von Annemarie Lüning
Er ist der Kitt, der zwei Vornamen zusammenhält: der Bindestrich. Bei der Wahl und Beurteilung von Namen kann der kleine Strich zum Zankapfel werden. beliebte-Vornamen.de (selbst mit Bindestrich im Namen!) hilft bei der Entscheidung.
Mein Vater hat einen, zwei Onkel ebenfalls, ja, und mein Kieferorthopäde fällt mir noch ein: Männer mit zwei Vornamen, die – mit Bindestrich zusammengeklebt – beide genannt wurden, waren in meiner Jugend ganz normal. Tatsächlich kommen Bindestrichnamen unter in den 30er bis 50er Jahren Geborenen besonders oft vor. In meiner Generation war das schon anders. Neben einem einsamen Kai-Markus gab es da nur Jan-Christian, den alle nur Jan riefen. Mittlerweile sieht man wieder öfter Bindestrich-Konstrukte, weitaus häufiger allerdings (und wohl auch häufiger als zu meiner Zeit) ohne Bindestrich angefügte Zweit- und Drittnamen. Was spricht für das Strichelchen, was dagegen? Ich habe gesammelt:
Argumente für Bindestrich-Fans
1. Nicht Fynn, nicht Luca, sondern Fynn-Luca
Wer sein Kind immer mit beiden Namen rufen und diese zusammen als einen Namen etablieren möchte (ähnlich wie bei Anne und Marie, die zu Annemarie werden), kann das mit einem Bindestrich deutlich machen – ein Wink, den hierzulande nahezu jeder verstehen dürfte.
2. Klingt flüssiger
Natürlich kann sich auch Eva Marie mit beiden Namen ansprechen lassen. Es steht aber nicht fest, dass das Ergebnis stets ebenso klingt wie bei einer Eva-Marie. Ich zumindest mache bei verbundenen Namen fast keine Pause mehr dazwischen, bei unverbundenen schon eher.
3. Zweitnamen ins Rampenlicht
Sie haben zwei wunderschöne Namen ausgewählt und wollen nicht, dass einer davon unter „ferner liefen“ rangiert? Mit einem Bindestrich ist das Risiko, dass ein Name in Vergessenheit gerät, gleich geringer, schon weil er bei offiziellen Anlässen (siehe unten) immer mit dabei sein wird.
4. Die Bindestrich-Familie
Mama und Papa haben auch schon Bindestriche im Namen? Es gibt bereits Geschwister namens Sarah-Jane oder Matteo-Levi? Dann ist die Familientradition oder einfach eine einheitliche Linie, die sich das Umfeld leichter merken kann, durchaus ein Argument – auch dann, wenn bei Ihnen im Alltag nur Einzelnamen in Gebrauch sein sollten.
5. Abgrenzung per Bindestrich
Sie möchten Ihre Tochter Charlotte Luise nennen, aber damit Oma Elfi nicht traurig ist, soll Elfriede dazu? Hier kann ein Bindestrich klarmachen, dass der nicht angekoppelte Name stumme Beigabe ist. Bei Exoten oder wenn der Nachname ein Vorname sein könnte, hilft das Bindeglied zudem, die Vornamen optisch abzusetzen.
6. Die Patentante heißt nun mal so
Sie möchten jemanden ehren, indem Sie seinen Namen weitergeben? Konsequenterweise vererben Sie Bindestriche mit – auch an zweiter oder dritter Stelle. „Lara Anne-Kristin“ wirkt (und klingt, siehe 2.) einfach anders als „Lara Anne Kristin“.
7. Sieht einfach besser aus
Was schöner oder „richtiger“ aussieht, hat viel damit zu tun, was man sonst so zu sehen bekommt: Wenn sämtliche Freunde Bindestrich-Nachwuchs haben, kann es sein, dass es einem „ohne“ unvollständig vorkommt. Doch Vorsicht: Sollte Ihr Kind in ein anderes Umfeld kommen, sieht es das vielleicht anders.
