Verstümmelung der Namen

Von Tileman Dothias Wiarda, 1799 (bearbeitet von Knud Bielefeld)


Tileman Dothias Wiarda

§ 16. … und in der Verstümmelung der Namen von Deutschen selbst zu suchen

Diese Verunstaltung in der Schriftsprache würde noch nicht so vielen Einfluss auf die Namen selbst gehabt haben, wären nur die Namen an sich in der Aussprache und im gemeinen Leben rein geblieben und in ihrer Urform auf die Nachkommenschaft fortgepflanzt worden. Allein die durch die lange Zeit geänderte Sprache und die verschiedenen Mundarten gaben den Namen eine andere Gestalt. Hinzu kommt noch, dass der Deutsche selbst an seinen Eigennamen künstelte und sie vorzüglich durch Verletzungen verstümmelte. Die fremden von ihm nachher aufgenommenen Namen bekräftigen es schon. So wurde Justus durch Joest, Erasmus durch Asmus, Georg durch Jörg, Nicolaus durch Claas und Claus, Sebastian durch Bastian, Elisabeth durch Lisabet, Lise und Else, Margarethe durch Grete, Catharina durch Trinne und Bartholomäus durch Bartelt verkürzt und verschroben. Gerade so verfuhr der Deutsche mit den aus dem greisen Altertum von seinen Vorfahren auf ihn verstammten germanischen Eigennamen. Ich führe nur die bekanntesten schon an sich verstellten Namen an. So wurde Theudoric, Diderich, durch Dirk, Heinrich durch Heinz, Friederich durch Frerk und Fritz, Rudolph durch Roolf und Roulf, Conrad durch Coord, Curt und Kunz, Bernhard durch Bernd, Gerhard durch Geerd, Reinhard durch Reindert verkürzt. Es sind also wenige oder vielleicht gar keine echt germanischen Eigennamen in ihrer völligen Urform auf uns gekommen. Sie sind mehr oder weniger ausgeartet, verschroben und verstümmelt.