Wie häufig kommen häufige Namen vor?

Heutzutage ist eine der größten Sorgen junger Eltern „Hoffentlich wird der Vorname des Kindes kein Modename!“. Wenn „beliebter Vorname“ zu den Schimpfwörtern zählt, lohnt es sich, einen Blick darauf zu werfen, wie häufig die beliebtesten Vornamen eigentlich vorkommen.

An der Vornamenstatistik des Geburtsjahrgangs 2010 wird deutlich, dass die Namen aus der aktuellen Vornamenhitparade gar nicht so häufig sind, wie viele glauben. Der Anteil der Spitzenreiter liegt jeweils bei einem Prozent, also wurde 2010 ungefähr jedes hunderte Kind Mia oder Leon genannt (das waren damals die häufigsten Babynamen in Deutschland). Bei der Einschulung des Geburtsjahrgangs 2010 gab es bei einer Klassenstärke von 25 Schülern durchschnittlich in jeder vierten Schulklasse eine Mia und einen Leon. Die Namen auf Platz 50 kommen nur auf 0,2 Prozent. Annika und Daniel (Platz 50) kommen also nur in jeder 20. Klasse vor.

Insgesamt werden Jahr für Jahr tausende verschiedener Vornamen vergeben – die meisten sind einzigartig, zumindest in der gewählten Schreibweise. Das heißt aber nicht, dass die meisten Kinder einen einzigartigen Vornamen haben, ganz im Gegenteil! Sehen wir uns mal an, wie viele Vornamen sich die Hälfte aller Kinder teilen, die einen verhältnismäßig häufigen Namen tragen: Jedes zweite Kind (50%) hat einen Namen aus den Top 61 der Vornamenrangliste; bemerkenswerterweise sowohl bei den Mädchen- als auch bei den Jungennamen.

Die Top 100 teilen sich 62% der Jungen und nur 14% haben einen Vornamen, der nicht zu den 500 häufigsten gehört. Dieses Diagramm zeigt weitere Details:

Anteile an den Jungennamen (z. B. Top 500=86%, Top 100=62%), Geburtsjahrgang 2010

Bei den Mädchennamen sieht es ähnlich aus, die Anteile sind geringfügig kleiner als bei den Jungennamen:

Anteile an den Mädchennamen (z. B. Top 500=84%, Top 100=60%), Geburtsjahrgang 2010

Dass Mädchennamen tendenziell ausgefallener sind als Jungennamen ist übrigens keine aktuelle Modeerscheinung. Auch früher schon waren Mädcheneltern mutiger und einfallsreicher bei der Namenswahl als Jungeneltern. Soziologen behaupten, dass das althergebrachte Rollenbild (unbewusst) dahinter steckt: Jungen sollen Karriere machen und etwas darstellen, das geht natürlich nur mit einem seriösen Namen. Mädchen sind die schmückenden Anhängsel, die auch mit einem originellen Namen zurechtkommen.

Vor 100 Jahren …

Früher waren die häufigsten Vornamen viel mehr verbreitet, wie die folgenden Abbildungen verdeutlichen. Zunächst der Anteil der Top 3-Vornamen:

Anteil der Top 3-Vornamen

Vor 100 Jahren war es sehr wahrscheinlich, mit einem Top 3-Vornamen auf Namensvetter zu treffen! Auch die Top 10-Vornamen kamen wesentlich häufiger vor als heutzutage:

Anteil der Top 10-Vornamen

Quelle für die Vornamens-Anteile von 1888 bis 1994: Phonologische Strukturen und Trends in Deutschland vergebener Vornamen. Magisterarbeit von Katharina Dreger auf der Datengrundlage des Sozio-oekonomischen Panels von 2002.

51 Gedanken zu „Wie häufig kommen häufige Namen vor?“

  1. Vornamen aus unseren beiden ersten Klassen :
    Louis, Luis, Luis, Luisa, Luisa, Luise, Leon, Leon, Leon, Leonie, Luca, Luca, Lena, Lisa, Lina, Emilia, Emmi, Emil.
    So viel zur angeblichen 3% aller Kinder eines Jahrgangs.

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    • Wollen Sie mir unterstellen, dass meine Auswertung falsch ist, weil die Häufigkeitsverteilung in zwei Schulklassen anders ist als in meiner Stichprobe mit hunderttausenden von Namen? Das ist entweder unverschämt oder dumm.
      In der Schulklasse meines Sohnes kommt keiner dieser Vornamen vor, so eine Betrachtung taugt überhaupt nicht für statistische Auswertungen.

