Warum steht der Name Mohammed nicht auf Platz 1?

Sehr viele Menschen in Deutschland sind offensichtlich fasziniert von dem Vornamen Mohammed. Jedenfalls gibt es zahlreiche Beschwerden darüber, dass dieser Name nicht zu der von mir veröffentlichten Top 10-Liste der in Deutschland am häufigsten vergebenen Jungennamen gehört. Es wird öffentlich spekuliert, dass ich islamische Namen aussortieren oder nicht alle Schreibvarianten berücksichtigen würde.

Blaue Moschee mit Frau im roten Schleier © herl - Fotolia.com
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Vergleich mit England

Ein regelmäßig genannter Grund, warum mein Auswertungsergebnis nicht richtig sei: „In der englischen Vornamenhitliste ist Mohammed die Nummer Eins“.

Tatsächlich steht der Name Mohammed in England weiter vorne in der Vornamenhitliste als in Deutschland. Das liegt aber nicht an Statistik-Fehlern, sondern an unterschiedlichen Bevölkerungsstrukturen. Anders als in England ist in Deutschland die Türkei das wichtigste Herkunftsland der Muslime. Und unter Türken ist es gar nicht besonders populär, sein Kind Mohammed zu nennen. In England dagegen hat die größte muslimische Bevölkerungsgruppe Wurzeln in Pakistan oder Bangladesch. In diesen Ländern ist der Name Mohammed sehr verbreitet. In vielen Familien ist es üblich, sogar allen Jungen und seltener auch den Mädchen den Vornamen Mohammed zu geben – allerdings mit einem Folgenamen, der üblicherweise als Rufname dient.

In den letzten Jahren ist der türkische Anteil an den Muslimen in Deutschland gesunken. Infolgedessen wurde der Name Mohammed immer häufiger vergeben.

Anteil Migrationshintergrund

Ein weiterer oft genannter Grund, warum mir Fehler bei der Auswertung unterstellt werden: „Die meisten Neugeborenen in Deutschland haben einen Migrationshintergrund“.

Einen fundierten Beleg für dieses Aussage habe ich nicht gefunden. Laut dem statistischen Bundesamt lag der Anteil im Jahr 2019 bei ungefähr einem Drittel. Aber selbst ein Anteil von über 50 Prozent würde nicht zwangsläufig Mohammed zum Spitzenreiter der Vornamenrangliste machen.

Das liegt zum einen daran, dass die Vielfalt islamischer Namen sehr groß ist. Es gibt einen großen Namensvorrat, aus dem die muslimischen Eltern schöpfen – das müssen noch nicht einmal islamische Namen sein. Demzufolge hat jeder einzelne Vorname nur einen kleinen Anteil an allen vergebenen Vornamen und kann sich nicht unter den beliebtesten Vornamen etablieren.

Zum anderen liegt das daran, dass bei weitem nicht alle Neugeborene mit Migrationshintergrund Muslime sind. Zu den wichtigsten Herkunftsländern gehören die katholisch geprägten Länder Polen und Italien und es dürfte zweifelsfrei sein, dass der Name Mohammed ausschließlich von Muslimen vergeben wird.