So punkten Bindestrich-Gegner
1. Ohne Bindestrich – kein Problem
Natürlich ist es in Deutschland möglich, zwei (oder mehr) Namen ohne Bindestrich zu vergeben. Dagegen erweckt manche im Netz ausgetragene Namenssuche den Eindruck, dies sei nicht allgemein bekannt. Da wird gekoppelt, was das Zeug hält – vielleicht aus Familientradition oder unter dem Eindruck eines bindestrichlastigen Umfelds (siehe oben).
2. Max Pepe hat die Wahl
Max Pepe kann Max, Pepe oder Max Pepe gerufen werden. All das könnte er mit Bindestrich zwar auch, spätestens bei offiziellen Anlässen tritt der Unterschied aber zutage: Max Pepe darf auf Ämtern und bei Anträgen rechtsgültig mit Max (oder Pepe) unterschreiben, Max-Pepe nicht. Falls Max Pepe einen seiner Namen blöd findet, kann er ihn in Schule oder Job viel leichter unter den Tisch fallen lassen als sein „gekoppelter“ Namensvetter.
3. Jeder Name kann für sich wirken
So schön zwei Einzelnamen auch sein mögen: Zusammengeklebt kommen sie sich leicht ins Gehege und beeinträchtigen sich in ihrer Wirkung. Längst nicht immer ist ein neuer Name, der durch einen Bindestrich entsteht, ein wirklich großer Wurf, man kann ihm aber auch kaum mehr entkommen.
4. Nicht so lang und gestelzt
Wenn man es genau nimmt, müssen Bindestrichnamen immer und überall zusammen gesprochen werden. Doch wollen die Eltern von Ella-Zephrine oder Franziska-Sophie das wirklich, oder läuft es ohnehin eher auf Elli oder Franzi hinaus? Mit ausgefallenen, vielsilbigen Kombinationen, auf dem Spielplatz oder im Supermarkt gerufen, tut man seinem Kind eher keinen Gefallen.
5. Ohne ist internationaler
Wie würden Sie die Freundin von Spiderman schreiben: Mary Jane oder Mary-Jane? Witzigerweise treten in deutschen Babygalerien gerade aus dem Ausland importierte Namen wie Melody-Joy oder Maddox-Noel mit Bindestrich auf, obwohl ihre Vorbilder dieses Zeichen in der Regel nicht kennen.
6. Doppelnamentauglich ohne Bindestrich
So manches Kind erhält zwei Vornamen, „weil das zu unserem kurzen Nachnamen besser klingt“. Doch was, wenn das Kind sich später einen sehr langen Nachnamen erheiratet oder einen Doppel-Nachnamen möchte? Auch hier ist man ohne Bindestrich flexibler und kann Namensungetüme geschickt umgehen.
7. Sieht einfach besser aus
Der Geschmack wird – siehe oben – geprägt von dem, was wir sehen. Wer in Sammlungen „chantalistischer“ Namen häufiger auf Bindestriche gestoßen ist, wird den Beigeschmack dieser Namen leicht auch mit der Kopplung in Verbindung bringen. Auf der anderen Seite gibt es die eher unverdächtigen, aber (noch?) nicht wiederentdeckten alten Namenspaare wie Hans-Georg oder auch Klassiker wie Jan-Ole – sieht doch auch ganz okay aus, oder?
- Aufwärtstrend: Immer mehr Vornamen mit Bindestrich
- Namensrecht: Sind Vornamen mit zwei Bindestrichen erlaubt?
- Inspiration: Die 200 schönsten Bindestrich-Vornamen aus Berlin / Bindestrich-Inferno
- Ratgeber: Zweitname oder nicht – das ist die Frage
Lustige Doppelnamen
Franz-Ferdinand * James-Dean * James-Lucas * Jamy-Oliver * Jesse-James * Johannes-Paul * Maria-Magdalena * Mona-Lisa * Lilli-Marleen * Peter-Alexander * Terence-Spencer
Zu Bindestrich-Gegner 2.:
Was wäre denn wenn der kleine Max-Pepe Ben heißt, dann dürfte er doch offiziell Max-Pepe oder Ben heißen oder?
