Echt germanische Eigennamen

Von Tileman Dothias Wiarda, 1799 (bearbeitet von Knud Bielefeld)


Tileman Dothias Wiarda

§ 9. Hohes Alter echt germanischer Eigennamen

Die Germanen entlehnten gewöhnlich die Eigennamen ihrer Kinder aus ihrer eigenen oder ihrer Gönner Verwandtschaft, wenn auch nicht jedes mal, denn sie konnten auch selbst neue Namen aussinnen. Dieses waren dann alle in germanischen Stämmen gangbare Namen, die von einer Verwandtschaft in die andere, von einem Stamm in den anderen übergingen, von einem Zeitalter in das andere übergetragen wurden, und aus dem dunkelsten Altertum bis auf die jüngsten Zeiten fortlebten.

Herman (Armin), Sigismund (Sigemund), Diederich (Deuderich) und andere auch jetzt noch gewöhnliche Namen waren schon vor der christlichen Zeitrechnung bekannt. Wie viele Jahrhunderte noch weiter rückwärts mögen sie schon gangbare germanische Eigennamen gewesen sein? Vielleicht können Jahrtausende bis zum ersten Erfinder einiger noch lebenden germanischen Namen verflossen sein.

Auch in unseren Tagen werden äußerst selten neue Taufnamen ersonnen. Man nimmt sie aus dem Geschlecht der Eltern, von Gönnern oder von Paten, die ebenfalls deutschen Geschlechts sind. Daher haben sich die alten germanischen Eigennamen so lange teils rein, teils durch neuere Mundarten verstellt erhalten können. Hätte man nicht nach Einführung der christlichen Religion die Namen der Heiligen herbeigezogen, so würden wir noch jetzt fast ausschließlich echt germanische Namen führen.