  2. Nein, ich wollte Sie nicht angreifen. Entschuldigen Sie bitte, wenn Sie das so verstanden haben.
    Dass Sie mit „unverschämt oder dumm“ in die Beleidigungskiste greifen, zeigt, dass Sie sich angegriffen fühlen und das tut mir leid.
    Ich wollte damit nur sagen, dass sich die statistisch gar nicht so häufigen Modenamen sich in Kindergruppen so häufen können (und das ist meine regelmäßig wiederkehrenden Erfahrung) , dass es für die Kinder nicht so schön ist.
    Übrigens alle der von mir aufgeführten Namen mag ich sehr und es würde mir schwer fallen, sie nicht zu vergeben.
    Ich hoffe, Sie nehmen meine Entschuldigung an und ich habe nun besser erklärt, was ich meine.

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  3. Es ist der Unterschied zwischen der absoluten Häufigkeit und der relativen, regionalen.
    Vielleicht entwickeln sich Strömungen im Vornamensgeschmack sehr regional begrenzt. In unserer Gegend gab es eine Häufung von Tessa. Viel häufiger, als die die absolute Wahrscheinlichkeit vermuten lassen.

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  4. Mein Neffe Lukas hat in seiner Schulklasse mit 3 weiteren Lukas und 2 Mal Luca.
    Im Kindergarten und Grundschule war er jedoch der einzige seines Names.
    Eigentlich auch interessant zu untersuchen : Wie wahrscheinlich ist die Häufung eines „Modenamen“ in einer Menschengruppe, wie wahrscheinlich ist es, dass er „alleine“ damit bleibt.
    Mein Vorname war in meiner Zeit vorübergehend Modename. Ich bin bisher nur einer weiteren Namenscousine begegnet, Bekannte von mir kennen zahlreiche Frauen mit diesem Namen.

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  5. Das Wichtigste ist doch, dass der Namen eine gute Bedeutung hat, damit gebe ich dem Kind etwas mit für sein Leben. Manche Namen werden zu Modenamen, nah und. Meine Eltern wollten in der Nachkriegszeit keinen „germanischen“ Namen, also haben sie mich Gabriele genannt. Es kam wie es nicht kommen sollte, Gabriele wurde sehr häufig, besonders 10Jahre später, aber ich hatte auch schon eine Freundin mit dem gleichen Namen. Das hat mir als Kind gefallen. Unser Sohn, vor 35 Jahren geboren, heißt Valentin. Damals war er im Kindergarten der einzige Valentin, auch in der Schule. Mittlerweile ist der Name relativ häufig, es gibt auch unter den Enkeln im Freundeskreis 3 Nachbennungen. Unsere Tochter heißt Anna, auch wenn der Name oft vergeben wurde und wird, sie war die einzige ihm Kindergarten und in ihrer Klasse. Sie liebt ihren Namen und wir auch.

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  6. Lieber Herr Bielefeld,
    liebe Mitlesenden,

    wir suchen nach weiteren Statistiken und Berechnungen, nämlich wie häufig Namen in den Top 8 bis 10 sind.
    Ich meine dies, mindestens beispielhaft für einen Jahrgang, hier Mal gelesen zu haben, finde den Eintrag aber nicht mehr… Wenn ich mich richtig erinnere ist der Unterschied zwischen Platz 1 und Platz 10 beinl unter einem Prozent?

    Über den entsprechenden Link o.ä. würde ich mich sehr freuen! Danke.

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  7. Meine jüngere Tochter (*2009) heißt Emma und hat damit hier in München einen echt häufig vergebenen Namen, was heutzutage natürlich nicht das gleiche ist wie zu meiner Zeit (*1967).

    Jedenfalls gab es weder in der Krippe noch im Kindergarten (im Landkreis München) einen weitere Emma, lediglich hatte ein Junge eine Babyschwester namens Emma.

    In der Grundschule gab es eine weitere Emma in der Parallelklasse, in den Jahrgängen darunter oder darüber bestimmt auch, ich kenne aber nur 2 weitere.

    Seit einem guten Jahr geht das Kind in München auf die Schule. Mit ihr in der Klasse war dann im letzten Schuljahr noch ein andere Emma, aber jetzt im September kamen 2 neue Kinder in die Klasse:

    Beide heißen Emma – also sind es nun 4 Emmas.

    Außerdem gibt es:

    mit E:

    1 Emilia
    1 Emily
    1 Ella

    und dann noch

    3 Sophia
    2 Louisa
    2 Anna
    1 Anna-Maria
    (insgesamt 30 Kinder, alles Mädchen)

    Im Kindergarten hatten wir in derselben Gruppe zeitgleich den Namen Lucian/Luzian vertreten, und in unserem 10.000-Einwohnerkaff kenne ich 3 Kinder namens Bruno.

    Das finde ich echt interessant!

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