So ein Bindestrich ist schon was komisches 😉
Ob ein Name mit oder ohne Bindestrich besser ist, hängt meiner Meinung nach vom Gesamtbild ab – und vom gesunden Menschenverstand.
Schon zur von Annemarie erwähnten „großen“ Zeit der Männer-Doppelvornamen gab es flüssige wie Karl-Heinz und Hans-Jürgen und etwas umständlichere wie Klaus-Joachim.
Man sollte halt immer gucken, wie es über die Zunge rollt und auch, wie es mit dem Nachnamen funktioniert.
Doppel-Doppelnamen (Klaus-Jürgen Meyer-Schulze) wirken für mich z.B. nie gut.
Auch bei den heutigen Namen sollte man sich von der Gesamtanmutung leiten lassen. Anna-Lena lässt sich halt deutlich leichter und schneller aussprechen (und auf dem Spielplatz rufen) als Lavinia-Maximiliane. (Man erinnere sich hier an die berühmte Treppenhausszene von Mutter Wollny…)
Helfen kann ein Bindestrich, um einen zu kurzen Wunsch-Vornamen doch noch auf die „richtige“ Länge zu bringen (z.B. bei sonst einsilbigem Vor- und Nachnamen), aber auch hier sollte man Augenmaß walten lassen. So kann ein Jan-Christoph noch genau die richtige Länge haben, während ein Jan-Christopher schon wieder zu lang ist…
Hauptsache ist, dass man nicht mit einem Bindestrich zusammendübelt, was nicht zusammengehört. Kjell-Giancarlo braucht kein Mensch!
Das man mit Bindestrich automatisch bei amtlichen Dokumenten immer beide Vornamen nutzen muss halte ich für ein Gerücht. Wo ist da die rechtsgrundlage? Ich habe Beförderungsurkunden vom Bund der steht nur Jens drauf…
Sicher, dass die Beförderung rechtskräftig ist? 😉
Wenn man Marie Luise Fischer heißt hast du rechtlich zwei Vornamen. Heißt du aber Marie-Luise Fischer hast du rechtlich nur einen Vornamen. Genau wie eine Manuela in einem offiziellen Dokument nicht mit Manu oder Ela unterschreiben darf, darf Marie-Luise nicht nur mit Marie unterschreiben.
Während ich bei Jungs Doppelnamen nicht so toll finde (irgendwie passt das zu dem meisten Jungenamen nicht), finde ich bei Mädchen einen Doppelnamen sehr Schön. Kann sein, dass das daran liegt, dass die meisten Mädchennamen auf Selbstlauten enden.
So haben ich und mein Sohn einen „Normalen“ Namen, während meine Frau und meine Tochter einen Doppelnamen tragen.
Meine Frau wird stets mit beiden Namen angesprochen (gut Ann-Kathrin lässt sich auch nicht wirklich abkürzen)
Meine Tochter (Hannah-Sophie) wird von uns eigentlich immer mit beiden Namen angesprochen, von Freundinnen teilweise nur Hannah.
Bindestrich, ja oder nein , würde sagen, das liegt am Gesamtbild, habe in meiner Familie einen Klaus-Peter, einen Jens-Christian und eine Anna-Sarah.
Ich bin zwar kein großer Bindestrich-Fan, aber es gibt einige Bindestrich-Klassiker, die ich doch ganz stimmig finde, z. B. Jan-Philipp oder Finn-Ole. Also jeweils ein häufiger, einsilbiger Vorname kombiniert mit einem einfachen Zweisilber.
Auch um Unisex-Namen eindeutiger zu machen, bietet sich ein Bindestrich an, z.B. bei Luca-Marie oder Janne-Mieke.
Marie-Louise ist zwar recht lang, aber vlt eine ganz gute Option, wenn man seine Tochter gerne Malou rufen möchte.
Ich kannte eine Christine-Luise, die in der (weiterführenden) Schule immer mit vollem Namen aufgerufen wurde, woraufhin sie rief „Christine langt!“. Irgendwann haben wir sie dann aus Spaß Christine-Langt genannt…