Schon mal über Initialen nachgedacht?

von Annemarie Lüning

Natürlich gibt es bei der Namenssuche vordringlichere Fragen: Was passt zum Nachnamen? Wie macht man dem Partner seine Favoriten schmackhaft? Trotzdem: Denken Sie ruhig mal über das Thema Anfangsbuchstaben nach.

Hundertfach wurden sie zu Uromas Zeiten in Tafelsilber graviert, in Wäsche gestickt: die Anfangsbuchstaben von Uromas Vor- und Nachnamen. So präsent sind Initialen heute kaum noch. Vermutlich ärgern sich mehr Menschen über Kurzformen und Verballhornungen ihres Namens als über ihre Initialen. Nichtsdestotrotz – hier unsere Anregungen für die Perfektionisten unter Ihnen (wir kennen das!):

Steilvorlage für Witze

Colorful letters © Iryna Rud-Volha - Fotolia.com
Grafik © Iryna Rud-Volha – Fotolia.com

Kinder hänseln gerne. Bestimmte Initialen geben dafür eine schlüpfrig-schöne Vorlage, BH, WC oder vielleicht auch SM. Womöglich wird Ihr Sohn 20, ohne dass auch nur ein Spötter mitbekommt, dass Ole ein „OB“ ist. Vielleicht ist er aber auch schon im Kunstunterricht mit der beliebten Aufgabe konfrontiert, seine Initialen in ein Bild zu packen – dann sieht’s wirklich jeder. Sollte Ole sich schließlich zu einer Laufbahn als Pädagoge entschließen, könnten seine Schüler öfter mal eine „lustige“ Entdeckung machen. Und wo wir schon dabei sind: Prüfen Sie lieber, was sich aus dem Anfangsbuchstaben des gewünschten Vornamens plus Ihrem Nachnamen ergibt – D. Eppert oder G. Mein wären schon etwas … na ja, gemein eben.

Gar nicht witzig: Kürzel, die für Krankheiten stehen. MS und HIV fallen mir hier ein. Leben kann man mit solchen Initialen selbstverständlich gut. Aber es scheint mir doch besser, eine solche Doppeldeutigkeit schon vor der Namensvergabe zu bemerken und abzuwägen. Tipp: Geben Sie bei der Wikipedia-Suche die Buchstaben ein. So dürfte Ihnen nichts Gravierendes entgehen, für das die Abkürzung steht. Bei AL kommt unter anderem: Abteilungsleiter, Alabama, arabische Liga. Aha.

Geht-nicht-Initialen?

NS, SS, SA: Diverse Kombinationen wecken Assoziationen an die Nazizeit. Doch deshalb auf den Traumnamen verzichten? Das muss jeder für sich entscheiden. Mehr als unwahrscheinlich ist es jedenfalls, dass ein Name (Noah Sauer, Sina Ahlers) als politisches Statement der Eltern ausgelegt werden könnte. Auch Hänseleien liegen weniger nahe als bei schlüpfrigen Initialen. Noch weniger kritisch: AH, SH oder HH – diese könnte ein spitzfindiger Geist zwar mit den Initialen Hitlers oder Heilsparolen in Verbindung bringen, was aber, anders als SS oder SA, in der gesprochenen Sprache so nie vorkam.

Ich würde dazu raten, KZ zu vermeiden (lieber Carla als Karla Zabel). Diese Abkürzung ruft so schlimme Bilder wach, dass ich es schwer fände, sie für mich positiv zu besetzen. Doch vielleicht sind meine Erwartungen – das Kind sollte seine Initialen mögen – auch überhöht? Ein Argument, das man immer mal wieder gegen die Initialen HJ, KZ, NS, SA und SS hört, ist, dass man diese nicht als Autokennzeichen bekäme. Wenn’s weiter nichts ist? Dabei soll es sich übrigens nur um eine Empfehlung des Bundesverkehrsministeriums handeln. Zulassungsstellen können frei entscheiden, ob sie die Buchstaben bei gutem Grund (Initialen!) doch vergeben, votieren aber wohl meist dagegen.

Familieninitialen

Immer wieder gern genommen: dieselben Initialen für Geschwister oder gar, wenn Vater und Mutter zufällig schon den Anfangsbuchstaben teilen, für die ganze Familie. Sicher hat dieses Modell Vorteile, etwa beim Vererben von mit Initialen gekennzeichneter Kinderkleidung. Eindeutig aber auch Nachteile, wenn zum Beispiel ein Brief an P. Meier kommt (Patrick? Petra? Paula? Philipp?). Oder wenn die Auswahlmöglichkeiten bei Kind 2, 3, 4 immer beschränkter werden, man den Neuankömmling aber auch nicht ausschließen möchte, namensmäßig.

Eine Geschmacksfrage, ja. Und doch: Je größer die Familie mit den Einheits-Initialen oder je komplexer das System, das vielleicht weitere Vornamen miteinbezieht (Leah-Marie, Louis-Marcel, Linnea-Mayra), desto häufiger dürfte das Ganze von Außenstehenden als zu gewollt wahrgenommen werden. Familienbande in allen Ehren – aber reicht der Nachname als gemeinsamer Nenner nicht schon aus?

