Von Tileman Dothias Wiarda, 1799 (bearbeitet von Knud Bielefeld)
§ 23. Folgerungen aus diesem Verzeichnis
Dieses Verzeichnis der Bestandteile echt germanischer Namen bestätigt die oben angeführten Sätze, dass alle germanischen Eigennamen aus der germanischen Sprache genommen sind und alle bloß aus der germanischen Sprache erklärt werden müssen, dass kein Eigenname so wenig ein leerer Ton sei, als Unsinn enthalten könne und dass kein Eigenname, wie solcher alle Bestandteile ausweisen, einer gehässigen Auslegung fähig sei, vielmehr jeder Eigenname von einer guten, großen oder vielversprechenden Seite angesehen werden müsse. Dann überzeugen uns die in dem Verzeichnis angeführten Namen, dass der Germane zwar gewöhnlich für zusammengesetzte Namen eingenommen gewesen, aber doch auch ursprüngliche einfache Eigennamen geführt habe. Dagegen finden wir viele zusammengesetzte Namen verkürzt und in einsilbige verwandelt vor. Auch stellt uns das Verzeichnis die so häufige Verwechslung nicht bloß der Selbstlauter, sondern auch öfters der Mitlauter vor Augen. Dann überzeugen wir uns daraus, dass ein und derselbe Name durch eine lange Zeitfolge durch abartende Dialekte und durch verschiedene Schreibart vielfache Umwandlung gelitten habe. Ferner sehen wir, dass die Bestandteile, woraus die Namen hergenommen sind, nicht selten eine mehrfache Bedeutung haben und auch öfters so nahe an andere Bestandteile grenzen, dass man diese Grenzlinie nicht mit Gewissheit angeben kann. Hieraus folgt, dass sich bei so vielen Schwierigkeiten die eigentliche Bedeutung eines germanischen Namens selten mit Zuverlässigkeit bestimmen lässt. Endlich belehrt uns dieses Verzeichnis, dass sehr viele germanische Namen, die vor tausend Jahren und mehreren Jahrhunderten darüber gangbar gewesen, noch jetzt, mehr oder minder verstellt, in Deutschland blühen.