Von Tileman Dothias Wiarda, 1799 (bearbeitet von Knud Bielefeld)
§ 37. Auch sind neuere selbst gebildete Namen seltene Erscheinungen
Der Italiener bildete sich also auch öfters selbst neue Namen, die vorzüglich auf die Religion Bezug hatten. So machten es auch andere Völker, besonders die Engländer. Schon lebte im siebten Jahrhundert in England ein Bischof, der den Namen Deus defit führte. Später trifft man in England die Namen: Dominus approquinquat, Probatio Mea, in Excelsis Novum Gaudium, Donum, Gratuitum etc. an. Ein Schwärmer zur Zeit Cromwells schrieb sich gar: Lauda Deum in Christo, nam fine eo danmatus fuissem. Der Deutsche hat nun freilich auch seinen Renatus, Benedictus, Modeftinus, seine Beata, Regina usw. Allein diese und andere solche ähnlichen Namen hat er sich nicht selbst geschaffen, sondern sie sind ihm, wenigstens gewöhnlich, aus dem Ausland, besonders aus Italien, zugeführt. Eben dieses kann man von den in Deutschland, wiewohl nur selten, gangbaren Namen berühmter Männer aus der profanen Geschichte, eines Hector, Achilles, Cäsar, Cato, Horaz etc. behaupten. Doch hat der Deutsche einige Namen in seiner neueren Sprache sich selbst gebildet. Dahin gehören: Fürchtegott, Gotteshuld, Gottestreu, Gottlob, Gottlieb, Christlieb, Ehregott, Traugott, Christhold, Gotthelf, Gottwald, Trauernicht, Helfrecht, Selig usw.
Das Resultat dieser Bemerkung ist also, dass in Deutschland bis in das zwölfte Jahrhundert bloß germanische Namen geblüht, nachher sich die Namen der Heiligen und berühmten Männer aus der Kirchengeschichte eingeschlichen und sich dann so weit ausgebreitet haben, dass sie jetzt den echt germanischen Eigennamen das Gleichgewicht halten. Dann erhellt aus diesen Bemerkungen, dass außer den Namen der Heiligen auch einige Namen berühmter Männer aus der profanen Geschichte, einige von Ausländern angenommene und einige in der neueren deutschen Sprache selbst gebildete Namen zwar entstanden, jedoch nur seltene Erscheinungen sind.
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