Achtung, Alliteration

Und dann gibt es noch diese Streitfrage: Ist es besonders schön, wenn Vor- und Nachname mit demselben Buchstaben beginnen, die Initialen also eine Alliteration sind, oder gerade nicht? Manche Eltern meiden sogar Vornamen, deren Anfangssilbe trotz anderem Anfangsbuchstaben so ähnlich klingt wie die des Nachnamens (Victor Willms, Phil Fischer), weil sie das zu zungenbrecherisch finden. Ich denke: Hier kommt es immer auf den Einzelfall an. Am ehesten problematisch scheinen mir Alliterationen, wenn der Nachname ein Gegenstand oder ein Begriff ist, der sich auch im Wörterbuch findet. Rudi Rakete, ein Kind, das seines Namens wegen durch die Presse ging, bietet auch ohne seinen Zweitnamen (Silvester) eine Angriffsfläche – wie auch die einst bei „TV Total“ auf die Schippe genommene Lisa Loch. Vielleicht kommt die „lustige“ Wirkung nicht zuletzt durch die vielen Comic- oder Kinderbuchhelden zustande, die ähnlich gestrickte Namen tragen. Apropos: Wussten Sie schon, dass Bibi Blocksberg eigentlich Brigitte heißt?

25 Gedanken zu „Schon mal über Initialen nachgedacht?“

  1. Meine ehemalige Klassenlehrerin hieß Birgit Fi… und wurde in ihrer Kindheit immer BiFi genannt, was sie uns auch anbot. Einige aus meiner Klasse nannten sie danach tatsächlich Fra Bifi 🙂

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    • Wir haben überlegt ob wir unser Kind Eva oder Emma nennen, allerdings ergeben sich mit unserem Nachnamen die Initialien E.T. Ehrlichgesagt möchte ich das nicht.

  2. Im Chemie-LK hat mein Lehrer mal angefangen, abgegebene Zettel mit Initialien zu beschriften. Mein PH war eigentlich ganz passend, aber dass meine Freundin die Initialien SS hat, musste man nicht zu laut sagen. 😀

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  3. Eine Professorin berichtete, dass Sie die Initialen LSD und Ihr Bruder die Initialen KDP hatte. Da man die in der Schule anscheinend manchmal auf Hefte o.ä. schreiben musste ist das wohl unangenehm aufgefallen.

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  4. Ein Freund von einem Freund (wahrgenommen bei Facebook und auf Nachfrage bestätigt worden) heißt Phil Immel. Das muss man erstmal schaffen als Eltern, die ja sicher auch schon ihr ganzes Leben Sprüche oder Reime zu diesem Nachnamen gehört haben. Gerade bei Firmen-E-Mail-Adressen übel, bei denen gerne mal nur der erste Buchstabe vom Vornamen und der komplette Nachname genommen werden…

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  5. streng genommen ist die heute gängige bezeichung für damalige konzentrationslager historisch gesehen falsch. da es sich um ein zusammengesetztes substantiv handelt, war die in ns-zeit verwendete (und grammatikalisch richtigere) abkürzung „KL“.
    was natürlich an dem negativ konnuntierten KZ von heute nicht viel ändert.
    ich würde meinem kind auch nicht diese initialen geben.

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  6. Tja mein Name ist Swantje S… Ich glaube es ist nachvollziehbar warum ich nirgendwo mein Kürzel schreibe.
    Aber meine Eltern haben bei der Namensgebung sich echt keinen Kopf um eventuelle Abkürzungen gemacht.

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  7. ein frauenarzt heißt gerhard kitzler (kein scheiß). der stellt sich aber auch immer mit „mein name ist G-Punkt Kitzler“ vor. so kann auch so ein name was positives werden.

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    • Ich kenne auch eine Familie, die diesen Namen hatte. Der Name wurde dann aber wegen den Hänseleien von den Kindern in der Schule geändert.

  8. Finde ich sehr interessant 🙂

    Meine Initialien sind HB, und das einzige, was mir dazu einfällt, sind Bleistifte! 😀
    In der Schule früher wurde uns Kindern nämlich immer beauftragt, auf die Bleistifte die Inititalien zu schreiben, da viele die Gleichen hatten und es immer Verwechslungen gab.
    Da auf den Bleistifen immer schon HB drauf stand (hardblack), habe ich immer, wenn mir jemand mich darauf hingewiesen hat, dass nichts auf meinem Bleistift stehen würde, dezent darauf hingewiesen, dass HB ja schon drauf stehen würde und war natürlich mächtig stolz auf meine Idee 😛

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  9. Interessanter Artikel. Vor allem die Alliterationen begleiten uns seit wir Kinder haben.
    Beide Jungs sind E.E. (Elbe-Elster?! Na wenigsten ein Landkreis aus meinem Heimatbundesland 😉 )
    Wenn man noch die Zweit-/Drittnamen dazu nimmt wird aus dem Großen ein E.U.S.E (ohne Nachnamen das Autokennzeichen meines Arbeitsortes) und aus dem Kleinen ein E.R.C.E. (Wenn wir ein O als Nachnamen hätten, würde der Lütte seinen Rufnamen auch wieder in seinen Initialien haben, wenn wir denn den Carl mit K geschrieben hätten…)
    Wir wollen ja irgendwann noch ein drittes Kind, dann wirds hoffentlich ein Mädchen, welches, Überraschung, auch mit E beginnen würde (E.W.J.E.) (das war der erste Name, den wir hatten, da der Große 30 Wochen lang als Mädchen gehandelt wurde. Dass er als Junge auch mit E anfing, war dann aber Zufall. Beim Lütten dann nicht mehr, auch nicht das beide dann ebenso mit O aufhören…Einen dritten Jungennamen mir E am Anfang, O am Ende und den beiden Mittelbuchstaben unterschiedlich zu den anderen beiden hätten wir noch und mehr als 3 Kinder sollen es ja eigentlich nicht werden 😉 )

    achja, wenn man die Anfangsbuchstaben der unser aller Rufnamen in der „richtigen“ Reihenfolge hintereinander schreibt, wird es ein JEES. 🙂

    Ich bin eine JAE (geborene JAG), mein Mann ein SE.

    Beste Grüße, Johanna

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