Kuriose Namen

Wenn aus einem Namen ein Unfall wird …

Von Sigrid Tinz

Oda-Gebbine Holze-Stäblein, die Pastorin vom „Wort zum Sonntag“ kannte mal jeder, und die FDP-Politikerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger kennt man wieder. Doppelnamen waren eine Zeit sehr in Mode.
Das neue Namensrecht hat das vor einigen Jahren geändert: Frauen, die was auf sich halten, bleiben bei ihrem Geburtsnamen. Maria Silies kann Martin Peter heiraten, ohne zu Frau Peter oder zu Frau Peter-Silies werden zu müssen. Auch Simone Angst-Muth würde sich heute vielleicht anders entscheiden oder Sylvia Schwarz-Weiß, Frau Froh-Böse oder Frau Wein-Keller.

Gut für die Gleichberechtigung.
Aber ein bisschen schade für alle, die die vergnügliche Lektüre von Familienanzeigen, Telefonbüchern und einschlägigen Internetseiten schätzen. Kleinode wie Große-Flasche, Langer-Hammel, Anders-Poppen oder Pomm-Fritz werden seltener werden.
Bekommen Maria Silies und Martin Peter Kinder, müssen sie sich entscheiden, welcher ihrer beiden Nachnamen Familienname wird. Für Außenstehende amüsante Namen wie Rukeldukel, Stratkötter, Fickers oder Fikfak werden so nach und nach wohl verschwinden.

Unterschriften © Banana Republic - Fotolia.com
Unterschriften © Banana Republic – Fotolia.com

Nochmal Schade. Denn mit zweideutigen Namen lassen sich ganze Geschichten erzählen, zum Beispiel diese: Rosemarie Feiert. Joachim Kannnicht, Willi Weißnicht und Wolfram Willnich. Stefan Sistenich. Günter Schmolt. Angela Plappert und auch Professor Peter Plappert. Michael Stört. Volker und Doris Kiffen, Johannes Kokst, Heinrich Hattebier, Adolf Fraß. Hans-Peter und Gabriele Schlafen. Und dann kommt noch Herr Warum. „Guten Tag, wie ist ihr Name, wenn ich fragen darf?“ „Warum.“
Wer sich auf das Studium von Geschäftsanzeigen und Gelbe Seiten verlegt, wird aber immer fündig werden: Anette Huhn und Gisela Fuchs zum Beispiel sind beide Tierärztinnen, Professor Kunst ist Kunsthistoriker und Richard Tausend Mathematiker. Familie Glas hat eine Glaserei, Familie Umgrove einen Gärtnereibetrieb. Gerhard Arzt ist Arzt und Josef Doktor auch. Herr Bormann und Frau Zahn sind Dentisten. Das passt, das ist schön. Genauso, dass der Bestattungsunternehmer Kiste heißt oder Ernst Gott Lebensberater und Seelsorger ist. Mit unreiner Haut geht man ins Kosmetikinstitut, vielleicht zu Anita Pickel. Ein Spielewissenschaftler muss sich natürlich mit Schummeleien befassen, wie Professor Mogel es sicher tut. Eindeutig den falschen Beruf hat leider der Augenarzt Nasemann, und auch bei den Rechtsanwälten Flunkert, Lueg und Schlawien sind die Namen nicht die beste Werbung in eigener Sache. Gleiches gilt für den Reinigungsunternehmer Siegbert Siff, die Fahrschule Schrott und für das Friseurgeschäft von Heinz Kahl genau wie das von Anita Glatz. Auch der Maler Patrick Schmierer ist bestimmt nicht glücklich über seinen Namen. Und mit welchem Gefühl geht man zu einem Arzt namens Frankenstein, zu einer Psychologin Monika Spinner? Geht man überhaupt dahin?
Ist Clothilde Hasskerl eine Feministin?
Sturmhard Eisenkeil ein großer Mann mit Bart?
Gustav Gans ein Glückspilz? Wobei man sich da eher fragt, ob Gustavs Eltern das witzig fanden oder keine Donald-Duck-Comics kennen.

Auch Claus Thaler oder Eva-Maria Krohn werden vermutlich Strichlisten führen, welcher doofer Spruch wie oft geklopft wird. Warum nennt Familie Hösli ihre Tochter Rosa, Familie Stute Ute? Was denken sich Mama und Papa Haft, die ihren Sohn Ernst nennen? Warum nennen Eltern Dampf das Kind Hans, braucht Familie Hohn einen Reiner? Familie Zufall? Familie Fall eine Klara? Warum heißt jemand Paul Panter, Peter Pan, Peter Peter oder Gerhard Gerhard? Maria Lichtmess?
Maria Hilf.

Manches passiert sicher auch aus Versehen: Dass Melitta Mann irgendwann komisch klingen würde, konnte man bei ihrer Taufe vielleicht noch nicht wissen. Immerhin wohnt sie nicht in Minden, sondern in der Pfalz.
Egal wie das Namensrecht gerade ist, manche Eltern werden es immer wieder schaffen, ihrem Kind mit seinem Namen eins mitzugeben fürs Leben.

Sigrid Tinz ist Wissenschaftsjournalistin, Fachjournalistin für Kinder- und Jugendliteratur und vierfache Mutter.

69 Gedanken zu „Kuriose Namen“

  1. Habe über diese Namen laut lachen müssen !
    Als Kind hatte ich einen Zahnarzt namens Schlaginhaufen der nicht besonders feinfühlig war. Wurde er vielleicht durch seinen Namen beeinflusst ?
    Getraut wurde ich in Zürich von Herrn Eisenring. Nun ja, der Ring ist durchgerostet, da ich heute geschieden bin.;-)

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  2. Ich hatte eine Biologielehrerin mit dem schönen Nachnamen: Taube-Hahn
    🙂
    Sehr schön finde ich auch den Bekannten meines Vaters: Herrn Alexander Schweis, den alle gerne Axel nennen 😉 Wobei er seinen Nachnamen immer eher wie „Schwe-is“ ausspricht….

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