegt der Zeitpunkt, zu dem sie und er in den Auswahlprozess einsteigen wollen, oft an die zwanzig Schwangerschaftswochen auseinander. Erörtern Sie in dem Fall Ihre Lieblingsnamen ruhig schon mal mit anderen. Das kann – mit dem richtigen Gegenüber – viel Spaß machen und Ihnen wohldurchdachte Argumente fürs Finale in die Hände spielen.

Schwangere verrät den Babynamen © Scott Griessel - Fotolia.com
Foto © Scott Griessel – Fotolia.com

3. Die Auswahl wird größer – und besser

Sie sind weit davon entfernt, einen Favoriten zu haben? Es gibt zwar Namen, die Ihnen gefallen, aber diese kommen aus verschiedenen Gründen (passt nicht zum Nachnamen, Kind der Cousine heißt schon so …) nicht in Frage? Kein unlösbares Problem. Nennen Sie ausgewählten Mitwissern Ihre Geht-leider-nicht-Namen und bitten Sie um Vorschläge. Oder umreißen Sie Ihre Suchkriterien: Mögen Sie eher alte, zeitlose oder neue Namen? Kurze oder lange? Weiche oder markante? Skandinavische, englische oder …? Nutzen Sie die Kreativität beliebig vieler Dritter; „Crowdsourcing“ nennen die Entwicklungsabteilungen von Unternehmen dieses Verfahren der kollektiven Ideenfindung.

Für hilfreiches Feedback

Beliebig viele Dritte? Das richtige Gegenüber? Hier liegt der Hase im Pfeffer. Nennen Sie „Ihre Namen“ jemandem, den Sie für seine konstruktive Art schätzen und der nicht unbedingt einer anderen Generation angehört. Junge Eltern aus Ihrem Umfeld, deren Namensgeschmack in Ihre Richtung geht, wären gut. Diese können auch realistisch einschätzen, wie verbraucht bestimmte Namen in Ihrer Gegend schon sind.

Auf das Überraschungsmoment müssen Sie dennoch nicht verzichten: Holen Sie einfach Rückmeldungen zu mehreren Lieblingsnamen ein. Wer mag, probiert es mit komplett anonymem Feedback – online in einem gut frequentierten Eltern- oder Vornamensforum. Hier werden Sie allerdings abwägen müssen, welche Kritik für Sie Hand und Fuß hat. Machen Sie Ihre Wahl nicht allein von der Quantität an Zuspruch abhängig. Dass weit oben in den Hitlisten stehende Namen besser abschneiden, weil sie derzeit vielen gefallen, ist nur logisch; Sie dürfen sich trotzdem etwas trauen.